MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

 
Klöppelspitze (Reticella), ausgeführt in Vamberk, Böhmen 
Die Majoliken, mit denen wir unsere Betrachtung schließen, sind ebenso 
wie die Bronzen in nur etwa zwölf Exemplaren vertreten, aber dieses Dutzend 
repräsentiert die äußerste Höhe der besten italienischen Fabriken während 
ihrer Blütezeit würdiger, als die vielleicht zehnfache Anzahl in gar mancher 
staatlichen Sammlung. 
Vertreten ist Deruta, Caffagiolo, Faenza, Gubbio, Castel Durante 
und Urbino in je ein bis zwei Exemplaren. Die beiden großen Deruta- 
platten mit dem Bildnis eines Kriegers, beziehungsweise einer Frau waren 
die Kapitalstücke der seiner-zeitigen Sammlung de Somzee (Brüssel), 
aus der auch die beiden außergewöhnlich reich mit vielfarbigen Refiets 
geschmückten Repräsentanten der Marke Faenza stammen. Von allergrößter 
Seltenheit ist die Darstellung der Platte mit Marke Castel Durante. - Die 
Form des entzückenden, lüstrierten Gubbio-Kännchens aus dem Quattro- 
cento erinnert an die naive Schönheit der Vase, die wir bisweilen auf den 
Bildern jener Zeit mit der Darstellung der „Verkündigung" bewundern. 
Das Caffagiolo-Kännchen endlich mit dem seltenen Fond „bianco sopra 
bianco" hat wohl nur zwei Repräsentanten seiner Gattung anzusprechen, 
einen im Kensington-Museum, den andern in der Wallace-Kollektion. 
Schwelgende Farbenakkorde zeichnen fast alle Majoliken der Sammlung 
v. Pannwitz aus. 
Wir sind mit unserem Hüchtigen Rundgang zu Ende und indem wir beim 
Verlassen der Sammlung einem wehmütigen Gefühl Raum geben - soll 
doch der Herbststurm, der so gern Sammlungen zerstreut, auch diese in alle 
Länder verwehen! - drängt sich die Frage auf: Wann werden glückliche 
Umstände und feinsinnige Kennerschaft sich wieder derart vereinigen, daß 
ein so harmonisches Ganzes gelingt? 
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