1 Antwerpen. 1515 -1520, Umkreis des r-Pseudo-Blesir
"Die Weissagung der Tiburtinischen Sibylle an Kaiser
Augustusir
Wien, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste
2 Anlwerpener Manierist, i-Pseudo-Blesrr
i-Enthauptung Johannes des Taufersii
Berlin, Staail Museen Preußischer Kulturbesitz, Gemälde-
galerie
3 Antwerpener Manierist, liPseudo-Blesir
iiAnbetung der Konigeir
London, Kunsthandel
Anmerkungen 1 - 10
1 lnv Nr 568, Ternpera auf Leinwand. 175 X119 crri, nicht bezeichnet,
Prbv 1 Sammlung Larriberg. im Ubergabeirivertlar der Stillung Larriberg
an die Akademie 1822 afs iiTeutscbe Schulen gßlührt
I Bariscri vii, Nr 31. vgl zu diesem Komplex Juiius Held, Durers Nach-
wiikung auf die Niederlandische Kunst seiner Zert. Den Haag 1931,
p es. Wellßrä den Katalog der Ausstellung Albert Durei BUK Pays-Bas.
Brüssel 1977, Nr, 377, p 176
' Paris, Louvre. lriv, Nr. 1271
' Vgl Zu diesem Themenkreis E D Bossriard, Tucrlleinrnalerei 7 eine
Dilltge Ersatztechniiöinleitschriit lurKunStgeSChfclite45, 19823 31 I1
5 Dazu äußert 51th besondersCarei van Mandel, vgl Hans Floerke, Carel
van Mander, Das Leben der Niederländischen und Deutschen Maler.
MurichenILe1pzig1906,p 52
' Ein Flestaurielungsbeispiel wird besprochen Del E D. Büssnard und
v adesriard-vari der Bruggen, Konservierung etner Tüchleinmalerei,
m. Maliecrinlk-Reslauru i, 1974, p 1611
r Zu den Antwerperier Manieristen vgl MaxJ Frledlander, Early Nether-
laridish Painting, Bd Xl Trie Aritwefp Mannerists. Adriaen Ysenbrandt,
Leyden 1974, p S7 7 79, p 102, sowie seinefruhere grundlegende Stu-
die im Jahrbuch der koniglich Preußischen Kunstsammlung 3G. 1915.
p 651i
l c Ju5l1 im Jahrbuch der königlich Preußtschen Kunstsammlungen 1a,
1895, p. 212mm, F. Dulberg, Die Leidener MalSCrlule, Berlin 1899.
9.139.191 v. FrirTirneLGescriicrifu dci Wiener Gernaldesamrnlungen IV
Die Galerie lrl der Akademie d p K, Leipzrgrßeriiri 1901, p 144.
G Gluck. läeiiragezurGescnichtedeiAniwerpener Malerei irni6 Jahr
hundert, In Jahrbuch der kunsfhislorischen Sammlungen des Allerh.
Kaiserhauses 22.1901,D 9, N Beeis, Dirick Jacobsz Veliert, Schilder
van Antwerpen iii. Froege Teekeningen, in Onze KunstB. 190a, p. 16a
und f74.vgl. weitersdieAnrnerkungen 27 e 29, unterden genannten L1-
teraturmaten w1rd lnv. Nr 568 ieweils genannt.
' L Münl, Katalog des wiedereröffneten Teils der Gemafdegalerie der
Akademie der brldenderi Kuriste in Wien, wierr 194a, p. ts, Nr. 22, wei-
lers M Pdcrr-kaidus im Katalog dci Gemäldegalerie . wieri 1961.
p 31, Nr 27, und diesn H Futter lrri Katalog der Gemäldegalerie.
wieri 1972, p a3, Nr.3?!
i" Fl Elgenbsrger, Die Gervialdegalerie der Akademie der b. K, in Wien,
WlertlLelplig 1927_Texl-Bd p s
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hält d1e Gruppe des kaiserlichen Gefolges die Kompo-
sition im Gleichgewicht, ein Gerüsteter und zwei NODI-
les, die als Zeugen am Wunder Anteil nehmen und dies
mit ebenso sprechenden Gesten wie die Sibylle zum
Ausdruck bringen. Alles Aufwärtsstrebende mündet in-
haltlich in der Himmelserscheinung. Aber auch der
Landschaftsausblickwurde vertikalisierenderFormge-
bung unterworfen. Die schmale Ftaumgasse zwischen
den beiden Gruppen, in der ein elegantes Windspiel
liegt, verengt sich weiter im Mittelgrund, wo der Blick
aufdieschmaleAussichtüberden Flußlaufhinweg zen-
triert wird. Es ergibt sich aus dieser Blickführung und
einer eher aufsichtigen Proiektionsweise besonders
der tiefenräumlich gedachten Bildzcnen ein befremdli-
cher Tapetencharakter. der kaum Freiraumgefühl ver-
mittelt. Kennzeichnend für den Bildcharakter sind [e-
doch die Figuren selbst. Auch sie unterliegen mit ihren
schlanken Gestalten dem Vertikalisierungsprinzip der
Komposition. In gewissem Gegensatz zur Langung vor
allem der Frauentypen steht eine gespannte Beweg-
lichkeit der Figuren, die Jedoch nicht in einen harmoni-
schert Bewegungsfluß mündet, sondern in eckigen For-
men erstarrt zu sein scheint. Die Unruhe des optischen
Eindrucks geht auch nicht so sehr von Bewegung und
Gestik aus, vielmehr von einem ebenfalls eckigen,
schwerbrüchigen Faltenstil sowie von den bizarren Ko-
stümen, deren Schmuck und den aufwendigen Ge-
wanddrapierungen. Was die Position der Figuren im
Biidraum betrifft, so fällt auf, daß sie innerhalb ihrer
Gruppen voreinander beziehungsweise aufeinander
projiziert erscheinen, ohne die Illusion von Zwischen-
raum und Dreidimensionalität zu vermitteln; man be-
trachte in dieser Hinsicht besonders die drei kaiserli-
chen Begleiter und die Schwierigkeit, innerhalb der Fla-
chenform, zu der die Gruppe zusammengeschlossen
ist, einen Bewegungsgestus wie das Weisen des Gehar-
nischten auf die Erscheinung zu integrieren. Ein weite-
res Stilmerkmal der Künstlerpersönlichkeit, die hinter
dem WienerTüchlein steht. ist die Betonung der Hände
der beteiligten Figuren, ihre zierlich-manierierte Hai-
tung undihreverteilung inderKompositionaus dersich
geradezu ein Streumuster von Händen ergibt. Sie sind
betont schlank mit spindeliörmigen Fingern, die ent-
sprechend sorgfältig ausgearbeitet worden sind,
Schließlich sind zur Charakterisierung des Stils des
Wiener Tüchleins die Gesichtstypen bemerkenswert:
Bei den Frauen fällt die übertriebene Betonung der ho-
hen, ausrasierten Stirn auf. Die männlichen Figuren
sind individueller gestaltet. der bärtige Geharnischte
entspricht im Typus dem knochigen Gesicht des Kai-
sers, weitere handschriftliche Eigenarten unseres frag-
lichen Meisters stellen die Physiognomien des älteren,
breitgesichtigeren Mannes mit Doppelkinn sowie das
verlorene Profil der reich gewandeten Figur mit Turban
in Rückansicht dar.
Es wurden hierStilkriterien besprochen, die zum einen
generell in den Formenkanon derAntwerpener Manieri-
sten passen. Mit Vorbehalt sei nochmals auf die nervös-
expressive Gestaltung der skurillen Kostüme hingewie-
sen, denn diese Modewar eine Zeiterscheinung und fin-
det sich ebenso im holländischen Kunstkrei ; das Ant-
werpensche Kennzeichen der Stilhaltung liegt hier in
den betonten Formalisierungstendenzen und der noch
deutlich spürbaren spätgotischen Formensprache. Zu
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