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In der serbischen Hausindustrie dagegen spielen die Teppichweberei
und die Weißstickerei, welche sich nicht selten zu höchst luxuriösen
Gebilden erheben, eine hervorragende Rolle. Auch auf goldgestickte Sammt-
hauben und farbenprächtige Schürzen wird viel Fleiß verwendet und die
ganze Kleidung mit Metallflimmer ühersäet. Am reichsten ist die Volks-
tracht der im vorigen Jahrhundert aus Dalmatien eingewanderten katho-
lischen Bunjewatzen, deren rothblaue Seidenkleider, goldgestickte Brocat-
westen, sowie deren geschmackvoller Email-Halsschmuck und die feinen
Pantoffel auf die Einwirkung der italienischen Cultur weisen. Im Ganzen
bekundet sich bei den Serben eine erfreuliche wirthschaftliche Behäbig-
keit, die auch dem Prunk nicht abhold ist.
Auch bei den Bulgaren bildet die Teppichproduction, deren Orna-
mentik sich den Szekler und serbischen Teppichen ebenbürtig anreiht,
einen der wichtigsten Bestandtheile der Hausindustrie. Die Volkstrachten
weisen auf uralte Tradition, erscheint doch die Bulgarin in ihrem Fest-
staate gleichwie eine Prinzessin aus dem Orient in reichgezeichneter
Farbenpracht mit Gold-, Silber- und Perlenstickerei. Doch während auch
der reiche Teppichschmuck und das mannigfache Geräthe den Sinn für
Pomp bekunden, beweist dennoch die reine, jedoch einfache tägliche
Tracht des wohlhabenden Bauern, dass er sich nicht über seinen Stand
erheben will,
Im Erzgebirge Siebenbürgens, woselbst aus Oberösterreich einge-
wanderte Bergleute ihre eigenthürnliche Bauart, Mobiliar und Volkstracht
in vollem ursprünglichen Charakter bewahrt haben, steht das reichgeglie-
derte, correct construirte und mit zartvornehmen grünrothen Farben be-
malte Mobiliar in sinnvoller Harmonie rnit den vielen Stickereien an den
Wänden und den reichausgestatteten Betten. Auch Krüge und Teller
prangen obenhin, und an die Wand genagelte lambrisartige, hübsch
bemalte Bretter sind überdies mit allerlei Stickereien belegt. Dazu kommt
die farbenreiche, gewählte und geschmackvolle Volkstracht. Der bänder-
reiche Kopfschmuck der Frauen, rothgestickte Hemden, rothe Stiefel,
Passementerie an Mieder und Gürtel und ein eigenthümlicher Mantel,
welcher geradezu feierlich aussieht.
lm Thale Kalotaszeg, an der Nordwestgrenze Siebenbürgens zwischen
Klausenburg und Großwardein zu Füssen des schneebedeckten Vlegyasza,
dessen Einwohner der Sage nach Tatarenabkömmlinge sein sollen, ist
das Mobiliar der Häuser einfach, es besteht aus unbemaltem, reingehobeltem
Holz. Bett, Geschirrhälter, Kästen und Läden sind jedoch über und über
voll mit den exquisiten Erzeugnissen traditioneller Weißwaaren und
Stickereien; überdies finden wir eine große Freude an keramischen Er-
zeugnissen, schöne grüne Kachelöfen, Krüge und Teller wetteifern mit
den alle Wände zierenden feinen Linnen und wunderbaren Stickereien,
welche geradezu eine Fundgrube echt ungarischer Motive abgeben und
die auf Ausstellungen allerwärts die Aufmerksamkeit und Anerkennung