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Teilen fensterartige Blendarkaden, mit Betonung der Vertikale, der Mittelteil
mit der dem vierblättrig auslaufenden Schloßblech entsprechenden Teilung,
wobei zwei Wappenschildchen für Mann und Frau - die Truhen wurden
ja hauptsächlich zur Brautausstattung beschafft - Platz gefunden haben.
Holz und Holzverbindung (schmale, dicht aufeinander folgende Schwalben-
schwänze), die Form des Schloßblechs mit den durchbrochenen, gelappten
Blättern, vor allem aber die Deckelform mit den seitlich übergreifenden,
vorn kämpferartig gestalteten Brettern lassen auf die Entstehung am Südab-
hang der Alpen schließen, auch die geringen Maße (1,18X0,63X 0,59 Meter),
die der italienischen Sitte mehr entsprechen als insbesondere der späteren
Abb. 14. Oberitalienisehe Truhe, XV. Jahrhundert. Höhe 0,38, Breite 0,55, Tiefe 0,27 Meter
deutsch-tirolischen, welche mächtige Kästen verzieht. Diese wie die Mehrzahl
der italienischen und oberdeutschen Truhen zeigt im Innern, das ja im ganzen
unteilbar war, ein interessantes Gefachwerk. An der hinteren Längswand drei
Schubfächer, links und rechts Senkfächer mit verschiedenartigem Verschluß.
Die Weiterentwicklung des oberdeutschen Typus zeigt eine des Unter-
satzes entbehrende Truhe aus den Ostalpenländern, die an den Anfang des
XVI. Jahrhunderts zu setzen sein dürfte. Die Maßwerkfüllungen, trotz Bei-
behaltung der vorwiegend vertikalen Richtung schon etwas wild, Rosetten und
Blattwerk mit fühlbar realistischer Neigung, die Protilierungen, das auf die
Wände aufgesetzte Rahmenwerk bereits auf Gehrung gearbeitet, und die
sauberen, reichen Intarsiaeinlagen mit den ersten Spuren perspektivischer Be-
handlung weisen auf die nahende Renaissance hin (Abb. ro). Diese Art Truhen