Kunstkritisches Urtheil tadelt heute mit Recht an manchen dieser
Porzellanwerke maßlose künstlerische Verirrungen, tadelt die gezwungene
Nüchternheit des Empirestiles überhaupt,
Der souveräne Wille Napoleons hatte aber den Stil zur Geltung
gebracht, alle Porzellanfabriken Europa's, die Wiener kaiserliche Fabrik
obenan, eigneten sich denselben an und schufen Werke im Geiste von
Sevres, das da also die Führerrolle innehatte, mit seinen technischen
Leistungen auch allen voranleuchtend.
Von Brogniart wurde auch das keramische Museum in Sevres ge-
gründet, das in der Folge durch reiche Schenkungen, glänzende Dotirung
und den Sammeleifer seiner Leiter sich zu der heute reichhaltigsten
keramischen Sammlung des Continentes ausgestaltete, eine Sammlung, die
für die französische keramische Kunst eine unerschöpfliche Quelle von
künstlerischer Anregung ist.
Den Schatz von Kenntnissen und Erfahrungen, den Brogniart von
seinen Studienreisen durch fast alle die hervorragendsten keramischen
Werkstätten des Continents mitbrachte, legte er in dem großen, noch
heute mustergiltigen Werke w-Ueber die keramische Kunstß nieder, damit
die Errungenschaften von Sevres und die Technik des Porzellans zum
Allgemeingut machend.
Immer mehr und mehr breitete sich denn auch die Porzellanfabri-
cation seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts aus, die Privi-
legien der paar Staatsfabriken, auch die von Sevres, waren längst gefallen
und immer mehr musste Sevres bestrebt sein, sich seine dominirende
Stellung gegenüber der rings umher erblühenden und nachstrebenden
französischen privaten Porzellanindustrie dadurch zu sichern, dass es sich
für seine Production nur die höchsten künstlerischen und technischen
Aufgaben stellte und in seinem stetigen Fortschritte immer als Lehr-
meisterin für die Privatindustrie zu gelten hatte.
Und Sevres stand auch nicht stille. Unter jeder der folgenden Di-
rectionen stieg seine Kunstoder, wenn man will, die Technik der Manu-
factur um ein paar Stufen höher: Unter dem gelehrten Ebelmen, dann
unter Regnault, dem berühmten Forscher auf dem Gebiete) der Physik
und Chemie, dessen Talent auch Sevres reichen Nutzen brachte, -
endlich in den Siebziger Jahren unter Robert, der vom Chef des Maler-
ateliers zum Leiter der Manufactur avancirt, sein keramisches Talent
durch Schöpfung einer neuen Decorationsmethode, der päte sur päte,
bekundete; von 1879 bis 1885 unter dem Chemiker Lauth, dessen For-
schungen, im Vereine mit Ch. Vogt, dem Chef des travaux chimiques,
durchgeführt, die jetzige, großartige Umgestaltung der Porzellankunst
in Sevres einleiteten. "
Seit 1885 regiert die Manufactur Theodore Deck, der längst he-
rühmte Pariser Faiencier, dessen Talent auch das Porzellan sich diensthar