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Waldburgers Atelier nicht verleugnen. Das minutiöse parallele Gefältel der
Gewandung St. Virgils fanden wir in gleicher Art an der Benediktus-Statue
in Mondsee; die eigentümliche Weise, die Ärmel durch reihenartig eng
aneinanderschließende, rund um den Arm sich legende, scharf geschnittene
Parallelfältchen zu bilden, kehrt _genau so wie die gotisierende Haar-
behandlung fast an allen Waldburgerschen Statuen wieder. Nun ist es aber
auffallend, daß diese Figuren eine nicht gewöhnliche Ähnlichkeit aufweisen
mit Marmorstatuen des heiligen Norbert und Augustin, welche 1638 der
Salzburger Bildhauer Hans Pernegger der Jüngere für das Stiftsportal in
Schlägl arbeitete (Abb. 16). Diese stilistische Verwandtschaft Endet ihre
Erklärung, wenn wir aus den I-Iauptrechnungen des Stiftes St. Peter
erfahren, daß Hans Pernegger der Geselle Waldburgers warf: Die Figuren
St. Ruperts und St. Virgils in Salzburg unterscheiden sich ebenso wie die
Schlägler Statuen durch ihre markanteren," ausdrucksvolleren Gesichtszüge
von anderen Figuren Waldburgers, so daß wir wohl annehmen können,
daß an ihnen bereits Pernegger im Atelier seines Meisters weitgehend mit-
arbeitete. Da der I-Iochaltar und die Seitenaltäre des Domes 1628"" bestimmt
schon fertig waren, ist natürlich an eine Arbeit Perneggers als selbständigen
Meister nicht zu denken. In diesem Zusammenhange ist auch die stil-
kritische Untersuchung des Knäbleins, welches der Figur des heiligen
Augustin in Schlägl beigegeben ist, nicht ohne Interesse, denn wir können
an ihm alle jene charakteristischen Eigenarten bemerken, welche wir in
einer früheren Arbeitiid" an dem ersten, vierten, fünften und achten Engel
der Chorschranken im Dom zu Salzburg feststellen konnten, so die auf-
fallend hervortretenden Wulste an den Hand- und Fußgelenken und die
Löckchen, die wie Flammenzünglein durcheinanderwirbeln. Diese Englein,
die wir nunmehr mit Pernegger in Zusammenhang bringen können, mußte
ich seinerzeit einem mir unbekannten Meister I zuteilen, während ich die
übrigen vier Engelsüguren dem Bildhauer H. K. Asper zuweisen konnte.
H. K. Asper verließ 1625 Salzburg. Wir können daher entweder annehmen,
daß 1625 nur vier Engel vollendet waren, weshalb die übrigen vier einem
anderen Meister übertragen wurden, oder aber, daß die Engel von allem
Anfang an geteilt in Auftrag gegeben worden waren. Jedenfalls haben wir
keinen Grund, die Engel nach 1628 zu datieren, womit festgestellt ist, daß
sie Pernegger ebenfalls in Waldburgers Werkstätte gearbeitet haben mußterl-
' In der „Österreichischen Kunsttopographie" XII ("KUnSKdenkmale des Stiftes St. Peter"), Seite LV,
Enden wir um" "Vßrßhrßnsvn" 1617 den Eintrag: "Den a. Aprilis I-Iannsen Pemegger Bildhauergsöllen
W989i" den neuen An" VCYChn 55-" (In der "Kunsttopographie" steht durch einen Irrtum eines Abschreibers der
Rechnungsbelege irrig Pruegger. wie Herr Dr. Martin-Salzburg die Güte hatte, auf meine Vermutung hin fest-
zustellen.)
i" „Österreichische Kunsttopographie", IX, Seite 4.
i" „Ijlher die Tätigkeit des Bildhauers H. C. Asper in Salzburg 1615-1625", a. a. O.
1' Die Engel der Schranken der Seitenaltire stammen wohl auch aus Waldburgers Werkstätte, nur
daß sie von zweiten und dritten Kräften gearbeitet sind. An dieser Stelle mag auch festgestellt werden daß
nach dem Engelstyp auch die Grabmäler des Ferdinand Baron von Welsperg und des Grafen Visconti in der
Bnrromäuskapelle der Franziskanerkirche zu Salzburg aus dem Waldburgerschen Atelier zu stammen scheinen.
Abbildung in der zitierten Arbeit über Asper, Fig. m.