Küchen noch vorhandene Schlotmantel, dessen weite Wölbung meist auch
den Fußboden des Obergeschosses durchbricht, erinnert an die Zeit des offenen
Herdfeuers. Auf die ehemalige Feuerstelle findet man heute überall einen
eisernen Kochherd aufgesetzt, dessen Zug ebenso wie der des mächtigen
Kachelofens im Wohnzimmer in den einzigen Schlot mündet. Die Mit-
teilung der Ofenwärme in die benachbart liegenden Schlafzimmer geschieht
durch bewegliche Wandschieber, nach dem Obergeschoß durch gleiche Vor-
richtungen in der Decke. Wo weitere I-Ieizvorrichtungen vorhanden sind, ist
die Verbindung mit dem Schlot durch Rohre bewerkstelligt.
Das Dach ist bei den älteren Anlagen, bedingt durch die Schindelein-
deckung, in geringem Neigungswinkel aufgesetzt. Neuere I-Iäuser mit Ziegel-
eindeckung weisen hohe Spitzgiebelausbildung auf. Vielfach ist auch diese
Veränderung an älteren Häusern vollzogen worden, bei denen man im
Dachraum noch deutlich die alte Durchschrägung zu erkennen vermag. Das
mehrfach geteilte, stärker in der Breite als I-Iöhenrichtung entwickelte, durch
drei, vier, fünf Vertikalpfosten gegliederte Fenster ist nur vereinzelt zu finden.
Die Regel bildet - offenbar auch eine Wirkung der Renaissance - das
zweiteilig überhöhte Licht. Farbige Behandlung der Außenseite scheint,
sicherlich mit Renaissanceeiniiüssen in Beziehung stehend, früher weit mehr
üblich gewesen zu sein als im XVIII. und XIX. Jahrhundert. Das sogenannte
Goldschmied-I-Iaus in Bezau, das Gasthaus zum Hirschen in Schoppernau
und einige andere Beispiele zeigen einen, das ganze äußere I-Iolzwerk über-
ziehenden roten Anstrich, geradeso, wie die norwegischen und finnischen
Bauernhäuser ihn besitzen. An den Gebälkträgern, den Flächen über den
Fenstern, der inneren Seite der beweglichen Fensterladen sind bei diesen
ältesten Häusern übrigens auch Reste derb gehaltener dekorativer Malereien
vorhanden, Kartuschenwerk, Blumen und Sprüche. Auch die Verschalung
der früher vertikal, jetzt durchwegs horizontal beweglichen Fensterladen
weist Spuren von Malerei auf: Gekreuzte Balken von unverkennbar
gotischer Form.
Wo allenfalls das meist sehr schmucke I-Iolzwerk der Innenräume einen
Anstrich bekam, ist er weiß. Ich fand nicht ein einziges Beispiel kräftig far-
biger Behandlung. Meist jedoch war das schöne engjährige Holz der Wand-
und Deckenvertäfelung in dem mit der Zeit goldig braun gewordenen Natur-
ton stehen geblieben. Das wirkt dekorativ genug. Die gediegene Schlichtheit
dieser hellen, geräumigen und wohnlichen Stuben stimmt überein mit dem
ganzen Wesen des Volkes. Prunkstücke, wie eine im Gasthof zum Hirschen
in Schwarzenberg befindliche steinerne Feuerungsumfassung dürften als Aus-
nahmen gelten. - Merkwürdigerweise kommen eingebaute Möbel, wie sie im
Bauernhaus der Ostschweiz die Regel bilden, fast gar nicht vor. In einzelnen
I-Iäusern findet sich neben der Tür zum Wohnzimmer ein Wandschrank, in
einfacher Schreinerarbeit ausgeführt, überall aber die fest im Tafelwerk ein-
gelassene Wanduhr, dicht neben der Tür der Wohnstube zum ersten Schlaf-
gemach. Nirgends steht der Tisch, an dem sich die Familie zu den Mahlzeiten