148
Gruppe auf ungewöhnliche Art und Weise entstanden,
blieb die große Bedeutung, die sie der Beziehung zwi
schen Aktion und Malerei beimaßen, doch charakteri
stisch für ihre Kunst. Nur äußerst selten stand daher eine
Aktion allein und für sich.
Bei Objekten gingen die Gutai-Künstler dagegen oft in
umgekehrter Reihenfolge vor: Die Materialien, dieTsuru-
ko Yamazaki für ihre Arbeiten bei der Open-Air-Ausstel-
lung benutzte, fanden sich später in ihren Gemälden
wieder, und aus Atsuko Tanakas großartigem Objekt -
dem Elektrischen Kleid - wurde ein riesiges beleuchtetes
Gemälde. Auseinandergenommen und auf eine Lein
wand gespannt, erhielt es durch die Kreise und Linien,
die sich aus der Anordnung der Kabel ergaben, eine völ
lig neue Gestalt. Obwohl Yoshihara stets die oft schwer
zu definierenden Ausdrucksformen junger Künstler
unterstützte, überrascht es nicht, daß er selbst, der tra
ditionellen Künstlergruppen angehört und sich einen Ruf
als Maler erworben hatte, die Malerei als endgültiges Ziel
und andere Medien als vorläufige Prozesse verstand.
Nachdem sich die Gutai-Künstler 1958 durch den Kon
takt mit Tapie der Bedeutung ihrer Werke bewußt ge
worden waren, scheint Yoshihara sie dazu angehalten
zu haben, ihre Experimente mit der Aktionskunst zu ver
tiefen und eine neue Art von Bildern zu schaffen. Diese
Werke zogen um 1960 internationale Aufmerksamkeit
auf sich, allerdings gab es damals keine Kritiker, die in
der Lage gewesen wären, sie zu analysieren.
Für Allan Kaprow zeigten Jackson Pollocks Bilder eine
Möglichkeit auf, die Form der Malerei zu demontieren,
und sein erklärtes Ziel war es, diesen Weg durch die
Aufführung von Happenings weiterzuverfolgen.si Vor
Kaprow hatte schon Harold Rosenberg das Konzept des
Action painting formuliert, dabei aber den Prozeß und
nicht das fertige Werk - also die Aktion, und nicht das
Bild - in den Vordergrund gestellt.3^ Einerseits bewies
die Gutai-Gruppe Mitte der fünfziger Jahre in ihren Aktio
nen eine Radikalität, die auf der Welt ihresgleichen such
st Allan Kaprow, »The Legacy of Jackson Pollock-, in:
Art News, 57, 6. Oktober 1958, S. 56.
32 Harold Rosenberg, »American Action Painters«, in: Art News, 51,
8. Dezember 1952, S. 56. Eine detaillierte Beschreibung der Ähn
lichkeiten von Shiragas und Rosenbergs Schriften findet sich in
folgendem Aufsatz: Akira Tatehata, »Seiseisuru taburo - Gutai
bijutsu kyokai no 1950 nendai» (Wie Bilder entstehen: Der Gutai
in den fünfziger Jahren), in: Action and Emotion - Paintings in the
1950s, Osaka 1985.