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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 18,
mit seinem feinem Gefühl für Stil und färbe die Kunst erlernt.
Überall sieht man bei den Handroerkern ein Stilgefühl roie in
keinem anderen Hände und das uerspricht uiel für die Zukunft.
Viele uon den Heuten sagten: „Große ITleister haben roir, aber roir
haben keine Besteller, die uns etroas abkaufen roollen.“ Die roun-
derooll geschnitten und eingelegten Holztüren roerden auch restau
riert und ebenso gut ausgeführt roie die alten. Obgleich so ein
Künstler nur 15 bis 20 Piaster (2*50 bis 5 lllark) pro Tag erhält,
kostet so eine grofje Tür etroa 2000 ITlark einschließlich der lTlaferial-
kosten, die dort unbedeutend sind. So roerden alle Denkmäler
Brussas wieder mit ihrem alten Schmuck oersehen; nur für eines
gibt es keinen Künstler mehr: die dekoratioe Arabeskenmalereien
der Kuppeln, Ulan hat nicht geroagf, die Spuren der alten Orna
mente zu ergänzen und so ist nun alles mit roeiß übertüncht, was
ja auch bei den ulten Denkmälern oft uorkommt. Aber in Brussa
roaren uiele Kuppeln ebenso reich roie die noch heute nach 400
Jahren in ihren ursprünglichen färben strahlende Kuppel des
Grabdenkmales uon Djem Sultan, des nach Europa geflüchteten
Sohnes des lllohammed, des Eroberers oon Konstanfinopel. Ich
roill nicht darüber reden, daß die Ceitung, die sehr wenig mittel
hat, einige Veränderungen oorgenommen hat und einiges unterlassen
hat, roas unsere uielleicht allzu wissenschaftlichen forderungen nicht
gerade billigen roürden. Jeßt sind die ITlonumente gerettet, und
das ist ja dach die Hauptsache. Ich rate denen, die wirklich
schöne orientalische Kunst genießen roollen, in ein paar fahren
nach Brussa zu fahren.
Chronik.
Flutographen.
(Ein Brief Radeßkys.) Ein interessantes Radeßky-Auto-
graph ist durch Schenkung in den Besitz der Wiener Hofbibliothek
gelangt. Der Kunstantiquar S. Ken de in Wien überroies der Bib
liothek einen Brief des JTlarschalls, datiert ITlailand, 20. ITlai 1049,
an den Hotar Dr. 3. Taschek in Wien, der sich auf die Ordnung
der Vermögensuerhältnisse des Schreibers bezieht. Der Brief beginnt
mit den Worten: „Ich bin alt und fühle das Abnehmen meiner
Kräfte, somit eine Bedeckung für die Abfahrt ist des familien-
Vaters Pflicht.“
(Ungedruckte Gedichte der Droste-Hülshoff.) Bei der
Auktion ITlax Perl in Berlin rourde für uier ungedruckte Gedichte
der Dichterin Annette uon Droste-Hiilshoff 237 mark gezahlt.
Bibliophilie.
(Seltene Inkunabeldrucke im Egerer A r ch i u.) Im
Heft 1 des 48. Jahrganges der „ITlitteilungen des Vereines für
Geschichte der Deutschen in Böhmen“ ueröffentlicht der Egerer
Archioar kaiserlicher Rat Dr. Sie gl einen Aufsaß über Johannes
Sensenschmid, einen berühmten Buchdrucker aus Eger, und
dessen Werke. Dieser Sensenschmid, der um 1425 zu Eger
geboren rourde, legte 1470 die erste Druckerei in flürnberg
an, übersiedelte 1478 nach Bamberg und starb hier bald nach
1490 oder 1491. Die Erzeugnisse aus seiner Offizin roerden zu
den prächtigsten und bestausgestatteten auf dem Gebiete des
Wiegendruckes gerechnet. Besonders gerühmt wird aber der
fleiß, den Sensenschmid auf die Korrektur seiner Werke zu nor
menden pflegte. Diese Werke hat Dr. Sicgl an der Hand der I
Kataloge des Britischen llluseums in fondon und anderer größerer
Bibliotheken genau uerzeichnet, dabei auch zroei Drucke angeführt,
die in keinem bibliographischen Handbuche über Inkunabeldrucke
aufgenammen erscheinen, im Egerer Archiv jedoch erhalten geblieben
sind. Es sind zroei Einladungen uom Bürgermeister und Rat und
den Armbrustschüßen zu Bamberg an den Egerer Rat und die
Schießgcsellen in Eger uom 9. luli 1485 und uom 25. Juli 1488.
(lleue Shakespeare Dokumente.) Der Shakespeare
forscher Eharles William Wallace beginnt in der „Times” eine
Veröffentlichung uon neuentdeckten Dokumenten über Sh ak esp ear e,
die als die wichtigsten für die Geschichte des Dichters seit der
Entdeckung seines Testamentes im Jahre 1747 bezeichnet roerden.
Die Urkunden sind im Hausarchiu aufgefunden morden und sind
Akten eines Prozesses, der kurz uor Shakespeares Tode begann
und um das Eigentum an den beiden Theatern Globe und Black-
friars geführt rourde. An beiden roar Shakespeare als Aktionär
heruorragend beteiligt. Klägerin ist eine geroisse Thomasina
Ostler, Beklagter Shakespeares freund John Hemyngs. letzterer
roar der Vater der Klägerin und rourde uon ihr als Geschäfts
führer der Theater-Gesellschaff uerklagf. Es roird in diesen Akten
die Geschichte aller einzelnen Anteile der Theater geschildert, so
daß sich ein genauer Einblick in Shakespeares Vermögensuerhältnisse
ergibt. Es zeigt sich, daß der Dichter gegen Ende seines Hebens
oon seinen Theatern jährlich 500 bis 600 Pfund (10—12.000 JlTark)
bezog, abgesehen oon seinen Einkünften als Dramatiker.
(Bücherneuheiten oon 1569.1 Im frankfurter Archiu
befindet sich das ITleßmemorial des frankfurter Buchhändlers
ITlichael Harder über die fastenmesse 1569 Im ganzen nerkaufte
er 5918 Bücher, und am besten gingen das „Buch oon den sieben
roeisen meistern“ und Paulis „Schimpf und Ernst“. Von jenem
rourde er 255 Exemplare zu je II Schilling, uon diesem 202 los.
Ein Hausarzneibuch, das „Handbüchlein Apollinaris”, seßte er,
obgleich es 26‘/ 2 Schilling kostete, 227mal ab. Volksbücher wurden
flott uerkauft, merkroürdigerroeise aber solche französischen Ur
sprungs beoorzugt. „fortunatus“ ging in 196, „ITlagdone“ in 176,
„melusine“ in 158, „Ritter Pontus“ in 147, „Ritter Geloiry“ in 144,
„Oktaoianus“ in 155, die Schroanksammlung „Wendunmuth“ —
die „unsterbliche Kiste“ jener Zeiten in 118, Wickrams Erzählung
„Der Goldfaden“ in 116 Exemplaren ab. „Hug Schapler“ rourde
97, „Eulenspiegel“ 77, „Esop“ 69mal uerkauft. Die heimatliche
Heldensage hatte an Beliebtheit uerloren. Die folio-Ausgabe Sieg
mund feyerabends uom „Heldenbuch“ brachte es troß ihrer Billig
keit nur auf uier Exemplare. Das Volksbuch uon‘„Barbarossa”
rourde 59 mal abgeseßt und uom hürnenen Siegfried oerkaufte
Harder nur 54 Exemplare, oon denen 25 nach Worms gingen, also
roohl aus Pokal-Patriotismus erstanden rourden. Von Kochbüchern
uerkaufte er 141. Hoch besser gingen „Wallerbüchle“, „Planeten“
und ähnliche Hiteratur.
(Verleger und Buchhändler im Altertum.) Daß es
Verleger gegeben hat, beoor man Bücher gedruckt hat, weiß man
recht roohl. Weniger bekannt dürfte sein, roieroeit die Geschichte
der Verlagsbuchhandlung sich zurückoerfolgen läßt. Der erste Ver
leger, dessen Hamen uns überliefert rourde, ist roohl Atticus, der
freund Eiceros, dessen Schriften er oertrieb. W. Schubart
erzählt uns über ihn und seine Berufsgenossen Interessantes in
seiner Studie „Das Buch bei den Griechen und Römern“ (Berlin,
Georg Reimer). Ein großes Autorenhonorar hat Atticus seinem
berühmten freunde nicht gezahlt. Denn roenn auch Ciceros Schriften
oiel gelesen rourden — dem Verleger kam nicht uiel daoon zugute.
Kaum roaren nämlich einige Exemplare auf den markt gekommen,
so rourden sie oon sparsamen Prioatleuten abgeschrieben, oder es
fand sich ein Konkurrent, der ein Exemplar kaufte, abschreiben
ließ und unlauteren Wettbewerb trieb. Unlauteren, nicht uner
laubten. Denn oon einem Autorrecht oder Verlagsschuß ist uns
nichts bekannt. So konnten denn die Verleger dem Hutor nichts
zahlen, und Autoren, an deren Heueditionen seither schon mancher
reich geworden ist, befanden sich in derselben Stellung wie heute
unsere jüngsten Anwärter auf Unsterblichkeit: sie roaren froh, wenn
der Verleger ihre Bücher „nahm“, d. h. auf eigenes Risiko ueroiel-
fältigen ließ. Dabei roar Atticus doch sehr zuoorkommend. Als
Cicero seine „Akademika“ dermaßen änderte, daß die schon fertig.