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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 190 und 191)

 
im Büro, sie hat den Büroteil geleitet, und die Buch- 
'erin hatdieAbrechnungengemachtusw,.sodaßje- 
ausgelastet war. 
ioncters möchte ich erwähnen, daß, als ich ein Lehr- 
dchenwar, ichaucheinmaldie Privaträumlichkeiten 
reten durfte. undda faszinierte mich ein Bild, das lei- 
durch Erbangelegenheiten wieder an Herrn Zirnpel 
allen ist, das ich von Herzen gern erworben hätte, 
lzwarwardaseinJugendbildnisvon Emilie Flöge. Es 
ein Aquarell. es ist leider schon etwas verblaßt, aber 
walswares schön. Es ist in einem goldenen Rahmen, 
 
der von Gustav Klimt selbst bemalt worden war, es 
schaut aus wie Korallenstocke, auf Gold gemalt. Das 
Bild von einer solchen Lieblichkeit, von einem Aus- 
druck, diese wunderbaren träumerischen Augen und 
dasprachtvolleProfil undim schwarzen Haarein kleiner 
Blütenzweig - ich konnte mich nicht an diesem schö- 
nen Bild sansehen. 
Nichtsdestoweniger habe ich einmal bei einem Besuch 
am Attersee, nein. in der Ungargasse durfte ich die Da- 
men dann einmal nach Auflösung der Firma, wohin die 
Darnen übersiedelt warembesuchen, und da istmirein 
Bildautgefallen,eswargroßundsahauswieein Kupfer- 
stich,uhdzwarwaresderHanswurstldasOriginalistim 
Burgtheater), und die Kopie hing im Speisezimmer der 
Damen, Und da ist mir besonders wieder aufgefallen, 
wielieblichdas Bildvon Emilie Flögewar, miteinerrider- 
artig entzückenden Ausdruck, so etwas Unschuldiges, 
so etwas Entzückendes, daß man es schwerwiederge- 
ben kann. DasistderNachwelterhalten,da esiaindem 
Deckentresko im Burgtheater ist (Abb. 8). 
lchbinbeiderFirmabis1938,biszumSchlußgewesen. 
Ich half noch bei derAuflösung, bzw. beim Wegraumen 
dervielen, vielen Sachen, und leiderwar im 1938erJahr 
die Einrichtung fast nichts wert, es hat sich damals nie- 
mandinteressiertfürdenJugendstil,undaußerderngab 
es ein Überangebot an Einrichtungsstücken von den 
vielen Juden, die damals wegmußten, im Dorotheum, 
daßdasDorotheumdieSachen ausdemSalon garnicht 
nehmen wollte. Meine Chetinnen waren da sehr un- 
glücklich, denn die Sachen waren gediegen und schön 
ausgeführt von der Wiener Werkstätte. 1938 wurde es 
also aufgelöst und die Darnen übersiedelten in die Un- 
gargasse 39. Dort lebte auch Helene Donner, die letzte 
der Klimtdynastie, bis zu ihrem Tod im Jahre 1980. 
In den Kriegszeiten übersiedelten die Damen am Alter- 
see in ihr Haus, Weißenbach. Gemäuer! Nr, 7, und dort 
haben sie die schlechtesten Kriegsjahre verbracht. Es 
waren bittere Jahre, denn es war schwer. Lebensmittel 
zu besorgen,weil dort ist wenig Landwirtschaft, alsosie 
waren ganz abgeschnitten. Aber sie haben es mit Aus- 
dauer und Geduld ertragen. Leider wurde in den letzten 
Kriegstagen der oberste Stock des Hauses in der Un- 
gargasse durch Brand zerstört. Obwohl sie immer wie- 
der während des Krieges Sachen nach Weißenbach 
brachten, haben sie dadurch sehr viel verloren, auch 
 
aus dem Nachlaß von Gustav Klimt, was besonders 
schmerzlich war. 
t946sindsienachAbschlußderAufbauarbeiten wieder 
nach Wien übersiedelt, und da konnte ich die Damen 
dann wieder besuchen. i952 starb Emilie Flöge an ei- 
nem Nierenversagen, und ich gab ihr mit vielen, vielen 
Trauergästen das letzte Geleite. Bei der Totenrede wur- 
de sie sehr geehrt und mit Gustav Klimt in Verbindung 
gebracht. Solbschte einarbeitsreiches, entsagungsrei- 
ches Lebemobwohlsieauchgroße Höhepunkte mit Gu- 
stav Klimt erlebt hat, fehlte doch die gesellschaftliche
	        
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