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Das Schreibzeug der Erzherzogin Johanna aber ist ein Geschenk
des Kaisers und der Kaiserin, das lehren die Monogramme und
Insignien der Scherenblätter.
Auf der einen Scherenschneide findet sich ein Feuerstein des
goldenen Vliesses, dann folgt das kaiserliche Monogramm, das grosse,
das Monogramm durchschneidende „S" gibt sowohl den letztenBuch-
staben des „Maximilianus" als auch die Bezeichnung für „Secundus",
auf das Monogramm folgen wieder Insignien des goldenen Vliesses,
die zwei Feuereisen und der Feuerstein, hierauf das Monogramm
„M" mit den gekreuzten Schrägbalken. Dieses findet sich auf einer
Medaille, die Kaiser Karl V. zur Vermählung seiner Tochter Maria
mit Maximilian II. prägen liessf eine höchst sinnige Beigabe, die an
die Vermählung der Schenker selbst erinnert. Die Spitze des Scheren-
blattes füllt ein Zeichen, das vielleicht ein „F" darstellen soll, dann
ein Hinweis auf Francesco, den Bräutigam wäre, aber auch einen
missverstandenen Liebesknoten darstellen oder gar nur ornamental
zur Ausfüllung des Raumes angebracht sein könnte.
Das zweite Scherenblatt ist ganz ähnlich decorirt, abweichend ist
nur das kaiserliche Monogramm, das hier „Max" nicht „Maxi-
milianus" lautet und von zwei verschlungenen Herzen durchkreuzt
wird. Das nach den Insignien des goldenen Vliesses folgende weitere
Monogramm ist nicht klar. Ich vermuthe, dass auch hier ein Doppel-
monogramm des Kaisers und der Kaiserin vorgeschrieben war, dass
der Künstler hiezu aber nicht den nöthigen Raum fand. Das Mono-
gramm, das ich hiebei im Auge habe, ist das nachstehende m H,
wobei der Graveur aus diesem Monogramme höchst ungeschickter
Weise nur den zwischen den Verticalstrichen befindlichen Theil
copirte, weil ihm offenbar die Bedeutung dieser acht sich kreuzenden
Striche nicht bekannt war.
Die Liebessymbole, der Amor mit Bogen, Pfeil und Köcher, die
Liebesgötter, die den Löwen bändigen, das in das Monogramm des
Kaisers gelegte Herz deuten darauf hin, dass das Schreibzeug ein
Hochzeitsgeschenk des Kaisers und der Kaiserin an Erzherzogin
Johanna war.
Es ist erwähnt worden, dass die Erzherzoginnen Barbara und
Johanna, die gleichzeitig heirateten, auch die gleiche Ausstattung
erhielten. Glücklicherweise hat sich im Haus-, Hof- und Staatsarchive
ein Inventar des Silbergeschirres der „Herzogin von Ferrär" vom
' Abgebildet in Sadelers Symbola divina et humana Tafel 2c, von Typotius auf F01. XIV als
doppeltes „M", Maximilian und Maria erklärt.
"K Abgebildet bei Sadeler Tafel a3, Typ. Fol. XIV.