Gebiete der Heraldik und Genealogie, hat sich als Ziel gesetzt, in dem genannten Werke
die Reihen der notablen Wiener Bürgerschaft von den ersten Zeiten ihrer urkundlich
sicheren Existenz bis auf den heutigen Tag, also wahrend eines Zeitraumes von 700 lahren,
historisch zu beleuchten. Geschichte, Genealogie und Urkunden der Wiener Erbbürger,
ihre Siegel, Wappen und Medaillen, ihre Grabdenkmale, Portrlts und Hauser finden in
dem Jfveschlechterbuche- aufmerksame und gründliche Bearbeitung, die Eigennamen werden
sprachlich erklärt und vielfach die Angaben alterer Wiener Historiugraphen ergänzt und
berichtigt. Das vornehm ausgestattete Werk ist auf 3c Lieferungen berechnet, deren letzte
eine historische Einleitung mit einer systematischen Uebersicht des in alphabetischer Folge
der Namen angeordneten reichen Inhaltes und die Register bringen soll. Der Werth der
Publication wird erhöht durch zahlreiche. von hervorragenden Künstlern ausgeführte
Illustrationen, Abbildungen von Siegeln, Wappen. Gebäuden etc., sammtlich nach der
Natur, beziehungsweise nach den Originalen aufgenommen. Auf diese YVeise wird das
Werk zugleich ein Album der älteren Wiener Kunstdenkmale und Privatbauten werden,
von welch' letzteren ja immer mehr und mehr den Bedürfnissen unserer Zeit zum
Opfer fallen. '
Die Reihe der in dem Werke zu besprechenden Geschlechter wird eröffnet mit der
Biographie des Uebersetzers der -Wienerischen Chronilta- des Wolfg. Lazius, Heinrich
A berm a n n , Magister der Philosophie, Professor der griechischen Sprache und Procurator
der rheinischen Nation an der Universität zu Wien, 1616-1620 Decan der Artisten-Facultit
und 1619 Rector der Universität und der Bürgerschule bei St. Stefan. Daran reihen sich
die Achter, Aff, Agler, Aher, Aichinger und de Ala, die Buchhändler Alantsee (1So4-t55t),
die Altensteig, Altschalfer, Aman, die ltaiserl. Ballmeister Amphoso, die Andlau, Anger-
fclder, Apfaltern, Arnold von Lewenau, die Kunsthandlerfamilie Artaria, die Arthaber (Rudolf
Arthaber gründete 1850 den Oesterr Kunstverein), die Aschpach, Asslabing u. s. f. An
Illustrationen bringt das erste Heft außer dem von Wendelin Boeheim meisterhaft ent-
worfenen und von Heinrich Knöfler in xylographischem Farbendruck vortrelflich aus-
geführten Titelblatte zahlreiche Abbildungen von Wappen und Siegeln der besprochenen
Geschlechter. eine Ansicht der Stadt Tulln im Jahre 1672 (Faesimile aus M. G. Vischer's
Topographie) und mehrere Abbildungen von Wiener Bauten und Denkmalen, darunter das
Grabmal des Caspar Aichinger an der Nordseite des Stefansdomes, das noch jetzt bestehende
Hahnenhaus im Tiefen Graben, den Grabstein des Georg Altschalfer in der Schottenkirche,
das alte Ballhaus der Amphoso in der Teinfaltsuaße, das Haus rzur goldenen Saule- 1m
Judenplatz u. s, w.
Solchergestalt beansprucht das nWiener Geschlechterbuch- gleichmäßig das Interesse
der Wiener Bürgerschaft, der Geschichtsforscher, Künstler, Kunstgelehrten und Kunst-
liebhaber, und es steht nur zu wünschen, dass der Herausgeber, welcher in diesem Werke
die Frucht einer langjährigen mühevollen Arbeit der Oeffentlichkeit übergibt, allseitig die
reichlich verdiente Anerkennung und Theilnahme für sein bedeutendes und besonders für
die Specialgeschichte Wiens hocbwichtiges und dankenswerthes Unternehmen finden moge.
Eugene Münt z: Les precurseurs de la Renaissance. Paris, J. Rouam,
1882. VII und 255 S. 4..
Der gelehrte Bibliothekar der Academie des beaux-Arts versteht unter den Vor-
läufern der Renaissance jene kühnen Geister, die als Künstler, Archäologen und Liebhaber
vom XIII. bis zum Ende des XV. Jahrhunderts die neuen Ideen vorbereitet und verbreitet
haben. Die erste mittelalterliche Periode wird kürzer behandelt, den Inhalt des Buches
bildet eine Schilderung der geistigen Bewegung des Quattrocento, soweit sie sich in der
Wiedererweckung antiker Vorstellungen und Formen äußert. Mit besonderer Liebe werden
die Sammlungen von Antiken besprochen und ihr Bestand durch neu beigebrachte Docu-
mente zu restauriren versucht. Weniger eingehend werden die antiken Vorwürfe der Maler
und Bildhauer behandelt. Indem aber der gelehrte Autor auch hier möglichst vollständi
zu geben versucht, was bisher erklärt ist, wird nun wieder einmal so recht klar, was au
diesem Gebiete noch erreicht werden muss. Wie natürlich, bei einem Forscher wie Müntz,
wird die deutsche Literatur überall sorgfältig berücksichtigt; ja das zweite Capitel ist zum
grollten Theil der Reprcducirung von Hanns Sempefs sorgfältigen Studien über Donatello
und seine Vorganger gewidmet, welche in Rudolf von Eitelbergcfs Quellenschritten zur
Kunstgeschichte publicirt wurden. Die Ausstattung durch Abbildungen ist reich und theil-
weise vorzüglich.
Genauk, C., Die gewerbliche Erziehung im Großherzogthum Baden.
Reichenberg, 1882. 8.