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abgüssen bedeutender Werke der Antike, der mittelalterlichen Kunst und
der Renaissance gestaltet" - 3. eine Abtheilung für die Bibliothek
und den Kunstdruck; - eine kunstgewerbliche Abtheilung, deren
beschränkte Raumverhältnisse mehr zu periodisch wechselnder Aufstellung
von in fremdem Besitz befindlichen Gegenständen, als zur Erwerbung
einer eigenen Sammlung passen.
In dem Museum sind mäßig große Räume (Ateliers) für Maler und
Bildhauer vorhanden, welche den Herren Ad. Dreßler, Maler in Breslau
und dem Bildhauer Rob. Toberentz aus Berlin anvertraut wurden. Die
Sammlung der Landesalterthümer hat in dem neuen Museum keine Stätte
gefunden; auch für Kunstindustrie und für die Kunst des Landes dürfte
in anderen Anstalten gesorgt werden. Jedenfalls ist die Gründung dieses
Museums, für dessen Bau der Staat eine namhafte Summe, beigesteuert,
freudig zu begrüßen.
Da gegenwärtig in Graz, Prag, Brünn und Innsbruck die Museums-
frage ventilirt wird, so dürfte es um so mehr interessiren, was soeben in
Breslau durchgeführt wurde. -E._
(P5115. Ausstellung im Musäß des arts däoolatifs.) Das nunmehr im industrie-
palast definitiv eingerichtete Musee des arts decoratifs in Paris, für welches sich in
allen Kreisen der Bevölkerung warme Theilnahme ltundgibt, beschließt demnächst seine
Ausstellung von decorativen Zeichnungen alter Meister und eröffnet eine Ausstellung
decorativer Gemälde, welche von besonderem Interesse sein dürfte. Die vornehmsten
Liebhaber Frankreichs haben dern Museum ihre Schätze zur Verfügung gestellt und auch
zahlreiche öffentliche Sammlungen haben höchst werthvolle Objecte beigesteuert; nament-
lich hat die Nationalbibliothek vier prachtvolle Decorationsgemalde von Boucher und
die Gobelins-Manufactur viele schöne Entwürfe dieses Meisters zu decorativen Gobelins
geliehen. Auf der Ausstellung werden hauptsächlich Boucher, Fragonard, Watteau,
Tiepolo, Chardin, Hubert, Robert und Huot gut vertreten sein. Der Katalog der bevor-
stehenden Ausstellung ist schon fertig gestellt und erscheint von nicht geringerem Werth,
nls der Katalog der eben beendigten Ausstellung von Handzeichnungen.
Das Städtische Museum in Venedig ist am 4. Juli d. J. in dem Fnndaco dei
Turchi eröffnet worden.
(Die neuesten Funde in Olympia.) Nachdem die Ausgrabungen auf der Tempel-
statte von Olympia abgeschlossen worden sind, veröffentlicht Dr. Georg Treu, der
gegenwärtige Leiter des Unternehmens, im i-Deutschen Reichsanzeiger- einen Bericht
über die letzten Funde, unter denen sich mehrere von hervorragendem Kunstwerth
befinden, so namentlich der lebensgroße Bronzekopf eines olympischen Siegers.
Ueber dieses der Diadochen-Periode entstammende Kunstwerk schreibt Dr. Treu: "Es
ist das Bildniss eines reifen Mannes, dessen finster und entschlossen dreinblickendes Ant-
litz von dichtem, wirrem Haar und Bart tief beschattet und eingerahmt wird. Der Kranz
von wildem Oelbaum kennzeichnet ihn als Olympioniken; die dick verschwollenen Ohren
in bekannter typischer Weise als Pankratiasten oder Faustkämpfer, der die Spuren des
Kampfes, welchen er übt, nicht verleugnen kann. Die Lippen scheinen versilbert gewesen
zu sein; die Augapfel, ursprünglich wahrscheinlich aus farbigen Steinen gebildet, fehlen
jetzt. Höhe 31 Centirneter - genaue Lebensgroße, wie wir annehmen müssen, da es den
Hellanodilten oblag, genau darüber zu wachen, dass dieselbe nicht etwa überschritten
wurde. Da erst ein dreimaliger olympischer Sieg das Recht zur Aufstellung einer Statue
in voller Bildnissahnlichkeit verlieh und die übrigen Sieger sich mit typischen Athleten-
bildern begnügen mussten, so kann darüber gar kein Zweifel sein, dass unser Kopf das
Bildniss eines hochberßhmten Olympioniken ist. Denn die charaktervolle Hasslichkeit
seiner Zuge ist von dem Künstler in all" ihrer brutalen Energie mit einer Unverliolen-
heit, ja virtuosen Geflissentlichkeit wiedergegeben worden. _Uebrigens vcrrath Alles einen
Meister ersten Ranges. Haar und Bart sind von vollendeter Virtuosität; diese sich durch-
und übcreinanderbaumendcn Haarmassen, dieses geistreiche Spiel in sorgfältig durch-
ciselirten Einzelheiten ist rnit einer sicheren Bravour} durchgeführt, wie sie erst der
Epoche der pcrgamenischen und rhodischen Schulen zur Verfügung stand. In diese Zeit,
in das zweite oder dritte vorchristliche Jahrhundert, weist auch der geniale Realismus
der Portratauffassung."
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