an des Geschmackes, die sich in den Meister-
ren aller Zeiten feststellen iassenu, erforscht
dargeboten, sondern alle Klassen der Gesell-
aft so weit erzogen, daß "im Konsumenten wie
Produzenten gewerblicher Erzeugnisse die
tdiagen für ein richtiges Urteiiu vorhanden
an. Die mit Hilfe des South-Kensington-Mu-
ns, dem heutigen Victoria-und-Albert-Mu-
n, auf breitester Basis durchgeführte kunst-
lstrielle Reform- und Erneuerungsbewegung
te bereits auf der zweiten Weltausstellung im
'e 1855 in Paris zu "wirklich staunenswertenw
zbnissen. Die "aus dem Gebrauch abgeleite-
und von "einem praktischen Sinnu gestalte-
Formen der englischen Kunstindustrie fanden
Beifall der Sachverständigen. Diese Produk-
entsprach mehr dem Leben und ließ die Fran-
an das Schlimmste befürchten und um ihre He-
onie bangen. England war allen Ernstes zum
iien im Konkurrenzkampf um die kunstindu-
eile Vormachtstellung in der Weit aufgerückt,
dies allein mit Hilfe einer auf den Menschen
igenen Erziehung und Bildung des Ge-
nackes durch wissenschaftlich-museale Re-
imaßnahmen.
h deutlicher zeigte sich das Ergebnis der An-
tnung aller Kräfte im Jahre 1862 auf der drit-
Weltaussteilung, die wieder in London statt-
l. Nun waren die englischen Fortschritte auf
1 Gebieten offensichtlich. Sie erregten die
volle Bewunderung aller Rivalen. Sie waren ei-
llänzende Rechtfertigung der museal-wissen-
aftlichen Fieformbestrebungen und machten
"Welt den praktischen Wert der Kunst und das
nsive Wechseiverhältnis von Kunstbildung, in-
:rie und Nationalwohlstand klar. Zehn Jahre
1 Sempers epochemachender Schrift, nach
er Forderung einer Synthese von Wissen-
aft, Industrie und Kunst, feierten seine Ideen
n einmaligen Triumph. Hineingestelit in die
ierungen und Errungenschaften der Zeit, ver-
die museal-wissenschaftliche Reformbewe-
g den Weltausstellungen eine impulsive Kraft,
sich keine Nation entziehen konnte.
:fried Sempers Reform; "Wissenschaft, Indu-
l und Kunst:-
lfrled Sempers Reformvorschläge begannen
auf dem Kontinent zunächst in der österrei-
chen Donaumonarchie auszuwirken. Hier war
lach 1848 durch die forcierten Maßnahmen in
zu einem modernen industriestaat sich ent-
reiten Monarchie zu einer ungemein regen Be-
ing auf allen Gebieten des Daseins gekom-
l. Der Entschiuß des Kaisers, diesem Auf-
uung auch in seiner Haupt- und Residenzstadt
n durch die Schieifung der Basteien und Fortl-
fikationen Ausdruck zu verleihen, führte ab 1857
nicht nur zu den größten Bauvorhaben des
19. Jahrhunderts, sondern auch zum bedeutend-
sten kulturellen Zeugnis des industriellen Zeital-
ters, der Wiener Ringstraße.
Die wirtschaftliche und künstlerische Bedeutung,
die dieses Bauvorhaben durch seine Dimension
(6,5 km lang, 57 rn breit) hatte, rief nicht nur die be-
sten internationalen Architekten auf den Plan,
sondern auch alle jene Männer, denen die Förde-
rung und Reform der heimischen Kunstindustrie
schon immer als eine patriotische Pflicht erschie-
nen war. in erster Linie fühlte sich Rudolf von Ei-
teiberger hierzu berufen, der, in Oimütz 1817 gebo-
ren, ab 1852 an der Wiener Universität Kunstge-
schichte lehrte und sich als Mitglied der Kunst-
kommlssion für die Weltausstellungen schon lan-
ge rückhaltlos für das Reformprogramm Gottfried
Sempers eingesetzt hatte. Als er daher im Jahre
1862 als Mitglied der Kommission für die Weltaus-
stellung in London fungierte, mußte er nicht nur
den Rückstand Österreichs und aller deutschen
Lande feststellen, sondern ebenso den Fortschritt
der englischen Produktion, der durch die zehnjäh-
rige Erziehungsarbeit des South-Kensington-
Museums zustande gekommen war. Noch in Lon-
don kam es dann zu einer Besprechung zwischen
Eiteiberger und dem österreichischen Ministerprä-
ß! Qäy. _.
1 Jacob B. Josef Kohn, iiSitzmaschineu, Entwurf Josef
Hoffmann, Kunstschau Köln, 1908
2 Der Wiener Karntner Ring mit der jungen Ringstraße
am Eröffnungstag der Wiener Weltausstellung, dem
1. Mai 1873. Ein Zeitbiid in starkem Kontrast zu den
Umwälzungen und Neuerungen des späteren 19. Jahr-
hundens
3 Wiener Weltausstellung 1873. Die "Ansicht der Rotun-
de vom Bassin aus-
4 Wiener Weltausstellung 1873. Ziegeiportai von der
Wienerberger Ziegeifabriks- und Baugeseilschaft, ent-
worfen von Heinrich Ritter von Farstel
sidenten Erzherzog Rainer, der die Ausstellung ge-
sehen hatte und davon tief beeindruckt war. Rai-
ner forderte Eiteiberger auf, konkrete Vorschläge
zur Reform, zur Hebung und Förderung der heimi-
schen Kunstindustrie und Geschmacksbiidung
auszuarbeiten.
Eiteiberger verfaßte eine Denkschrift, in der er die
englischen Bestrebungen würdigte, auf das Wech-
selverhältnis zwischen Kunstbildung, Industrie
und Nationaiwohlstand hinwies und insbesondere
die Verdienste des South-Kensington-Museums
herausstellte, das damals auf dem Höhepunkt sei-
ner Entfaltung stand. Um der europäischen Kon-
kurrenz die Spitze zu bieten, müsse Österreich ei-
ne dem South-Kensington-Museum ähnliche Insti-
tution ins Leben rufen, wobei die österreichischen
Verhältnisse zu berücksichtigen wären. Die Denk-
schrift wurde dem Kaiser vorgelegt, der mit der
Weisung reagierte, daß Eiteiberger sich unverzüg-
lich mit der Frage der Gründung eines Museums
befassen möge, das in erster Linie zur Hebung des
Geschmackes dienen solle. Nach den nötigen Vor-
arbeiten konnte Eiteiberger dem Kaiser in kurzer
Zeit einen direkten Vorschlag zur Gründung eines
österreichischen Museums für Kunst und Indu-
strie unterbreiten. Die Antwort des Kaisers erfolg-
te in einem Handschreiben an seinen Vetter Erz-
herzog Rainer, worin er seinen Willen mitteilte:
iiDa es für den Aufschwung der österreichischen
Industrie ein dringendes Bedürfnis ist, den vater-
ländischen Industriellen die Benützung der Hilfs-
mittei zu erleichtern, welche die Kunst und Wis-
senschaft für die Förderung der gewerblichen Tä-
tigkeit und insbesondere für die Hebung des Ge-
schmackes in so reichem Maße bieten, so finde
ich anzuordnen, daß eine Anstalt unter Benen-
nung ,Österreichisches Museum für Kunst und in-
dustrie" ehestens gegründet werden:
Das vÖsterreichische Museum für Kunst und indu-
strieir
Mit diesem kaiserlichen Handbiliett war der ent-
scheidende Schritt für die Gründung des Österrei-
chischen Museums für Kunst und Industrie getan.
Der Hof stellte das im Zentrum der Stadt liegende
Ballhaus, einen für höfischen Zeitvertreib dienen-
den anspruchsiosen Bau, dem neuen Museum zur
Verfügung. Am 12. Mai 1864 wurde dieses erste
Museum für Kunst und Industrie auf dem Konti-
nent feierlich eröffnet. In der Folge unternahmen
Eiteiberger und seine Mitarbeiter alles, um die in
den Statuten vorgesehene Tätigkeit des Hauses
zu verwirklichen, "die Hilfsmittel, weiche Kunst
und Wissenschaft den Kunstgewerben bieten-i,
bereitzustellen und wbehufs der Forderung kunst-
gewerbiicher Tätigkeit und der Hebung des Ge-
schmackes überhaupt Ieicht benutzbaru zu machen.
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