sium und trat als Schüler in die Bildhauerklasse der Wiener Kunstgewerbe-
schule ein. Es war aber, als wollte das Schicksal, dem dieser Schritt abgetrotzt
war, noch scherzend seine Hand zeigen, bevor es ihm den Freipaß gab. Der
Junge wollte eigentlich Maler werden; zur Aufnahme geriet er aber durch
Zufall in die Bildhauerschule und erst nach einer Woche fand er den Mut,
seinem Lehrer (Professor Kühne) den Irrtum zu gestehen; doch kamen beide
gütlich überein, daß es nun beim Geschehenen verbleiben solle. So wurde
er Bildhauer: der nach einer Tür läs-
sig ausgestreckte Finger eines Schul-
dieners hatte einen Lebensweg ge-
wiesen, den die Eltern des Knaben zu
regeln nicht imstande waren. Dies
scheint aber der letzte Tribut der
Schüchternheit gewesen zu sein: wie
aus der Pistole geschossen nahm er
nunmehr unaufhaltsam seinen Lauf.
Ein jugendlicher Ausreißer, der
sich in der Kunstwelt tummeln wollte,
fand für den Überschwang seiner Jahre
damals gerade den rechten Boden.
Es waren die Tage der Makart-Zeit
und ihres unmittelbaren Nachklanges,
Wien in einem Rausche von Kunst,
und der Jüngste konnte ihn mitfühlen
und miterleben; waren es ja nicht her-
geholte, dunkle Theorien, aus denen
er Floß. Daß die großen Monumental-
bauten aus dem Boden wuchsen und
die Architektur mit ihren Schwester-
künsten wetteiferte, sah man mit
1,0mm Km 3mm Augen und freute sich dessen, und daß
es mit Wiener Wärme und Schwung
geschah, war selbstverständlich für den, der selbst davon hatte. Das Bild
des Zusammenwirkens der Künste und ihre Einstimmung mit dem ganzen
Gemeinwesen hat sich Bitter unauslöschlich eingeprägt und ist das
bleibende Leitmotiv seiner künstlerischen Bestrebungen geworden. Der
Wiener Schwung vergeistigte sich ihm allerdings mit der Zeit seiner Reife.
Aus tiefster Inspiration floß er ja nicht, hatte aber den Vorteil, sich als natür-
liche Sprache der Jugend, die sich austoben wollte, unmittelbar anzubieten.
Bitter hatte sie unbedenklich aufgegriffen und diesem ganz ungrüblerischen
Anfang verdankt er es vielleicht, daß seine bildnerische Ausdrucksweise
immer natürlich und ungeschraubt geblieben ist. Unter der äußerlichen
plastischen Rhetorik entwickelte sich, unbemerkt und unberührt, die zarte
Pflanze eigensten Fühlens, - wer den Blick dafür hat, wird es auch in