Aufnahmen bringt. Die Kunstforschung wird dadurch um mancherlei verläßliche Daten
und Vorarbeiten bereichert, die ihr in anpruchsloser, gründlicher und darum in brauch-
barer Form geboten werden. Es liegt oBenbar auch nur die Absicht vor, Bausteine und
Arbeitsmaterialien bereit zu stellen, die sich einem fleißigen und arbeitsfreudigen Forscher
in der Geschichte der Baukunst boten, als er an Ort und Stelle und in handschriftlichen
Aufzeichnungen" der Ordensmitglieder Studien anstellen konnte.
EINRICH NATTER." „Leben und Schaffen eines Künstlers" steht auf dem
Titelblatte der stattlichen Monographie, welche die Witwe des Künstlers - Ottilie
Natter - ihrem Manne gewidmet hat. Es ist ein würdiges Denkmal, das dem Menschen
Heinrich Natter ebenso wie dem Künstler gilt. Und die innige, gemütvolle Art, mit der die
forrngewandte Feder der Lebensgefährtin das menschliche Schicksal dieses kernhaften
Tirolers aufrollt, geht jedem unbefangenen Leser nahe. '
Einige der bekanntesten Denkmäler des Künstlers gehören seinem Vaterland. Andreas
Hofer, Walter von der Vogelweide, Josef l-Iaydn. Und von diesen wieder ist vielleicht das
letztgenannte vor der Mariahilfer Kirche so wirkungsvoll aufgestellte dasjenige, das am
meisten Popularität genießt. Zahlreiche Porträtbüsten und mehrere Porträtfrguren an den
Wiener Monumentalbauten ergänzen das Werk des Künstlers während seines Wirkens in
Wien, wo er im Kreise gleichgesinnter, warmfühlender Menschen von geistiger Bedeutung
ein fast zurückgezogenes Leben führte, das dem lauten Hervortreten in der Öffentlichkeit
abhold blieb, den Parteien und Cliquen fern stand.
Wir erfahren, wie der arme Knabe die Heimat verläßt, sich durch das feindliche Leben
kämpft, langsam in Bayern Boden fallt; wie er nur seiner Kunst lebt und immer wieder an
Stärkeren, an Großen Anschluß sucht. Dieses Leben voll Streben und Kampf mit seinen
vielen intimen Zügen von Menschlichkeit, mit den mannigfaltigen Personen aus niederen
und hohen Kreisen, zu denen er in Beziehung trat, wird von liebevoller Hand aufgezeigt
und eingehend geschildert.
Für den Künstler, der in seiner Zeit wurzelte, sind die Werke bestimmend. Für den
Menschen und sein Schicksal aber ist dieses Buch ein Dokument. Es bereichert unseren
Schatz von „Lebensläufen" tüchtiger und ernster Persönlichkeiten von geradem, aufrechtem
Charakter.
Darum wird es auch vielen wertvoll werden, die einen Weg zur Kunst suchen, die
Mut zum Lebenskampf aus den wechselvollen Schicksalen eines ernst Strebenden heraus-
zulesen vermögen, der unbeirrt und ohne Anwendung unlauterer Mittel seine ganze Kraft der
künstlerischen Arbeit widmet. H. F.
I) IE QUELLEN DES KÜNSTLERISCI-IEN SCHAFFENS VON
ERICH MAJOR." „Versuch einer neuen Ästhetik" nennt der Verfasser dieses
anregende Buch. Es ist eine Sammlung von Studien über das Wesen der künstlerischen
Produktivität in klarer faßlicher Sprache dargestellt, die ebenso den wissenschaftlichen wie
den literarischen Schwulst zu vermeiden weil}. Der Verfasser behandelt den Gegenstand wie
jemand, der selbst Liebe und Verständnis für das Kunstwerk besitzt und nicht bloß für die
Frage, wie oder warum es entsteht. Kaum irgendein Gebiet menschlichen SchaEens verträgt
so wenig die kalte, rein analytische Methode der Prüfung wie die Kunst, und darum befriedigt
es sehr, dem Autor darin zu folgen, wenn er sagt: „Wahre Schönheit, Kunstschönheit
höheren Wertes können die Kunstwerke nur durch ein Element annehmen. Dieses Element
ist Sehnsucht in erotischem Sinn" (als Gegensatz zur Sexualität gemeint). Diese Sehnsucht
nach Schönheit, die im Leben keine Erfüllung lindet, ist ihm die treibende Kraft zur Kunst.
Er befindet sich darin in Übereinstimmung mit den meisten Künstlern, die über ihr eigenes
Schaifen geschrieben haben. Mit diesem Schlüssel der Sehnsucht und der Liebe in höherem
' Verlag für Fachliteratur, Wien.
"K Verlag Klinkhardt ä Bierrnann, Leipzig.