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Seite 210 
Internationale Sammler-Zeitung, 
Rümmer 14 
liehen ist, so ist Wichner doch weif entfernt, dem Künstler 
gerecht zu roerden; denn die Hauptsache bei einem bilden 
den Künstler sind seine Werke und gerade hiebei kommt 
Wichner über eine beiläufige Inhaltsangabe und tadelnde 
Bemerkungen über Anachronismen und des Künstlers Hang 
zur Satire nicht hinaus, für das echt Künstlerische der 
Arbeiten und für die Stileigentümlichkeiten Stammeis fehlte 
Wichner das geschulte Auge und die Kunsferfahrung, roie 
er denn auch in der Zu- und Ab-Crkennung non Werken 
Stammeis, die nicht signiert sind, merkwürdig schwankt, 
Cs mar darum mit freuden zu begrüfjen, dal] die 
Herren Konservator J. Graus und Dr. Alfr. Schnerich 
in der Zeitschrift „Kirchenschmuck“ mehrere Artikel über 
den steirischen Künstler brachten. :i 
Jn der „G.izetie dos beaux arts“ oom Jahre 1895 
oeröffentlichte iTtarquillier eine Studie über Stammei, 
sich dabei aber so enge an die im uorhergehenden Jahre 
erschienene Studie Wichners anschließend,dafj Dr. Sch n eri chs 
feine Bemerkung, der Aufsalz habe in der Gazette ein Ccho 
gefunden, fast wörtlich zu nehmen ist. 1 
In jüngster Zeit erfuhr Stammei auch in Dr. Alb. 
Kuhns allgemeiner Kunstgeschichte eine kurze Charakteri 
stik und drei Abbildungen erläutern die bezügliche Textes 
stelle. Bei uerbreiteterer Kenntnis seiner Kunst wird ihm 
die richtige Schälung sicherlich nicht nersagt bleiben. 
Die chronologische folge der meisten seiner Werke 
lege ich mir auf Grund der Wichnerischen archioalischen 
forschungen, der oarhandenen Signaturen und Vergleichung 
einzelner Werke in folgender Weise zurecht. 
Stammei beginnt 1726 mit den Arbeiten am Ad- 
monter frauenalfar, in das Jahr 1731 fällt eine Statue 
für Wildalpen, 1732 fand nach Wichner (Admont und die 
Kunst, S. 84) die Aufstellung der Steinstatuen St. Josef 
und St. JRaria in der Stiftskirche statt, im Jahre 1734 
wurden wahrscheinlich die zwei Kapellen St. Benedikt und 
St. Blasius im Stiftsgarten erbaut, in die Zeit 1736 dürften 
die Arbeiten in frauenberg a. d. tnns, in die Jahre 1738— 
1740, die in der Kirche St. ITlartin bei Graz zu setjen 
sein; 1740 folgen die Arbeiten für Kallmang, 1747 sendet 
Beruh. G0I3 oon Augsburg die Cntwürfe zu nier Statuen 
für die Bibliothek und damit beginnt die Tätigkeit Stammeis 
für den herrlichen Büchersaal in Admont, den J. Graus 
mit Recht ein förmliches Stammel-Kluseum nennt. Vorher 
aber (1749) findet der Künstler Zeit, einige kleinere Arbeiten 
für Seitenstetfen zu liefern, und in die Zeit 1755 fällt die 
Vollendung der großen Krippe für die Admonfer Stifts 
kirche und wahrscheinlich auch der beiden Reliefs „der 
reumütige Petrus“ und „die büßende lAagdalena“. Die 
Zeit non 1755 —1760 füllen dann jedenfalls die großen 
Arbeiten für die Bibliothek aus, die er 1760 beendet. 1763 
sendet der Abt ITlatthäus ein Vesperbild nach Wildalpen. 
Cin noch erhaltenes Relief, eine Geburt Christi, trägt mit 
der Signatur auch die Jahreszahl 1764 und da 1765 das 
Todesjahr des Künstlers ist, so wäre diese Arbeit mit drei 
ähnlichen, die aber beim Stiftsbrand zugrunde gingen, die 
letzte seines reichen Schaffens. 
Rach meiner Annahme sind die Schnitzereien beim 
STauenalfare der Stiftskirche in Admont, der beim Brande 
3 1897, 28. Jahrgang, Ur. 5 6, Jos. Thadd. Stammei, der 
Künstler eines steirischen Stiftes, non J. Graus. Be 
züglich der Anführung der Werke oon Stammei in 
Kallmang und (Häutern dürfte Vorsicht am Plalje sein. 
1898, 29. Jahrgang, llr. 3 4, Dr. Schnerich Über Donners 
St IHartins-Altar zu Prefjbmg und Stammels Hoch- } 
altar in St. ITlartin bei Graz. 
1900, 31. Jahrgang, llr. 7, J. Graus, ein Werk unseres 
J. Th. Stammei (Winklein bei Oberruölz). 
1902, 33. Jahrgang, llr. 1, Weihnachtskrippen, o. J. Graus. 
Abbildung der Krippe nan Kallmang mit Detail. 
4 Der Verfasser des französischen Aufsatjes hat übrigens I 
die lllitteilung Wichners non der Hand, die eine feige macht, so 
oerstanden, als roollte die Hand eine Ohrfeige (!) erteilen. 
1865 vollkommen uerschont blieb, die erste Arbeit Stammeis 
fiir und in Admont. Cs sind dies die Rosenkranzgeheim 
nisse in 15 niedaillon-Reliefs, je fünf für den freuden 
reichen, den schmerzhaften und den glorreichen. Ich setze 
die Cntstehung der Schnitzereien in die Zeit um 1726, denn 
in diesem Jahre verfertigte ein Tischler aus Steyr-Garsten 
den frauenaltar und 15 „Schildl“ für die Geheimnisse des 
Rosenkranzes.' 1 Das Altarbild der Immakulata von Illartin 
Altomonte ist mit 1726 bezeichnet und so dürfte die Cin- 
meihung des Altares in diese Zeit fallen. Daij die Schnitze 
reien von Stammei sind, zeigt ein Vergleich des Illedaillons 
der Geburt Christi mit einer späteren Darstellung desselben 
Gegenstandes, die wir auch auf dem Stiche von Schmidtner 
erkennen, der durch die Bezeichnung Ötamel invenit sicher 
auf die Urheberschaft Stammeis zurückgeht. Auf beiden 
sehen wir dieselben Personen, dieselbe Anordnung; doch 
zeigt das für frauenberg ausgeführte Relief hinsichtlich der 
Komposition einen grofjen fortschritt und ist darum der 
Zeit nach wohl später anzusetjen. Bei jenem Werke ist 
die Gruppe in ein Oval zusammengedrängt, vier Köpfe in 
gleichen Abständen nebeneinander, der die frohe Kunde 
bringende Cngel schwebt über dem Kripplein; bei diesem 
hat Stammel statt des einen Cngels zwei Cngelkinder auf 
einem Strohdächlein angebracht. Ohne hier auf eine nähere 
Beschreibung der einzelnen niedaillons, deren Komposition 
sofort einen echten Künstler erkennen löfjt, einzugehen, 
will ich nur noch erwähnen, dafj zu einem dieser Reliefs, 
der Kreuzigung, eine im Stifts-Archiv erhaltene Rötel 
skizze zu passen scheint. 
DerZeit nach folgt nun laut einer noch vorhandenen 
Rechnung von 1731, wie schon oben erwähnt, eine Schutj- 
engelgestalt für Wildalpen, die ich aber noch nicht kenne, 
Die Sandsteinstatuen in den Kapellen des Stifts 
gartens und im Stiftsgebäude setjte ich in der vorange 
stellten Übersicht in die Zeit um 1734. Sie scheinen mir 
im Zusammenhänge mit der Verrechnung der Hofmeisterei 
des Admonfer Hofes in Graz zu stehen (Anhang 5), wo 
nach für 1734 Stammeis Anwesenheit in Graz behufs 
Zahlung für Brechen und Tiefem von Teibnitjer Sandstein 
bezeugt wird. Welchen Sinn hätte es wohl, mit der Be 
zahlung den Künstler zu beauftragen, wenn nicht die Aus 
wahl der Steinklötze durch ihn selbst notwendig gewesen 
wäre? 
Ursprünglich scheint statt der St. Blasius-Kapelle eine 
solche zu Ohren St. Josefs und vielleicht statt der 
Benediktus-Kapelle eine mit einer IRarienstatue — geplant 
gewesen zu sein, denn eine erhaltene federzeichnung stellt 
die Kapelle, genau wie sie noch jetzt zu sehen ist, mit 
St. Josef im lAittelpunkte dar. Die Hauptfigur daraus, 
St. Josef, wurde auch ausgeführt, aber nicht sitzend, wie 
auf der Zeichnung, sondern stehend, mit dem Christus 
kinde auf dem Arme. Die Statue sah ich mit dem Gegen 
stücke, lllaria, vor dem grofjen Brande 1865 in der Stifts 
kirche aufgestellt, jede an einem Pfeiler, die das Speise 
gitter abschlossen, gegen das Volk gerichtet, die Josefs 
statue rechts beim Kreuzaltar, die IRarienstatue beim 
JTlarienaltar. Da diese im Geschmacke der Barocke gehal 
tenen Statuen für den neuen gotischen Bau nicht passend 
waren, stellte man sie in den Korridor des Rord-Traktes 
in eigens dafür bereiteten Wandnischen auf, Bei dieser 
Gelegenheit liefz man sie oon Jakob Glieber, der für Ad 
mont die St. Blasiusstatue des Hochaltars und später den 
Kreuzaltar u. a. herstellte, ein wenig überarbeiten, weil 
man die Stileigentümlichkeit des Stammel nicht zu schätzen 
verstand. Zu solcher vermeintlichen Verbesserung, nach 
5 Sie hatten in ihrer ursprünglichen Aufstellung einen gelb’ 
liehen Anstrich und sahen roie blakgebackener Cebzelten aus. Jef^ 
zeigen sie das Holz in IJatur. Bei ITlar. Schratt sah ich dauern 
die formen für Gipsabgüsse. 
“ Wichner, Studien, 5 652.
	        
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