Feuerraum und achteckigem Aufsatz-
turm; an den Kanten sind gedrehte
Säulen eingesetzt, die reiche Gesimse
mit Krönungskacheln tragen. Die Ka-
cheln selbst sind reich gegliedert und
bunt, mit figuralem Relief.
Dann wieder sind solche Typen
aus reinen Ornamentkacheln gebildet
worden. Die plastischen wie die be-
malten Öfen erfordern eine künst-
lerische Mitwirkung bei ihrer Herstel-
lung. Figurale Plastik verlangt einen
tüchtigen Bildner, der die Kachel-
modelle zu formen versteht. Der auf-
gemalte Schmuck fordert einen ge-
schickten Zeichner und Maler, der
Schriftwesen und Hgurale wie orna-
mentale Zeichnung beherrscht. Nicht
selten sind daher die Modelle und
Bilder von besonderen Kräften her-
gestellt worden und haben sich durch
häufigeWiederholungbezahltgemacht.
Dabei war man in der Benutzung
des vorhandenen reichen Materials an
Holzschnitten und Kupferstichen nicht
zurückhaltend. Die Heiligendarstellun-
gen, Medaillons, Ritterfiguren haben
oft typische Gestalten in konventionel-
ler Art wiederholt; die Ornamente sind
dem Vorlagenmaterial der Stecher ent-
nommen worden. Und doch ist her-
vorzuheben, mit welch richtigem Ma-
terialempfinden, wie frei und sicher
diese „VerwendungenV stattfanden.
Ofen im Stift zu Spital am Pyrhn
Sie sind stets Übersetzungen in eine besondere Materialsprache, stets frei
verarbeitete Entlehnungen, die von jenem sklavischen Kopieren und Imi-
tieren weit entfernt bleiben, welches die Arbeiten des XIX. Jahrhunderts so
sehr beeinträchtigt.
Wo solche besondere Kräfte nicht vorhanden waren, insbesondere
für bescheidene bürgerliche oder bäuerliche Bedürfnisse, hatte das Flächen-
muster die Schmuckaufgabe zu erfüllen. Dazu sind kleinere Kacheln von
gleicher Größe gebildet worden, die entweder in flacher Plastik oder durch
Schablone oder freie Aufzeichnung eine ornamentale Verzierung erhielten,
welche in vielfacher Wiederholung das Flächenmuster hervorrief.