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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 12)

Feuerraum und achteckigem Aufsatz- 
turm; an den Kanten sind gedrehte 
Säulen eingesetzt, die reiche Gesimse 
mit Krönungskacheln tragen. Die Ka- 
cheln selbst sind reich gegliedert und 
bunt, mit figuralem Relief. 
Dann wieder sind solche Typen 
aus reinen Ornamentkacheln gebildet 
worden. Die plastischen wie die be- 
malten Öfen erfordern eine künst- 
lerische Mitwirkung bei ihrer Herstel- 
lung. Figurale Plastik verlangt einen 
tüchtigen Bildner, der die Kachel- 
modelle zu formen versteht. Der auf- 
gemalte Schmuck fordert einen ge- 
schickten Zeichner und Maler, der 
Schriftwesen und Hgurale wie orna- 
mentale Zeichnung beherrscht. Nicht 
selten sind daher die Modelle und 
Bilder von besonderen Kräften her- 
gestellt worden und haben sich durch 
häufigeWiederholungbezahltgemacht. 
Dabei war man in der Benutzung 
des vorhandenen reichen Materials an 
Holzschnitten und Kupferstichen nicht 
zurückhaltend. Die Heiligendarstellun- 
gen, Medaillons, Ritterfiguren haben 
oft typische Gestalten in konventionel- 
ler Art wiederholt; die Ornamente sind 
dem Vorlagenmaterial der Stecher ent- 
nommen worden. Und doch ist her- 
vorzuheben, mit welch richtigem Ma- 
terialempfinden, wie frei und sicher 
diese „VerwendungenV stattfanden. 
Ofen im Stift zu Spital am Pyrhn 
Sie sind stets Übersetzungen in eine besondere Materialsprache, stets frei 
verarbeitete Entlehnungen, die von jenem sklavischen Kopieren und Imi- 
tieren weit entfernt bleiben, welches die Arbeiten des XIX. Jahrhunderts so 
sehr beeinträchtigt. 
Wo solche besondere Kräfte nicht vorhanden waren, insbesondere 
für bescheidene bürgerliche oder bäuerliche Bedürfnisse, hatte das Flächen- 
muster die Schmuckaufgabe zu erfüllen. Dazu sind kleinere Kacheln von 
gleicher Größe gebildet worden, die entweder in flacher Plastik oder durch 
Schablone oder freie Aufzeichnung eine ornamentale Verzierung erhielten, 
welche in vielfacher Wiederholung das Flächenmuster hervorrief.
	        
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