mantel und Allongeperrücke, emporsteigen.
Der Klassizismus beseitigte diese Übertrei-
bungen wieder; er brachte die schlichte Urne,
das Wandgrab, die Stele, die Säule, nach
Napoleons Feldzug in Ägypten auch den
Obelisken und die Pyramide wieder zurück.
Canova schuf dabei einen neuen Typus, in-
dem er die Pyramidenform als Wandgrab
benützte und zur Leichenkammer gestaltete,
in welche Trauernde mit Blumenspenden
eintreten. Seine zuerst an dem Grabmal der
Erzherzogin Marie Christine in Wien in
edelster Form verwirklichte Idee wurde
etwas abgeschwächt an seinem eigenen und
dem Tizians in der Frarikirche zu Venedig
wiederholt, ohne an seiner Mustergültigkeit
einzubüßen. Die von Hinterbliebenen oder
anderen Leidtragenden allein oder in Beglei-
tung allegorischer Gestalten besuchte Grab-
kammer gehört von da an zu den häufigsten
Exumarabstätte Enerymünchenulüd. Motiven plastischen Gräberschmuckes. Die
Friedhof modernen italienischen Friedhöfe, diese reich-
besetzten Warenlager von Carraramarmor in allen möglichen Gestaltungen,
die in barocken Einfällen von maßloser Unruhe die Papstgräber noch weit
hinter sich lassen und einen förmlichen Hohn auf diese Stätten des Friedens
und der Ruhe bilden, sind voll von derartigen Grabmälern. In Wien nahm
Tilgner sie in feinerer und vereinfachter Form wieder auf, doch konnte er
dabei gesuchte Koketterie, die jain seiner ganzen Kunst liegt, nicht vermeiden.
Erst Bartholome füllte die alte Idee mit neuem Gedankeninhalt, indem er sie
verallgemeinerte und über das Persönliche heraushob. Völlig neu ist sein
Werk also nicht, nur die Art, wie er in der unteren Nische seines berühmten
Grabbaues von Pere Lachaise die Unsterblichkeit ausdrückt, dürfte für die
Plastik wenigstens allein dastehen. Quer über den Leichen seiner Eltern, die
Hand noch immütterlichenSchoße, liegt das neu geborene Kind, ein Symbol des
aus demTode entsprungenen, immerwieder erneutenLebens, das über den Tod
triumphiert, wie auf jener Radierung Klingers das Kind, das auf dem Leich-
nam seiner aufgebahrten Mutter hockt und verwundert ins Leben hineinstarrt.
Wie damals in der Barockzeit macht sich jetzt in der herrschenden
Grabskulptur das Schwinden der religiösen Überzeugung in gewissen
Übertreibungen kirchlicher Lehren geltend. Was sagt dem Gläubigen an
dieser Stelle nicht das Kreuz allein! Alle mit der Erlösung, Auferstehung
und Unsterblichkeit zusammenhängenden Ideen sind in diesem Symbol
vereinigt. In seiner großartigen Einfachheit wird es dem echten Künstler
immer das edelste Motiv bleiben. Auch jetzt ist es der beliebteste Schmuck