MAK

Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 10)

3b!) 
KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIEN. Im Laufe der nächsten 
Zeit wird in fünfzehn deutschen und österreichischen Städten eine Wander- 
ausstellung gezeigt werden, durch die ersichtlich gemacht werden soll, wie weit 
Porträt nach einem Plnt-indruck von Genrud Käsebier 
es feinfühligen Amateuren gelungen ist, mit Hilfe der verschiedenen photo- 
chemischen Verfahren, Bilder künstlerischen Charakters hervorzubringen. Diese 
Ausstellung wurde von der Redaction der Photographischen Corresponclenz in 
München ins Leben gerufen und hat, wie schon berichtet, ihre Tournee Ende 
September in Wien im k. k. Österreichischen Museum begonnen. 
Seinerzeit gipfelte dasLob der Beschauer der rein mechanisch hergestellten 
Photogramme in dem Ausruf: Wie die Natur selbst! - Die „einzig authentische" 
Art der Abbildung alles Sichtbaren verblüffte mitunter so sehr, dass man einen 
grossen Theil künstlerischer Arbeit für überüüssig, ja überhaupt für unzureichend 
hielt. Man dachte nicht an die Unzulänglichkeit der Photographie, Schönes hervor- 
zubringen, sobald ihre Pfleger ohne Auswahl und Anordnung ihrer Objecte vor- 
gingen oder vorgehen mussten. Unschönes oder bei übler Wahl der Position 
(auch mit Rücksicht der Beleuchtung) Dargestelltes machte sogar den sonst so 
gepriesenen Vorzug der spiegelmässigen Schärfe der kleinsten Einzelheiten doppelt
	            		
15V! als widerliche Eigenheit fühlbar. War das Ganze an sich nicht anziehend, so wurde es erst recht aufdringlich durch die Wirre der kleinsten Formen, die in gleich- rnässiger Deutlichkeit die Bildfläche beherrschten. War unter vielen, oft durch den Feldmesse auf dem äusseren Burgplatze, Ölgemälde von Peter Fendi Zufall gebotenen Objecten eines, dessen schönheitsmässige Erscheinung es zur Ausnahme machte, dann konnte man zum Lobe des photographischen Abbildes den Ausruf der Verwunderung vernehmen: Wie nach einem Gemälde! Hiemit ist auch schon die Richtung angedeutet, die zur Schaffung einer künstlerischen Photographie führen kann. Wahl und Präsentation des Objects, Stimmung, Ton, Vermeidung aller störenden Zufälligkeiten, Format, schliesslich mancherlei individuelle Eigenthümlichkeiten u. s. w. können, wie bei Gemälden, auch bei Photographien künstlerischer Wirkung niemals unberücksichtigt bleiben. Die Arbeiten der Künstler-Photographen weisen aus gutem Grunde eine gemeinsame Eigenthümlichkeit auf: das Streben, mit den einfachsten Mitteln das Auskommen zu finden; bei den Darstellungen von Menschen ist alles nicht unumgänglich nöthige Beiwerk vermieden, die sogenannte „Ausstattung" des Berufsphotographen fehlt gänzlich. Die Landschaft, die Marine u. s. w. geben sich in der einfachsten und dabei wirksamsten Art. Wenn früher mancher Berufsphotograph in gehäuften Details ßrmlich schwelgte, erringt der Künstler- Photograph durch die Wahl der machtvoll grossen Erscheinung die bedeu- tendsten Erfolge. Die abstracte Glätte des photographischen Papieres, die sonst förmlich dazu einlud, die Bildfläche mit der Loupe abzusuchen, hat für künstlerische Darstellungen keinen besonderen Wert. Dagegen rnodificiren, unterstützen oder ergänzen die in verschiedenartigster Weise charakteristischen Structuren der Bildfläche das Ergebnis der photomechanischen Processe. Die Bedeutung der erreichten freien Bewältigung von Farbe und Stimmung braucht fast nicht erwähnt zu werden. Ein nur Hüchtiger Blick auf die Bildergruppen der Ausstellung gibt Gelegenheit genug, das hier Vorgebrachte zu bestätigen. Wenn manche von den Bildwerken geradezu an die Charakteristik eines oder des anderen Meisters 484i
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