Schon die arabischen Geographen des X. Jahrhunderts schildern unter
Aufzählung der verschiedenen Aus- und Einfuhrartikel den Wohlstand
der Bewohner dieser Kiistenstädte in Folge ihrer überseeischen Handels-
beziehungen, von deren Ausdehnung man sich einen ungefähren Begriff
machen kann, wenn wir bemerken, dass damals schon das kleine Fars
die ganze Welt, nach Westen hin bis Spanien und irn Osten bis nach
Indien und China, mit seinem gepriesenen Rosenwasser versorgte m).
In gleicher Weise wie diese persischen Seeplätze hatte unter Anderen
auch die südarabische Hafenstadt "Aden frühzeitig an dem indisch-chine-
sischen Verkehr, als Vermittlerin des ägyptisch-afrikanischen Handels,
einen hervorragenden Antheil genommen. Die Wichtigkeit derselben für
die Wechselbeziehungen aller westlichen Länder der muhammedanischen
Welt mit Ostasien, geht nicht nur daraus hervor, dass wir auch sie schon
im IX. Jahrhundert von chinesischen Handelsschiffen aufgesucht sehen ü);
sondern viel mehr noch aus der treEenden Aeusserung des vielgereisten
Mukaddasi, welcher 'Aden, gleich Siräf, in merkantiler Hinsicht geradezu
als die Vorhalle von China (dehli; es-Sin) bezeichnet u).
Wir wollen es bei diesen kurzen Andeutungen über die ostasiatischen '
Handelsverbindungen der Araber bewenden lassen 55). Sie gewähren einen
hinreichenden Einblick in den Umfang des gegenseitigen Waarenaus-
tausches; denn neben den oft weit beschwerlicheren Landwegen benutzte
man wohl auch für die Producte China's die Seestrasse längs der indischen
Küste nach dem persischen Golf, wo in den schon genannten Städten die
Rückverfrachtung derselben zum Transport in's Innere Asiens vor sich
gieng w). Man konnte daher, so lange die Araber den Hauptantheil des
Frachtgeschäftes den Chinesen selber überliessen, zahlreiche Handelsschiffe
rung u. s. w. dienenden satinnrtigen Seidenstoies mit punktirten oder gewürfelten Mu-
sterungen (con opere a puntine o quadretti). Es ist dies also kein anderer als der schon
im X. Jahrhundert in den ararisehen Fabriken von Fars erzeugte Stoff für -Behängc
mit rautenformig gezeichneten Dessins- (sunir mxidjinne mxflame), welcher
seither olfenbar über Siräf und Hurmüz nach dem Wßten verfahrt wurde. Vgl. lstachri,
l. c. p. 153; lbn Haukal, l. c. p. 2x3. - Dass Du Cange s. v. Ermisinus statt diesem
Worte Cremasinus zu lesen verschlägt, ist nach dem Gesagten eln oßenbarer lrrthum.
") lstachri, l. c. 151 E. - lbn Haukal, l. c. p. 213.
") Jakübi, l. c. p. m5. - Jältüt (1- 1228), l. c. lll, p. 63x schildert diese
wHandelsstadt-i (bilde lidschire) auch als Ankerplatz für die indischen Kauffahrer.
5') Mukaddnsi, l. c. pp 85, 4.26. Auch die Küstenstadt Schar, in der ostara-
bischen Provinz "Omän, war von Alters her berühmt wegen ihres ostasiatischen Handels,
konnte aber auf die Dauer die Ccncurrenz mit Siräf und 'Aden nicht ertragen. Mu-
kaddasi, l. c. p. 92 giebt ihr gleichfalls das obige Epithetnn. Vgl. auch lbn el-Athir,
l. c. Xl, p. 26x, und Sprenger, Die alte Geogr. Arabiens, 1875, p. 300.
ß) An der Stelle weitläufiger Citate verweise ich in dieser Beziehung auf die so-
eben erschienene Arbeit H eyd's: Geschichte des Levantehandels im Mittelalter, l. Bd., 1879.
") Z B. v. Hormüz gieng der Waarenzug in's innere von Kirmän, nach Sid-
schistln und Chorasän etc. Jäküt, Mudschem el-buldän, lV, p. 968. - Derselbe,
Musehtarik ed. Wüstenfeld, p. 440. ' '