MAK

Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

vativ, am Früheren hängend, neueren Erscheinungen nur zaghaft folgend 
war nur das Bürgertum. Durch sein ganzes langes Leben war Kaunitz, stets 
von den besten Kräften umgeben, als Bauherr und in der Ausschmückung 
seiner I-Iäuser tätig: in der Staatskanzlei, in seinem Hause in Mariahilf, auf 
seinem Sommersitze zu Laxenburg, in seinem Schlosse Austerlitz. Er hat 
ungeheure Sum- 
men für Zwecke 
der Wohnkultur 
verausgabt, im- 
mer drängend 
und treibend, im- 
mer erfüllt von 
neuen Ideen und 
Wünschen Bau- 
meistern und 
Kunsthandwer- 
kern die frucht- 
barstenAnregun- 
gen gegeben. In 
seinenKonferen- 
zen mit Maria 
T heresia spielten 
die Fragen der 
sozialen und na- 
tionalökonomi- 
sehen Bedeutung 
der Kunst unaus- 
gesetzt die größ- 
te Rolle. Kaunitz 
hatte den Ehr- 
geiz, ein österrei- 
chischer Colbert 
zu werden. Schon 
Anfang der fünf- 
ziger Jahre regte 
er bei der Kai- 
serin die Gründung einer Manufakturschule, zehn Jahre später die einer 
Erzverschneiderschule an, frühzeitig lenkt er seine Blicke auf Jakob Schmutzer, 
der nicht nur der größte Radierer, sondern auch einer der tatkräftigsten 
Förderer des heimischen Kunsthandwerkes werden sollte. Von seinen 
Beziehungen zur Akademie, zu Schmutzer, Füger und Sonnenfels später. 
Wie Kaunitz auch sonst für die Befreiung der Geister und Hebung der 
Bildung eintrat, so wünscht er vor allem auch die Künstler von Nachahmung 
und Kopieren zu befreien und erkennt, daß künstlerisches Talent nur auf 
Kaiserliches Lustschloß Hetzendorl, urn x745
	        
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