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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 7 und 8)

Prisma mit Karten verwendete Falcon schon im Jahre 1728;"' doch war die 
ganze Vorrichtung noch nicht recht gebrauchsfÀhig. Vaucanson nahm statt 
des Prismas eine umfangreiche Mustertrommel, gab seine Versuche aber 
wieder auf, wie man sagt, hauptsÀchlich infolge des bedrohlichen Wider- 
standes der Weber und Fabrikanten." Schon zeitgenössische Quellen, wie 
die „Anna1es des Arts et Manufactures" von 1808m" sehen ÃŒbrigens in der 
Jacquardschen Erfindung eine Weiterbildung, allerdings eine durchaus ge- 
niale, der Vaucansonschen Maschine. Jacquard griff aber wieder auf die Àltere 
Falconsche Prismenidee zurÃŒck, vielleicht ohne diese Vorstufe zu kennen. 
FÃŒr ein technisches Museum scheint es uns, nebenbei bemerkt, aber 
nicht unwichtig, hier wieder einmal zu erkennen, wie sich eine Àltere, selbst 
von einem bedeutenden Erfinder (wie Vaucanson) aufgegebene Idee spÀter 
als die glÃŒcklichere erwiesen hat. 
Die eigentlich sogenannte Jacquardmaschine kam wahrscheinlich im 
Jahre 1805 zustande, nachdem ihr Erfinder bereits in den Jahren 179g und 
1801 eine Latzenzugmaschine geschaffen hatte, die aber keine größere 
Verbreitung erlangteri- 
Schon im Jahre 1843 war, beilÀufig bemerkt, im Niederösterreichischen 
Gewerbevereine von außen her die Frage angeregt worden, obJacquard vor 
der AusfÃŒhrung seiner Erfindung nicht in Wien gewesen und durch die hier 
bereits bestehenden Maschinen angeregt worden wÀrerf-l- Das damalige 
Wiener Gutachten, das, um Kohls Worte zu gebrauchen, außerordentlich 
hochherzig abgefaßt war, fand zwar keinen Beweis fÃŒr einen Wiener Auf- 
enthalt Jacquards, stellte jedoch fest, daß es in Wien bereits vor seiner 
Erfindung „I-Iebemaschinen fÃŒr Musterweberei" gab, und zwar die Trommel- 
maschine seit dem Jahre 1790, die Stoß- oder Hochsprungmaschine seit 
1799 und die Leinwandmaschine seit xßroslrf-l- Das Wiener Gutachten fÀhrt 
fort, möge Jacquard aber auch, wie es sich sogar voraussetzen lasse, mit 
allen diesen Vorrichtungen bekannt gewesen sein, so könne seine Erfindung 
doch durchaus nicht als eine Nachahmung betrachtet werden, da der Über- 
gang, den Jacquard vom Bekannten zum Unbekannten gemacht habe, so 
großartig und von solcher Vollendung sei, daß alles Vorangegangene nur als 
ein toter Embryo erscheine    
Kohl nimmt dagegen an, daß Jacquard die Wiener Stoß- und Hoch- 
sprungmaschine vom Jahre 179g nicht gekannt habe, wohl aber sicher die 
Vaucansonsche Erfindung. Wir wollen Jacquards Verdienst auch nicht im 
geringsten herabsetzen. Dieser ebenso edle als geniale Mann gehört zu den 
" Friedrich Kohl "Geschichte der Jacquard-Maschine". Berlin, x873, Seite 7. 
H Andere Versuche machten Panson (1775) und de Verrier (1798). Auf die alte Stifl- und Trommel- 
maschine ist man Ìbrigens auch spÀter, nachjacqunrds Kartenmaschine, wieder zurÌckgekommen, so Pauli und 
Bourgeois (1883), Fontaine Moreau (1849), in anderer An Praxel (1854). 
i" Kohl, n. a. 0., Seite 4 ff. 
1' Vgl. Kohl, Seite 7. 
"H- Kohl, n. a. 0., Seite 3. 
i-T-f Abbildungen bei Kohl, a. a. 0., Tafel H, Beschreibung Seite 24 ff.  Die Stah- und Hochsprung- 
masehine isr eine Erfindung des Wiener Mechanikers Waldhör, von dem wir noch sprechen werden. Bujatti (a. 
a. 0., Seite x03) schreibt: Waldherr.
	        
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