459
Die Soda-ftiflustrie.
so würde derselbe, wie schon R. Wagner 1 ) hervorgehoben hat, das
einfachste und vollkommenste aller Sodaverfahren bilden.
6. Mittelst Kieselsäure und Wasserdampf. Diese schon 1809
von Gay-Lussac und Thenard vorgeschlagene, 1843 Blanc und
Bazille patentirte Methode ist 1863 von Gossage 2 ) etwas verändert
und aufs Neue (für England) patentirt worden. Gossage füllt einen
verticalen Schachtofen mit Quarzstücken, und leitet die Flamme eines
daneben befindlichen Gasgenerators gemengt mit Wasserdampf zunächst
über einen kleinen mit Kochsalz beschickten Herd und dann abwärts
durch den Quarz. Das verflüchtigte Kochsalz setzt sich mit der
Kieselsäure und dem Wasserdampf in abfliessendes Natriumsilicat und
in Salzsäure um. Das erstere wird entweder zur Glasfabrikation be
nutzt, oder da es in Wasser löslich sein soll, durch Zersetzung mit
Kalk in Aetznatron übergeführt. Endlich kann auch in die Lösung
Kohlensäure eingeleitet werden, wodurch Natriumcarbonat entsteht und
Kieselsäure sich abscheidet. So erhaltene Soda hatte Gossage 1867
in Paris ausgestellt. — Brisse 3 ) hat das Verfahren in der Art modifi-
cirt, dass er in einem Flammofen Kochsalz schmilzt, fein gepulverte
Kieselerde zusetzt und*dann durch das Gemenge überhitzten Wasser
dampf leitet. Das erhaltene Natriumsilicat wird mit Kreide erhitzt,
und hierauf die Masse mit Wasser ausgelaugt, wobei Soda in Lösung
geht und Kalksilicat zurückbleibt, aus welchem man durch Salzsäure
die Kieselsäure wieder abscheidet. — Ein ähnliches Verfahren ist von
Ungerer 4 ) beschrieben worden.
Die obige Methode ist früher auch unter Anwendung von Thon
erde oder thonerdehaltigen Mineralien (Bauxit etc.) statt der Kiesel
säure ausgeführt worden, wobei ein lösliches Natriumaluminat entsteht,
welches man durch Kohlensäure zersetzt ’).
7. Mittelst Chromoxyd und Wasserdampf. Nach dieser von
Kessler 6 ) vorgeschlagenen Methode wird Kochsalz mit Chromoxyd
gemengt im rothglühenden Zustande der Einwirkung von überhitzten
Wasserdämpfen ausgesetzt, wobei zunächst Natriumbichromat und Salz
säure sich bilden (2 Na CI -f- Crj O3 -f- Hj 0 7 - Na.2C1.2O7 -b 2 HCl).
Nach beendigter Reaction lässt man die Masse erkalten, mengt mit
Kohle und erhitzt von Neuem bis zum Dunkelrothglühen. Es entsteht
Uatriumcarbonat und Chromoxyd unter Entwickelung von Kohlenoxyd
l) Wagn. Jahresber. 1873, 156. 2 ) Gossage, Wagn. Jahresber. 1863,
225; Karmarsch, Suppt, zu Prechtl’s techn. Encycl. V..97; Wagner, Bc-
gesteu d. Sodafabr. 23. s ) Brisse, Wagn. Jahresber. 1867, 187. ) Un
trerer Dingt, pol. J. CXCVII. 343. *) Wagner, Begesteu der Sodafabr.
20. 6 ) Kessler, Bull. soc. chim. 1867. VIII. 299 ; Wagn. Jahresber. 1867, 185.,