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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 124)

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soweit getroßen, dass dem lnslebentreten derselben binnen kurzer Zeit entgegengesehen 
werden kann, zumal in den genannten Stadten Gemeindevertretungen und industrielle 
Corporationen grosse Opfer für diese Centren gewerblicher Fachbildung zugesichert haben. 
(Münchener Jubelauastellung 1876.) Das österreichische Central-Comite für die 
kunstgewerbliche Abtheilung der Münchener Jubelausstellung (I, Stubenring, Oesterr. 
Museum) hat bereits die sammtlichen Handels- und Gewerbekammern Cisleithaniens ein- 
geladen, sich an der Agitation für die Beschickung dieser Ausstellung von Seite der Kunst- 
industriellen betheiligen zu wollen, und hierauf auch Zusagen erhalten. Ferner wurden 
Einladungsschreiben an jene Kunstindustriellen des Wiener Handelskammer-Bezirkes di- 
recte ausgesendet, von welchen das Cornite voraussetzen zu können meinte. dass sie mit 
Erfolg die Ausstellung zu beschicken vermögen. 
Es haben viele der ersten Firmen bereits ihre Bereitwilligkeit, an der Ausstellung 
theilzunehmen, bekannt gegeben, und erfreulicher Weise haben auch Manche, die noch 
keine Einladung erhielten, sich gemeldet, so dass zu erwarten steht, dass eine sehr wur- 
dige Vertretung der österreichischen Kunstgewerbe statt haben wird. 
Auskünfte werden im Oesterr. Museum zwischen 2-4 Uhr (Directions-Kanzlei) 
oder beim Vorsitzenden-Stellvertreter L. Lob meyr (l, Weihburggasse i) zu den ge- 
wohnlichen Tagesstunden ertheilt. 
(Die Kuuatsohatze des Herzogs von Modeua.) Der verstorbene Herzog von 
Modena war bekanntlich im Besitze einer Sammlung auserlesener Obiets d'art, welche aus 
Prachtwerken ersten Ranges gebildet ist. Ohne Ausnahme stammen diese ausgezeichneten 
Gegenstände der Kunst-Industrie aus dem Besitze der Vorfahren des Herzogs, in der'- Sinne 
wenigstens, dass sie sammtlich vor der Zeit des Wiener Aufenthaltes gesammelt worden 
sind. An kostbaren, goldtauschirten Waffen hat diese Collection kaum ihresgleichen unn 
übertrifft die ersten Sammlungen und Zeughauser. Sie enthalt ferner Majoliken seltener 
Fabriksorte, Holzschnitzereien im blühendsten Style der italienischen Renaissance , Gobe- 
lins, Elfenbein-Arbeiten. LedervArbeiten, Möbel in pietra dura eingelegt. Als besondere 
Seltenheit, vorzugsweise dem Raritatenfreunde interessant, aber allerdings auch von künst- 
lerischem Werthe, erwahnen wir ferner ein grosses, kastenartiges Geräth, architelttur- 
massig mit Gemachern, Saulen, Corridoren u. s. w. geschmückt, welches durchwegs aus 
Bernstein gebildet ist, mehrere Fuss hoch. Von höchstem Kunstwerth und ohne Zweifel 
ohne ihresgleichen sind mehrere Bande Manuscripte auf Pergament, kirchlichen lnhalts, 
welche mit einer grossen Zahl prachtvoller Miniaturen geschmückt sind. Dieselben tragen 
den Stempel der peruginesken Schule; das Colorit leuchtet in den tiefsten und heitersten 
Farben, Erfindung und Zeichnung liessen sofort auf den berühmten Lehrer Rafaefsschliesa 
Sen. Noch besitzt diese Collection vom Parthenon in Athen ein Stück des nördlichen Frie- 
ses, früher in der Villa del Cataio bei Padua aufbewahrt. Auf dem Fragmente sind Brust 
und Kopfe zweier Jünglinge und ein Pferdehaupt sichtbar. 
(Antikanfunde) Das an antiken Goldgegenstanden bereits so reiche Museum der 
kaiserlichen Eremitage in Petersburg hat vor Kurzem einen höchst interessanten Zuwachs 
erhalten. Beim Bau des Oßicierscasinds in Kertsch, dem alten Panticapaum, stiess man 
auf einen Schatz, welcher aus einem Helme, einem halb geschmolzenen Lorbeerkranze, 
einer Schnalle und einigen Zierathen, sammtlich aus feinem Golde, bestand. Eine dabei 
gefundene Goldmünze Alexanders des Grossen bestimmt die Zeit dieser Gegenstände. welche 
alle durch Feuer weniger oder mehr gelitten haben. Sie haben einem vornehmen Manne. 
vielleicht einem der Spactohiden, angehort. Hier herrschten zu Alexanders Zeit und gleich 
nach ihm Paerisades I. (348 bis 3:1) und seine Sühne Satyros ll. (311 bis 3m) und Eu- 
melos (Sie bis 3o4). Vielleicht wurden diese Gegenstände nach dem Tode des Besitzers 
zu seinem Schmucke auf dem Scheiterhaufen verwendet. Besonders schon und sehr wenig 
beschadigt ist der Helm in Form eines Pilos und von durchbrochener Arbeit. Die Zeich- 
nung besteht aus Lauhwerk und am Rande aus Arabesken. Der Helm wurde, wie man 
deutlich annehmen kann, über einer wattirten Kappe, vielleicht von Purpurstoff, getragen. 
Kein Museum kann sich eines so reichen Schatzes an antikem griechischen Goldschmuck 
rühmen wie das der Eremitage, dessen Sammlungen goldener Diademe, Lorbeerkranze, 
Halsbänder, Ohrringe, Armbänder, Fingerringe, Spangen, Plättchen zum Besatze von Klei- 
dern, Waffen, Wagenbeschlage, meist herrliche Productionen griechischer Kunst, nirgends 
ihrergleichen finden. - Bei den Ausgrabungen, welche am 26. November v. J. in der 
ersten Section (Region V) zu Pompeji in Gegenwart des Hrn. Larochefoucauld vorge- 
nommen wurden, fand man einen enormen Schatz von Gold- und Silbergegenstanden, 
welcher allein genügen wurde ein Museum zu bereichern. Zahlreiche silberne Becher und 
Teller, Tassen, Badestriegel, Spiegel, Vasen, Zuckerformcn, alle aus edlem Metall, dann 
Gold-Ohrgehange und eine goldgestickte Börse mit Geld darin, bilden den Fund. 
Hierzu Titel und Inhalt zu Band V. 
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