Nr. 18
Internationale Sammler-Zeit
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ung
Verschiedenes.
gebracht, die er noch bei Lebzeiten dem Vater dis oben ge
nannten Donators, dem zürcherischen Staatsarchevar Gei old
Ludwig Meyer von Knonau, 1804, gestorben 1. November
1858, verkaufte. Letzterer überließ die Abteilung der Münzen,
als nach der Einführung der neuen Schweizermünzen (1850)
die alten Gepräge gesammelt und ein geschmolzen wurden, dem
zürcherischen Staatsarchiv als Grundstock ihrer Sammlung
alter Schweizermünzen, die seit Eröffnung des Landesmuseums
in diesem deponiert sind und einen wesentlichen Teil hier
bilden. Mit der diesjährigen Schenkung der Medaillen, rund
1350 Exemplare umfassend, wird dieses frühere Depositum
und die seitherige Vermehrung in passender Weise ergänzt,
und es muß dabei hervorgehoben werden, daß in dieser „Tsen-
schmid-Meyer von Knonauschen Sammlung" eine größere An
zahl hervorragender Erzeugnisse der. Medaillenkunst, von
Seltenheiten, Unicas und historisch bedeutender Stücke sich
befinden.
Ein solches Unikum, eine politische Satire der waadt
ländischen Barone gegen die ihre Zwistigkeiten unterdrücken
den Berner Regierung nach der Eroberung der Waadt, gibt
auch den jetzt einzig möglichen Hinweis auf die Tatsache, daß
der größte Teil der Isenschmidschen Sammlung ursprünglich
eine zürcherische war, nämlich diejenige des ersten zürcheri
schen Staatsschreibers Hans Jakob Lavater, gestorben 1830,
Staatsschreiber von 1803 bis 1816. Man weiß, daß auch Samm
lungen ihre Geschichte haben; hier haben wir den seltenen
Fall, daß eine solche nach langer Zeit und mehrfachem Besitz-
weehsel wieder in die alte Heimat zu bleibendem Aufenthalt
zurückkehrt. Von den größeres Interesse bietenden Exempla
ren sind zu erwähnen die beinahe komplette Kollektion der
Erzeugnisse des iin 16. Jahrhundert berühmtesten und tüchtig
sten Münzmeisters und Medailleurs, des Zürichers Jakob
Stampfer, darunter ein Original-Steinschnitt für die Porträt-
medaiüe Joh. Ulr. Stampfer 1531, dann eine silbervergoldete
Medaille, welche bei Anlaß der Taufe des Freiherrn v. Ilohcn-
fax 1592 von den vier Ständen Zürich, Bern, Basel und Schaff-
hausen ausgegeben wurde und die eine sonst nicht bekannte
Darstellung auf der Rückseite besitzt. Von einer zeitgenössi
schen Porträtmedaille auf den Reformator Theodor Beza
besitzt, soviel bekannt, nur die Bibliotheque Nationale in
Paris ein zweites Exemplar. Ein in Wachs auf Schiefergrund
bossiertes Porträt des Lausanne! Malers Louis Ducros (um
1820) zeichnet sich durch besonders feine Modellierung aus.
Neben Porträtmedaillen, solchen auf historische Begebenheiten,
sind aber auch die Schulprämien von Zürich, Bern und der
Berner Landstädte fast vollständig vorhanden,
Numismatik.
(Notgeld.) Wie uns gemeldet wird, haben in Tirol außer
Innsbruck noch Kufstein und lyitzbühel Papiernotgeld
zu 10, 20 und 50 h ansgegeben. In Linz und Salzburg
behilft man sich mit Briefmarken, die das fehlende Hartgeld
ersetzen.
Philatelie.
(Die erste transatlantische Luftmarke.) Die erste
Luftmarke, die bei dem Ozeanflug von Alörck und Brown zur
Verwendung kam, wurde dieser Tage versteigert und erzielte
den Riesenpreis Von 200 Guineen, was. einem Wert von etwa
24.000 M (K 60.000) entspricht. Die Marke, die eine
braune 3-Cent-Neufundland mit dem englischen Überdruck
,,Erste, transatlantische Luftpost, April 1919“ ist, befindet
sich in einem kostbaren, in rotes Leder gebundenen, goldver
zierten Album, das noch die Unterschriften der Flieger und
des Lord Northcliffe enthält.
(Die Sammlungen des Grafen Josef Potocki.)
Aus Lemberg wird uns berichtet: In Wolhynien besaß Graf
Josef Potocki, der jüngste Sohn des verstorbenen öster
reichischen Ministerpräsidenten Grafen Alfred Potocki, ein
wegen seiner verschwenderischen Pracht sowie wegen der
darin aufbewahrten Kunstschätze und Sammlungen weit
und breit bekanntes Schloß, Antoniny genannt, das mit seinen
Plafondgemälden, Spiegeln, Säulen und Pilastern einen im
posanten Eindruck machte. Unmittelbar vor dem jüngsten
Einmarsch der polnischen Truppen haben die Bolschewisten
das Riesenschloß in Brand gesteckt. Während der drei Tage
dauernden Feuersbrunst wurden die Bibliothek mit 18.000
seltenen Bücherexemplaren, das Familienarchiv, viele wert
volle Bilder Matejkos, Pochwalskis und Kossaks wie auch
hervorragende Werke altitalicnischer, holländischer und spa
nischer Meister vollständig eingeäschert. Die gesamte Ein
richtung des Schlosses mit vielen kostbaren Teppichen, Gobe
lins, Vasen, Majoliken, Bronzen usw. wurde vernichtet. Der
durch den Brand angerichtete Schaden konnte ziffermäßig
bisher noch nicht festgestellt werden.
(Vom Hungertuch.) ln unserer schweren Zeit wird oft
vom „Nagen am Hungertuch“ gesprochen, ohne daß sich einei
unter dem Hungertuch wohl etwas Rechtes vorstellt. Von der
Geschichte und Kunstgeschichte des Hungertuches erzählt
nun M. A. v. Lütgendorff in „Über Land und Meer“. Das
Hungertuch ist seit dem frühen Mittelalter in der christlichen
Kirche im Gebrauch und zwar wurde es während der Fasten
zeit über den Hochaltar gelegt, so daß es das bezeichnendste
Sinnbild für diese Zeit der Entbehrung wurde. Das gewöhnlich
vom Chorbogen herabhängende Hunger- oder Fastentuch
bestand in der Regel aus weißer, grauer oder violetter Lein
wand und war mit Bildern aus der Leidensgeschichte Christi
oder auch nur mit großen dunklen Kreuzen bemalt oder be
stückt. Das schwere düstere Hungertuch, das den Hochaltar
verdeckte, galt als Symbol der Trauer und hing die ganze
Fastenzeit vom Choi hei ab; nur an den Sonntagen und an
einigen Friertagen wurde der Altar den Blicken freigegeben.
Diese kirchliche Sitte muß sehr früh entstanden sein, denn
die Hungertücher werden bereits in einem Bericht aus dem
neunten Jahrhundert erwähnt. Der Brauch hat sich verhältnis
mäßig lange erhalten und ist in einigen Kirchen, wie in den
Domen von Paris und Trient und in der Lambertikiiche zu
Münster, bis in dieNeuzeit bewahrt geblieben. Eines der ältesten
noch vorhandenen Hungertücher ist das aus dem Jahre 1472
stammende Tuch im Dresdener Altertumsmuseum, das
hundert biblische Bilder zeigt. Andere Tücher des 16. und
17. Jahrhunderts sind in kunstvoller Filetarbeit ausgefiihrt.
Die üblichen Redensarten „Ana Hungertuch nagen“, „Das
Hungertuch aufhängen“ oder „Am Hungertuch flicken“
gehen zweifellos auf die kirchliche Sitte des Hungertuches
zurück. Die Bedeutung des „Nagens“ wird wohl am besten
aus einer Verballhornung des Wortes „Nähen“ zu erklären
sein. „Am Hungertuch nähen“ ist eine im 16. Jahrhundert
gebräuchliche Wendung für „sich kümmerlich behelfen“.
Jedenfalls ist diese Erklärung einleuchtender als die eines
andern Sprachforschers, der meinte, sie komme daher, daß
Scheintode im Grabe aus Verzweiflung an ihrem Leichentuch
genagt hätten, ln Norddeutschland bedeutet das Sprichwort
„Das Hungertuch ist gefallen“, daß nunmehr Not und Sorge
ein Ende haben. Hoffentlich brauchen wir in Zukunft vom
Hungertuch nur noch in dieser Wndung zu reden.
(2000 Jahre alte Hufeisen.) Im Aufträge der Cambrian
Archaeological Society finden gegenwärtig durch Londoner
Sachverständige an der Stätte eines alten römischen Lager
platzes bei Yarmouth größere Ausgrabungen statt, die be
reits gute Funde —- namentlich altrömischer Töpfereien —-
gezeitigt haben. Von besonderem Int«esse ist die Entdeckung
von zwei Hufeisen, die nach sachverständigem Urteil über