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Die Frage, ob in den von Rost durchfressenen Vertiefungen der Klinge
eine Inschrift zu sehen ist, bleibe dahingestellt, obgleich die Regelmäßigkeit
dieser Rostflecke auf das Vorhandensein einer Inschrift deuten mag. Solche
Schwertinschriften waren im XI. Jahrhundert keine Seltenheit, wie es die
Ulfbehrt- und Ingelredgruppen beweisen. Ein neuer Rekonstruktionsversuch
der Schwertklingeninschrift würde uns in das Reich von phantastischen,
in tatsächlich Vorhandenem nicht im geringsten begründeten Kombinationen
führen." Man hat keinen zwingenden Grund, an der Echtheit des Holz-
griffes des St. Stephan-Schwertes zu zweifeln. Die Form des GritTes sowie
seine Abschnürung aus dem zusammengeflochtenen sich abwechselnden
Eisen- und Golddraht, der unten in einem starken Flechtband aus Golddraht
abschließt, entspricht durchaus der Zeit, in die wir das Schwert setzen."
Fassen wir die Ergebnisse unserer Betrachtung zusammen, so gelangen
wir zu folgendem Schluß: Das Schwert des heiligen Stephan ist eine nach
Ungarn verirrte Wikingerspatha des beginnenden XI. Jahrhunderts, welche
zwischen den erhaltenen Denkmälern dieser Gattung als Prunkschwert von
ganz besonderem künstlerischen Werte eine hervorragende Stellung ein-
nimmt.
DER MEISSNER PORZELLANOBELISK IN
LEMBERG 50 VON K. BERLING-DRESDEN Sie
ER außerordentlich große Formenreichtum, dessen sich
die Meißner Porzellanmanufaktur zu erfreuen
hat, gibt dem Liebhaber ihrer Erzeugnisse in
bezug auf Deutung der Einzelheiten und auf
Datierung immer wieder von neuem Rätsel zu
lösen auf. Denn staunenswert in ihrer Ver-
schiedenheit sind die Geschirre, Figuren, Gruppen
und sonstigen Dinge, die die Meißner Künstler
während des über zweihundertjährigen Bestehens
der Fabrik für den Verkauf geschaffen haben, aber
noch interessanter diejenigen Stücke, die man
hier auf Bestellung oder für einen besonderen Zweck hatte anfertigen lassen.
Vor allem waren es die beiden Kurfürsten Friedrich August I. und II.
gewesen, die für den eigenen Gebrauch und zu mancherlei Geschenken die
Kunst ihrer Fabrik in weitestgehender Weise in Anspruch genommen hatten.
Unter der Regierung des Zweitgenannten folgten auch eine Menge der
übrigen Machthaber nach, bei denen es bald Sitte wurde, sich in Meißen
Tafelservice zu bestellen. Die Bescheidenen begnügten sich dabei mit
i Im Texte des Mikovec-Albums finden wir die nicht belegte Behauptung, daß diese Inschrift mut-
maßlich bei einer Restaurierung im jahre 1781 weggeschlißen wurde.
i" Vgl. die Schwerter aus dem Funde aus Buxtehude, Lindenschmir, Alxertiirner (Mainz 1900), IV.
Taf. 6a.