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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 126)

Gerhart Egger 
Triumphidee und Veduten 
in der österreichischen 
Druckgraphik des 17. und 
18. Jahrhunderts 
Albrecht Dürers Triumphbilder für Kaiser Maxi- 
milian - die Ehrenpforte, der Triumphzug und 
der Triumphwagen - stehen nicht nur am Be- 
ginn iener Vorstellung, Triumphideen zum Bild 
werden zu lassen, sondern bilden gleichzeitig 
auch ihren Höhepunkt. Schon Hans Leonhard 
Schäuffeleins Blatt eines Triumphwagens für Karl 
V. ist wesentlich einfacher und dürftiger in der 
allegorisch-symbolischen Durchführung als Dü- 
rers Vorbild und zeigt realistisch faßbare Züge. 
Mehr noch wird diese Tendenz in Peter Flötners 
Blatt eines Triumphbogens für Karl V. deutlich, 
bei dem nicht mehr ein großangelegtes allego- 
risches Programm verwirklicht werden soll, son- 
dern die Abbildung einer wohl allegorisch kon- 
zipierten, aber doch aud1 tatsächlidi erridwte- 
ten Pforte wiedergegeben wird. Schon der Durch- 
führbarkeit wegen ist die allegorische BiIdhaf- 
tigkeit der Anlage bedeutend dürftiger gewor- 
den zugunsten eines mehr architektonischen Kon- 
zeptes. Heinrich Wirrichs Illustrationen einer 
großen Habsburger-Hochzeit aus dem Jahre 1571 
schließlich zeigen zwar in einigen Blättern noch 
die Durchführung eines phantastischen allego- 
rischen Programms, stellen diesem aber bereits 
nüchtern realistische Veduten an die Seite, in 
denen die Illustrationen tatsächlicher Szenen ime 
mer mehr in den Vordergrund treten. 
Während des späten 16. und des "I7. Jahrhun- 
derts kommt es in Österreich, vor allem aber in 
der immer mehr als Residenz des kaiserlichen 
Hofes hervortretenden Stadt Wien, zu einer 
politischen Katastrophenstimrnung, die iede 
künstlerische Entfaltung sehr zu hemmen scheint. 
Im Jahre 1529 waren die Türken das erstemal 
vor Wien, und nur der Ausbruch der Pest im 
türkischen Lager konnte die Eroberung der Stadt 
und damit die hödiste Gefahr für Kaiser und 
Reich abwenden. Kaiser Karl V. unternahm dar- 
aufhin einen leider mißglüdden Angriff gegen 
das türkische Reich in Tunis. Die Unsicherheit 
ganz Europas wuchs, und der Triumph wurde 
weit in den Hintergrund gedrängt. Don Juan 
d'Austrias Sieg über die türkische Flotte im 
Jahre 1572 brachte zwar den ersten durchschla- 
1 Peter Flellner (Flölner) 
Bildhauer, Meduilleur und Ardaileklurzeidiner, geboren 
um 1485 in Thurgau (i), seil 1522 in Nürnberg, den 
1516 gesl. _ _ 
Trrum hbogen für Kaiser Karl V., HOilSChDl", 
51 xS cm Nürnber l541,7gedrudd bei Chrrslian 
Egenolff,  I. Nr. 142 (1 117), Scheslug S. 119. 
Der dreilorige Triumphbogen in Form einer lnunierisli- 
sehen Sladllorurdiiteklur mit weilgehend reulislisdaem 
Charukler wurde in Nürnberg am 16. Februar 1541 errich- 
m. Er m1 ldie allegorischen Figuren a" Prudenria und 
Jusriria, ie beiden Säulen und die Devise aus dem 
Wappen des Kaisers und den Doppelndler. Die ange- 
brachlen Wappen sind: Das Reich, Uslerreich, Jerusa- 
lem, Kastilien und Leon. Die Form des Bogens ist flddl 
Reimers von Serlie entlehnt. 
LiL: Ded son I, S. 536, Nr. 77; Geisber Nr. 822; 
Lholsky, ., Sonderausslellung Karl V., ien, Kunsl- 
historisches Museum, 1958, Nr. 153. 
2 Unbekannter österreichischer Meister, Feuerwerk 
anlößlich der Hochzeit Kaiser Leopolds I. am 
8. Dezember 1666 in W1en. Radierung, 1666, 
Ügiääxllfiß cm. lnv.-Nr. K. I. 6569 (l74l3). itter II, 
Pliantastisdua bühnenartige Schloßfassade hinter einem 
Teidu, von der aus die Raketen abgeschossen werden, 
die einige Devisen zeigen; darunter jene Kaiser Fried- 
richs 111.1 A E 1 o u. im Vordergrund Herkules im Kampf 
mit den Kentauren. Dieses ist sidwerlidi als Anspielung 
der Kriege Leopolds gegen die Türken aufzufassen. 
Die allegorische Verbindung eines Helden mit Herkules 
taucht im späten 17. und 15. Jahrhundert an vielen 
Stellen auf. 
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