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das Allerh. Kaiserhut IV) zusammenfasste. Neustadt erfreute sich in jenem
Zeitraume neben anderen Vorzügen einer Residenzstadt auch eines blühen-
den Goldschmiedegewerbes. Von den zahlreichen interessanten Daten des
Vortrages sei hier vor Allem berührt, dass Goldschmiede des Namens
Jamnitzer seit 143i in Neusradt erwähnt werden; der Name kommt in
elferlei Schreibweise vor, nur nicht vJamitzerc, daher würde es sich wohl
empfehlen, dem Meister Wcnzel sein rechtrnäßiges v-nr, welches ihm jetzt
abdisputirt werden soll, wieder zurückzuerstatten. Der zuerst genannte
Lienhart Jamnitzer führt bereits den Löwenltopf im Siegel. Veit Jamnitzer
dürfte nach Wien übergesiedelt und der Zeit nach der Großvater Wenzel's
sein. Gleichzeitig mit dem ersten Jamnitzer tritt ein aus Siebenbürgen
eingewanderter Goldschmied Sigmund der Walach auf, dessen Neffen
Wolfgang Zulinger Herr Böheim glaubt den Corvinuspocal zuschreiben
zu müssen, dessen Fußplatte mit Z gemerkt ist, und der in wsiebenbürger
Arbeitu d. b. mit Filigranemail decorirt ist.
(Künstlernamen aus Limogea.) [n dem ulnventaire-Sotnmlire des Archives
communales de Limoges anterieures ä 1790 redige par M. Ant. Thomas, Archiviste
municipal. Limoges 188a: wird eine bedeutende Zahl von Künstlern und Kunsthand-
werkern aus Limoges nachgewiesen, welche in keiner der früheren Publicationen von
Ardant, Du Bois etc. erwahnt worden waren. An der Spitze stehen natürlich die Emailleure,
bei denen u. A. die Genealogie der Familien Laudin und Nouailhier festgestellt werden
konnte. Es folgen Goldschmiede, Maler, Bildhauer, Architekten, Graveure, ein llluminist,
Tapissiers und Buchdrucker.
(Mailänder Dom.) Die Bauverwaltung des Mailänder Domes, durch ein bedeu-
tendes Legat aufgefordert, einen Neubau der Facade zu unternehmen, schrieb am 1. Marz
d. J. hiefür einen Concurs aus. Die wichtigsten Bestimmungen sind folgende: Es werden
sowohl italienische als auswärtige Künstler zur Coneurrenz zugelassen. Den Concurrenten ist
die größte Freiheit gelassen; sie ltünnen die Decoration der gegenwärtigen Faqade gänzlich
wechseln, die Zahl, das Maß und die Formen der leeren Raume der Thüren und der
Fenster andern, die Front, wenn es die architektonische Idee erfordert, über die jetzige
Linie ausdehnen, jedoch immerhin mit Rücksicht auf die ästhetischen Bedingungen und
auf den für den umliegenden Platz nbthigen Verkehr. Nur wird bemerkt, dass die neue
Facade mit dem Marmor des Domes gebaut werden und so sehr als möglich mit den or-
ganischen Formen und dem besonderen Style der Domkirche übereinstimmen muss, ohne
irgend eine Modiücation längs der SchiiTe und Seiten nothwendig zu machen. Die
Tafeln zur Illustration des Programmes sind durch die Buchhandlung U. Hoepli in
Mailand zu beziehen.
Die Proiecte müssen zwischen dem r. und t5. April 1887 vom Concurrenten selbst
oder einem in Mailand ansässigen Vertreter desselben (Spediteure sind ausgeschlossen)
dem in der Brera zu Mailand tagenden Comite übergeben werden. Das Project ist ent-
weder zu unterzeichnen oder in der üblichen Weise mit einem Motto zu versehen. Eine
internationale Jury wird dann I0 bis I5 von den Concurrenten auswahlen, idie nun
neue Proiecte lnach einem definitiven, von der Jury selbst vorgeschriebenen und vom
Ministerium des öffentlichen Unterrichtes genehmigten Programme auszuführen habenn.
Die zu diesem zweiten Concurse Zugelassenen werden slmmtlich pramiirt, für den zur
Ausführung angenommenen Entwurf sind 40.000 Francs bestimmt.
Man sieht, dass ein ähnlicher Vorgang wie seinerzeit bei der Coneurrenz für die
Florentiner Domfacade beliebt wurde. Das Resultat wird ein ähnliches sein. Die com-
plicirte Zusammensetzung der Jury, die erst nach Ablauf der ersten Coneurrenz ein
genaues Programm zu machen hat. den Styl, die Eintheilung etc. der Facade zu bestimmen
haben wird, die Beschränkung der ausgewählten Künstler auf dieses Programm wird zu
einer Fluth von Angritfen, Broschüren, Recriminationen und endlichen Abaehwachuugen
und Vergleichen führen, deren Ende nicht abzusehen sein wird. Was aber fast gewiss
erscheint nach der ganzen Tendenz der Ausschreibung, ist die Vernichtung des herr
lichen Barocktheiles der gegenwärtigen Facade, die zu den schönsten Werken der italie-
nischen Spatrennissance gehort, und es ist wohl zu bezweifeln, dass die gewichtigen
Stimmen, die sich schon jetzt für ihre Erhaltung aussprechen, werden beachtet werden.
Für die Redncliou verantwortlich : J. Falnuic: und F. Ritnrr.
Selbstverlag du k. k. Omen: Museums für Kunst und Industrie
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