Der in Frankreich sich abspielenden Abwandlung des Giambologna-
Stils möchte ich eine David-Statuette unserer Sammlung zuschreiben
(Abb. 23). "' Der jugendliche, aufrechtstehende König stützt sich mit der
Linken auf eine sphinxartig gestaltete Harfe; auf dem lockigen Haar trägt
er die Krone. Die Anlehnung an Giambologna ist evident. Die Leere im
Ausdruck, das Pathos der Gebärde rücken jedoch dieses Stück in jenen
Kreis seiner französischen Nachempünder, dem, um eines bedeutenden
Künstlers zu gedenken, Barthelemy Prieur angehört. Obwohl seine Figuren -
Fragmente vom Grabmal des Connetable de Montmorency im Louvre -
harter, klassizistisch-akademischer erscheinen, weisen sie mit unserem
David nicht zu übersehende Analogien auf, so daß sie uns für seine
Bestimmung, wenigstens für Zeit und Land, sichere Anhaltspunkte bieten.
Dem Stil Berninis viel näher als Giambologna jenem Michelangelos
stand im barocken Rom des Seicento der Brüsseler Francois Duquesnoy,
dessen Beiname Fiamrningo in der italienischen Kunst geläufiger ist. Unsere
heilige Susanna-Statuette (Abb. 24)" ist eine Bronzewiederholung der be-
kannten und vielfach in Kleinplastiken reproduzierten Figur in Santa Maria
di Loreto am Trajansforum zu Romfk" An denselben Künstler erinnern zwei
lagernde Frauengestalten, eine das Kreuz (Abb. 25),? die andere einen (jetzt
teilweise abgebrochenen) Kelch haltend (Abb. 26H"? 4 wohl als Darstellung
des Glaubens oder der Kirche zu deuten _, die wahrscheinlich nach einem
Grabmodell gegossen wurden. Namentlich der Kopf der Kelchtragenden
(Behandlung der Haare) erinnert an die schöne - der Susanna in S. M. di
Loreto nachempfundene - Mädchenbüste im Wiener I-IofmuseumTT-i und
im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin. O
Zum Schlusse seien noch zwei Stücke unserer Sammlung erwähnt: eine
Bleimedaille, die Pieta im Hochrelief darstellend, aus der Werkstatt Raphael
Donners (Abb. 27) Q0 und eine kleine Bleibüste des Feldmarschalls von
Schwarzenberg, die auf der Rückseite mit dem Namen Zauners voll signiert
ist (Abb. 28)? O O Knüpft das erste Stück an italienische, vornehmlich an vene-
zianische Barocktraditionen an, so ist das zweite ein Repräsentant jenes aus
f Bronzestatuette, Höhe 39 Zentimeter; Basis mitgegossen; Finger der rechten Hand abgebrochen;
ziseliert; braune Patina.
i" Bronzestatuerte, Höhe 35 Zentimeter; braune Patina.
"i" Wiederholungen dieser Figur und teilweise auch nur Anlehnungen an ihren Typus: Vgl. J. von
Schlosser, Werke der Kleinplastik, I, Seite x6. Daß sie ein beliebtes Atelierstilck war, zeigt des Bild von Subleyras
„Das Atelier des Künstlers" in der Akademie der bildenden Künste zu Wien (Kat. Nr. 844), wo neben Abgüssen
nach der Antike auch eine Gipswiederholung der Susanna aufgestellt erscheint. Eine Wiederholung unseres
Stückes befand sich in der ehemaligen Sammlung von Rhö-Wien, jedoch von Braun, a. a. 0., Tafel XXVI a,
irrtümlich als Prudentia, venezianisch, um 1600, angeführt.
1- Bronzestatuette, a3 x 13 Zentimeter, Spuren alter Vergoldung.
H Bronzestatuette, z: x x3 Zentimeter; Spuren alter Vergoldung.
Hi]. von Schlosser, Werke der Kleinplastik, a. a. 0., I. T., XLI, und Aus der Bildnerwerkstatt der
Renaissance, jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Band XXXI,
1913 x4, Seite xor.
' W. Vöge, Beschreibendes Verzeichnis usw. Berlin, xgxo, Band IV, Nr. 49x.
"' Bleimedaille; Durchmesser ro Zentimeter.
"O Bleistatuette; Höhe 13 Zentimeter; auf der Rückseite, mitgegossen, teilweise nachziseliert die
Signatur: ZAUNER FECIT.