Die Schmuckausstellung im Nordböhmischen
Gewerbemuseum.
Von H. Hacker.
Die vom Curatorium des Nordböhmischen Gewerbemuseums in Rei-
chenberg am Schlusse des Vorjahres in den Räumen dieses Institutes veran-
staltete Schmuckausstellung hat, wie nicht anders zu erwarten, von Seite
des Publicurns berechtigtes Interesse und wohlverdienten Beifall gefunden.
Die Ausstellung war in geschmackvoller und sachkundiger Weise arrangirt
und begann mit der Vorführung antiker Schmuckobjecte aus der römischen
Zeit, bestehend aus Goldringen, Armreifen, Bronzespangen und Spiralen. An
diese Collection reihten sich werthvolle Katakombenfunde aus der christ-
lichen Zeit; hierauf folgten in großer Anzahl und Mannigfaltigkeit Schmuck-
sachen asiatischer Herkunft. Eingeleitet wurde diese reiche Sammlung
durch den arabischenVolksschmuck, bestehend aus Ohrringen, Armbändern,
Ketten, meist aus Gold verfertigt, schweren, reich verzierten Silber-
gehängen rnit Münzen und Pendeloques, reizvollen Silberiiligranarbeiten
und Schließhaken mit Münzen und Steinen. Auf die Kunsterzeugnisse
Arabiens folgten die nicht minder phantasiereichen, höchst decorativen
Objecte aus dem Goldlande Indien. Sehr wirkungsvolle Arbeiten dieser
Abtheilung bildeten die aus Stahl hergestellten ciselirten, durch feine Or-
namentirung ausgezeichneten Kunstgegenstände, die Cassetten, Falzbeine
und Tassen aus Sealkote und die den höchsten Luxus, die größte Pracht
entfaltenden Goldfiligranservice aus Darfur. - ln Bezug auf Farbe und
üppige Formengebung aber wurden diese Objecte indischer Kunstfertigkeit
durch den chinesischen Volksschmuck noch überboten. Hier bestrickten
das Auge zunächst die bizarren, mit aufgelegten blauen und violetten
Vogelfedern phantastisch verzierten Haarnadeln und Stirnbänder und
die in vorzüglicher Technik hergestellten Silberfiligranarbeiten. Nicht
minder Beifall fanden die japanischen Haarnadeln, eine Schmuckschachtel,
Bronze mit Gold und Silber tauschirt und eine Broche, japanischer Drache
in Gold gefasst. Diese Objecte beschlossen die farbenprächtige Collection
ostasiatischer Kunst, und wurden im Anschlüsse hieran schöne norwegische
Schmucksachen zur Anschauung gebracht, Mantel- und Hemdenschließen,
Anhänger mit Silberfiligran, Miederspangen mit tellerförmigen Anhängseln
u. s. w. Die meiste Anziehungskraft von all' den exponirten Schmuck-
sachen besaßen aber die Arbeiten der Renaissance. Durch vorzügliche
Gegenstände deutscher, sowie italienischer Kunst fesselte diese Abtheilung
jeden Besucher. Neben schönen AgraHen, Kreuzen und einer pracht-
vollen Schmuckcassette, reich mit Perlen, Email und Edelsteinen besetzt,
im Style des XVII. Jahrhunderts, lenkten die Objecte des k. k. Oesterr.
Museums die Aufmerksamkeit auf sich. Das Schönste von den modernen
Kunstobjecten im Charakter der Renaissance war eine graciöse Schmuck-
schale aus Lapis lazuli mit aus Silber getriebenen Figuren. - Das XVllI.