Aus dem Reliquienschatze des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Tragaltar des Eilbertus
temperament und sollte Wände zu bemalen kriegen. Der monumentale Mensch, also
natürlich mit Vorliebe Akt, ist sein Lieblingsthema, und zwar behandelt er ihn mit einer
Naivetät, die ihren komischen Zug hat. Er streift die Chinoiserie und das gibt diesen
Szenen einen Zug jener frischen Barbarei, der in unserer Überkulturwelt ein neuer Reiz
geworden ist. Bilder wie „Frauen am Meere", „Susanna", „Zwei Porträte" haben ihre
deutliche Eigenart. Ein neuer Mann ist ferner der Spanier Castelucho, dessen elegante
Salondame ein iigurantes Bild abgibt, ohne doch eine neue interessante Anschauung von
farbigem Wesen zu bringen, wie sie Anglada nach Zuloaga gebracht hat. Etwas Über-
raschendes hat noch der junge Pole Ladislav Slewinsky (Zakopane), dessen Blumenstücke
förmlich an Cezanne erinnern. Landschaftlich ist ihm sein Landsmann Filipkiewicz über,
dessen Schneebilder insbesondere sich mit seltener Kraft in Licht und Farbe setzen. Den
schneeigsten Schnee freilich, den absoluten Schnee, fast über Axel Gallen hinaus, liefert
Oskar Moll. So schneit es erst seit wenigen Jahren. Unter dem landschaftlichen Nachwuchs
treten diesmal Rene Stengel und Adolf Zdrasila besonders hervor. Einige unserer Wiener
leisten in ihrer Weise Erfreuliches. Lenz hat zwei große figurenreiche Praterbilder von
frischer Beobachtung und tiefer Farbe; Stöhr einige Akte in rot und grün gemengter
Reflexmanier, einmal mit einem vorzüglichen Hintergrund von Fichtendickicht; Novak
ist ungemein fein in einem Stückchen altmodischen Interieurs mit Stilleben; Karl Müller
hat wieder einige alte Wiener Hofansichten mit allem lokalen Behagen abgemalt, dazu
aber auch zwei Ansichten aus der Wohnung Brahms', eine mit seinem Schreibtisch, die
an aktenmäßiger Genauigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Willkommen sei Rösch, der
nach zwanzigjährigem Auslandleben wieder in Wien eingerückt ist, und zwar mit einer
Reihe tonfeiner Aquarelle aus Spanien, durchaus architektonischer Art, dazwischen aber
auch einer großen „Ruine in Schönbrunn". Otto Friedrich, Friedrich König und Leopold
Stolba lassen ihren fröhlichen Geistern freie Bahn. Sehr bemerkenswert sind aber auch
ein paar Stücke Plastik. Hellmer bringt eine mächtige Bronzevase, eigentlich Cachepot,
mit einem umlaufenden l-lochrelief allerbacchischesten Inhalts; Hanaks weiblicher Torso
in Marmor ist ein hervorragendes Werk, das in eine Sammlung gehört, und sein Brunnen
mit aufrechtem männlichen Akt ist echte plastische Plastik; Müllner versucht sich an
einem Soldatendenkmal für „Hel]", das in jetziger denkmalfroher Zeit gewiß Beachtung
verdient. Schließlich geht auch das Kunstgewerbe nicht leer aus. Ashbee zum Beispiel füllt
mehrere originelle Vitrinen Leopold Bauers mit neuesten Silberarbeiten. Auch die Sessel
Bauers und die Möbel Oerleys sind recht anziehend. Und die architektonische Einkleidung
der Ausstellung ist von Plecnik und Bauer mit Geschmack besorgt.