Gerhart Egger
Triumphidee und Veduten
in der österreichischen
Druckgraphik des 17. und
18. Jahrhunderts
Albrecht Dürers Triumphbilder für Kaiser Maxi-
milian - die Ehrenpforte, der Triumphzug und
der Triumphwagen - stehen nicht nur am Be-
ginn iener Vorstellung, Triumphideen zum Bild
werden zu lassen, sondern bilden gleichzeitig
auch ihren Höhepunkt. Schon Hans Leonhard
Schäuffeleins Blatt eines Triumphwagens für Karl
V. ist wesentlich einfacher und dürftiger in der
allegorisch-symbolischen Durchführung als Dü-
rers Vorbild und zeigt realistisch faßbare Züge.
Mehr noch wird diese Tendenz in Peter Flötners
Blatt eines Triumphbogens für Karl V. deutlich,
bei dem nicht mehr ein großangelegtes allego-
risches Programm verwirklicht werden soll, son-
dern die Abbildung einer wohl allegorisch kon-
zipierten, aber doch aud1 tatsächlidi erridwte-
ten Pforte wiedergegeben wird. Schon der Durch-
führbarkeit wegen ist die allegorische BiIdhaf-
tigkeit der Anlage bedeutend dürftiger gewor-
den zugunsten eines mehr architektonischen Kon-
zeptes. Heinrich Wirrichs Illustrationen einer
großen Habsburger-Hochzeit aus dem Jahre 1571
schließlich zeigen zwar in einigen Blättern noch
die Durchführung eines phantastischen allego-
rischen Programms, stellen diesem aber bereits
nüchtern realistische Veduten an die Seite, in
denen die Illustrationen tatsächlicher Szenen ime
mer mehr in den Vordergrund treten.
Während des späten 16. und des "I7. Jahrhun-
derts kommt es in Österreich, vor allem aber in
der immer mehr als Residenz des kaiserlichen
Hofes hervortretenden Stadt Wien, zu einer
politischen Katastrophenstimrnung, die iede
künstlerische Entfaltung sehr zu hemmen scheint.
Im Jahre 1529 waren die Türken das erstemal
vor Wien, und nur der Ausbruch der Pest im
türkischen Lager konnte die Eroberung der Stadt
und damit die hödiste Gefahr für Kaiser und
Reich abwenden. Kaiser Karl V. unternahm dar-
aufhin einen leider mißglüdden Angriff gegen
das türkische Reich in Tunis. Die Unsicherheit
ganz Europas wuchs, und der Triumph wurde
weit in den Hintergrund gedrängt. Don Juan
d'Austrias Sieg über die türkische Flotte im
Jahre 1572 brachte zwar den ersten durchschla-
1 Peter Flellner (Flölner)
Bildhauer, Meduilleur und Ardaileklurzeidiner, geboren
um 1485 in Thurgau (i), seil 1522 in Nürnberg, den
1516 gesl. _ _
Trrum hbogen für Kaiser Karl V., HOilSChDl",
51 xS cm Nürnber l541,7gedrudd bei Chrrslian
Egenolff, I. Nr. 142 (1 117), Scheslug S. 119.
Der dreilorige Triumphbogen in Form einer lnunierisli-
sehen Sladllorurdiiteklur mit weilgehend reulislisdaem
Charukler wurde in Nürnberg am 16. Februar 1541 errich-
m. Er m1 ldie allegorischen Figuren a" Prudenria und
Jusriria, ie beiden Säulen und die Devise aus dem
Wappen des Kaisers und den Doppelndler. Die ange-
brachlen Wappen sind: Das Reich, Uslerreich, Jerusa-
lem, Kastilien und Leon. Die Form des Bogens ist flddl
Reimers von Serlie entlehnt.
LiL: Ded son I, S. 536, Nr. 77; Geisber Nr. 822;
Lholsky, ., Sonderausslellung Karl V., ien, Kunsl-
historisches Museum, 1958, Nr. 153.
2 Unbekannter österreichischer Meister, Feuerwerk
anlößlich der Hochzeit Kaiser Leopolds I. am
8. Dezember 1666 in W1en. Radierung, 1666,
Ügiääxllfiß cm. lnv.-Nr. K. I. 6569 (l74l3). itter II,
Pliantastisdua bühnenartige Schloßfassade hinter einem
Teidu, von der aus die Raketen abgeschossen werden,
die einige Devisen zeigen; darunter jene Kaiser Fried-
richs 111.1 A E 1 o u. im Vordergrund Herkules im Kampf
mit den Kentauren. Dieses ist sidwerlidi als Anspielung
der Kriege Leopolds gegen die Türken aufzufassen.
Die allegorische Verbindung eines Helden mit Herkules
taucht im späten 17. und 15. Jahrhundert an vielen
Stellen auf.
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