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Sein Volk durch Kunst zu erziehen, erscheint ihm als sein Ziel. Und
diese Arbeit begann er im traurigen Osten von London mit der I-Ieranbildung
seiner Arbeiter. Er hat schon selbständige Schüler, selbst noch in der
ersten Blüte seines Mannesalters stehend. Wie reich kann dieses Leben
noch werden!
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sie VON
LUDWIG HEVESI-WIEN SIP
NICOLAUS DUMBA Die Wiener Gesellschaft hat einen schmerzlichen Verlust
erlitten. Am 23. März ist Nicolaus Dumba in Budapest, zu Besuch bei der Familie
seiner Gemahlin, plötzlich verschieden. Ein Schlagiluss hat ihn jäh hinweggerafft. Aber
wie ein Blitzschlag ging die Nachricht von seinem Tode auch durch ganz Wien, mit
dessen leitenden und schaffenden Kreisen ihn tausend Fäden seit Menschengedenken
verknüpft hatten. Als wirklicher Geheimer Rath Seiner Majestät des Kaisers, als Mitglied
des Herrenhauses und der Delegationen, wo er seit Jahren das Referat über auswärtige
Politik führte, als Obercurator der Ersten österreichischen Sparcasse, als Ehrenmitglied
oder Mitglied der Leitung einer ganzen Reihe von wirtschaftlichen, künstlerischen, littera-
rischen und wohlthätigen Körperschaften, war er persönlich ein so grosses Stück Wien, dass
sein Verlust sich in einer Vervielfachung fühlbar machte, welche eigentlich erst an den
vielen Lücken, die er hinterliess, zu ermessen war. Auch das Curatorium des Österreichi-
schen Museums verliert in ihm eines seiner thätigsten Mitglieder und dies gibt der Trauer,
die wir an dieser Stelle auszudrücken haben, noch eine besondere persönliche Bedeutung.
Mit wehmüthiger Befriedigung können wir hiebei darauf verweisen, dass wir erst vor
wenigen Monaten (Jahrgang II, Heft xo) in unserem ausführlichen illustrirten Aufsatze:
„Das Heim eines Wiener Kunstfreundes (Nicolaus Dumba)" die Lebensleistung des nun
Dahingegangenen, vornehmlich in seinen Beziehungen zur bildenden Kunst, nach Kräften
würdigen durften. Diese biographisch-kritische Darstellung war ein Vorläufer der zahl-
reichen litterarischen Ehrungen, die dem hochverdienten Manne zu seinem bevorstehen-
den siebzigsten Geburtstag von allen Seiten zutheil geworden wären. Die betreffenden
Kreise waren längst rüstig an der Arbeit, unter anderem an einem gross angelegten
Dumba-Album, das ein litterarisches Denkmal dieses Wiegenfestes werden sollte und
das nun auf das „Ehrengrab" Dumbas gelegt werden muss. In Nicolaus Dumba, dem in
Wien geborenen Griechen, dessen classisches Blut in der freudigen Wienerstadt ein so
modernes, locales Mousseux angenommen hatte, werden noch die Enkel der Zeitgenossen
den Typus eines ehrenfesten und frohgemuthen Wiener Bürgers, eines von Herzen
lebenden und leben lassenden Wiener Charakters, einer unversieglichen wienerischen
Lebens- und Schaffenslust hoch halten. Mit Erinnerungen an sein Wirken ist ja ganz
Wien durchsetzt. Schon von den Namen Schubert und Makart ist der Name Dumba
für den Wiener kaum zu trennen. Musik- und Kunstgeschichte werden ihn in Ehren zu
verzeichnen haben. Der Gemeinderath hat der Künstlergasse den Namen Dumbagasse
gegeben, aber es gibt ausserdem noch so manche Dumbagasse und manchen Dumbaplatz
in Wien. Die Wiener werden diesen Mann nicht vergessen.
ÜDVVIG SPEIDEL. Am u. April hat Ludwig Speidel sein siebzigstes Lebens-
jahr vollendet. Die Wiener Gesellschaft, die Kunstwelt voran, hat ihn aus diesem
Anlasse in den verschiedensten Formen gefeiert. Auch wir wollen es nicht versäumen,
dern genialen Kunstkritiker, der um die ästhetische Entwicklung Wiens denkwürdige
Verdienste hat, den Zoll unserer Verehrung zu entrichten. Seit vierzig Jahren hat sein Geist