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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

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gewerbeschule und der Einfluß Professor I-Iellmers an der Akademie, der 
seinen Schülern das Eigenartige und Einzigartige jeder künstlerischen 
Aufgabe einschärfte, haben in ihm Spuren hinterlassen, die sich nicht mehr 
verlieren sollten. 
Fünf arbeits- und entwicklungsfrohe Jahre gingen darüber hin. Aber 
man atmet nicht ungestraft die Luft Österreichs, die wohl Geist und Gemüt 
warm und frei umfließt und unverwelkliche Blüten zum Treiben bringen, 
sich aber auch als Stickluft von Engherzigkeit und Regelrichterei auf die 
Seelen legen kann und dann auf den Besten am schwersten lastet. Diese 
Kehrseite Österreichs lernte Bitter kennen, als er unter die Soldaten sollte. 
Er hatte unglücklicherweise ein Jahr zu früh, bevor er das Untergym- 
nasium beendet hatte, seinen künstlerischen Beruf entdeckt. Nach dem 
„Reglement" sollte er nun auf drei Jahre einrücken und des Rechtes, ein 
Jahr nur als Freiwilliger, mit der Anwartschaft auf den Ofiiziersrang, zu 
dienen, verlustig gehen. Daß er an männlicher Reife und Bildung, durch 
seine künstlerische Arbeit und weite geistige Interessen hoch über einem 
Gymnasialabiturienten stand, konnte nur sachlich, nicht formell eine Aus- 
nahme für ihn begründen; und die Form war Staatsprinzip, die Sache der 
Feind. Bitter fügte sich dieser Form - ein Jahr lang -, dann bekehrte er 
sich radikal zur Sachlichkeit und korrigierte 
den Fehler seines Vaterlandes _ indem 
er es verließ. Er fühlte: drei Jahre Militär- 
dienst hätten den künstlerischen Funken in 
ihm erstickt. In seinem Fühlen ist Bitter 
jedoch immer Österreicher geblieben und 
nie ist ihm seine Heimat gleichgültig ge- 
worden. Nach Ausbruch des unheilvollen 
Krieges, kurz vor seinem Tode, schrieb er 
noch: „Unsere Herzen brennen wie auf 
Altären; Ihr könnt nicht mehr unter dem 
Kriege leiden, als wir mit Euch leiden." 
Ein Militärurlaub von zwei Monaten 
bot die Gelegenheit, Arbeit in Deutschland 
und ein erbetener kleiner Zuschuß von 
zuhause die Mittel zur Überfahrt nach 
Amerika. Bitter hatte die Brücken hinter 
sich abgebrochen; er wußte, als er die Reise 
über das Wasser antrat, daß er Europa 
für immer verlasse; den Ernst, der auf 
jedem auslaufenden Auswandererschiffe 
liegt, empfand er aufs tiefste. Niemand 
vergißt, wer es je erlebt, diese erste Über- 
fahrt, das Auftauchen des neuen Kon- 
 
FeuerbockfürGeorgeW.Vanderbi1tinBiltmore, _ _ 
NonhCaro1ina,xBg5 tinents, die Fulle und Gewalt der ersten
	        
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