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Die Umrisse auf dem
Mittelfeld sind blau,
auf dem Rande vio-
lett; sonst ist nur noch
Gelb verwendet; von
dieser Farbe sind die
Blätter und Grotes-
ken auf dem Rande.
Nur die in der Repro-
duktion hell erschei-
nenden Stellen, wie
zum Beispiel die un-
tere Hälfte der Flügel
bei den Vögeln ist
hellblau; und gerade
diesem Wechsel von
Gelb und Blau begeg-
nen wir bei den Gro-
tesken von Urbino.
(Hierfür finden sich
verschiedene Beispie-
Abb. m. Vier Fliesen mit Kriegern in römischer Tracht, Breite und Höhe 1c in dem Oben er-
263 Zentimeter (Photo Versluys) 4
wähnten Werke von
Darcel und Delange.) Violett sind außer den Umrissen allein die Flügel des
doppelköpfigen Vogels oben und unten (Doppeladler?). Das Wappen in der
Mitte ist blau und weiß. Das Email, von einer milchigen Weiße und schönem
Glanz, erhöht den ruhigen, vornehmen Eindruck, den dieses etwa um 1650
entstandene Werk holländischer Keramik macht. Der andere Teller steht
in seiner Technik und Farbenskala wieder dichter bei den im Anfang
besprochenen Arbeiten, obwohl er zeitlich v-iel später ist. Wir sehen im
Mittelfeld eine Landschaft mit mächtigen, knorrigen, einen großen Teil des
Tellers einnehmenden Eichen, unter denen zwei Frauen, die jugendliche
Pomona und der in eine alte Frau verwandelte Vertumnus Platz genommen
haben; im blau gehaltenen Hintergrund erblickt man ein Dorf mit einem
Kirchturm. Zeichnung und Farbengebung sind hier von einer hohen Voll-
endung; der unbekannte Künstler beherrscht sein schwieriges Fach voll-
kommen. Welch ein frischer, natürlicher Geist spricht aus diesem kleinen
Gemälde, welche Unbefangenheit und welche bis ins Kleinste gehende
Beobachtungsgabe! Wie gut sind die beiden Figuren charakterisiert, der
überreden wollende, mit Gesten seine Worte begleitende Vertumnus und
die ungläubig, kritisch zuhörende Pomona! Meisterhaft ist die Behandlung
des Laubes und die Wiedergabe des landschaftlichen Hintergrundes. Die
ganze Auffassung des Vorwurfes, das Anschauliche der Vorstellung - man
achte zum Beispiel auf den umgekehrten Sehiebkarren, auf dem Vertumnus