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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 78)

Vier bedeutenden Bildhauern, Wilhelm 
Lehmbruck. Rudolf Hoflehner. Fritz 
Wotruba und Andreas Urteil. hat das 
Museum des 20. Jahrhunderts in der 
kurzen Zeitspanne seines erfolgreichen 
Bestehens bisher Einzelausstellungen 
gewidmet. Es waren durchweg Kollek- 
tiven ersten Ranges. doch vermittelte 
keine von ihnen ein derart weitge- 
spanntes Bild vieltaltigster schöpferi- 
scher Begabung wie die repräsentative 
Einzelausstellung Wander Bcrtonis (No- 
vember bis Dezember 1964). 
Bertani (geb. 1925 in Cadisolto) kam 
1943 als Fremdarbeiter nach Wien. 
Nach dem Krieg fand er rasch An- 
schlul} an prominente Künsllerkreise. 
1946 zahlte er bereits zu den Grün- 
dungsmitgliedern des heute vielzitierten 
nArt-Clubs". 
Was Bertoni in besonderem Maße 
charakterisiert. ist die Tatsache. datl er 
es prinzipiell abletint. in seinem Na- 
turell entsprechend ablehnen inult. sich 
ausschließlich einer endgültigen oder 
zumindest für längere Zeit üxierten 
Formensprache zu bedienen. in der 
unter Miflachtung schöpferischer Ali- 
liegen f bloß variiert wird. Bertani 
verzichtet bewuftt auf die ..Masche". 
Und es wird daher nicht wenige geben. 
die ihm. der sich nicht auf eine simple 
Formel bringen lültt. den bedeutenden 
Rang. den er als Künstler zweifellos 
besitzt. deshalb absprechen möchten. 
HANS FREILINGER 
Der Bildhauer Hans Freilinger. ge- 
boren am 1. Januar 1925 in St. Martin 
im lnnkreis. ist in seinem Heimat 
art und in Krems als angesehener 
Freischaffender tätig. Sein künst- 
lerischer Entwlcklungsgang führte ihn 
vom Tischlerhandwerk über die Ab- 
solvlerung der Meisterschule für Holz- 
bearbeitung in Hallstatt nach kriegs- 
bedingter Unterbrechung (1942 1946) 
zunächst nach England. wo er 1951 
Schüler des dort ansässigen. aus den 
Sudeten stammenden Bildhauers Arthur 
Fleischmann wurde. in dessen Atelier 
er längere Zeit arbeitete. Damals kam 
auch die Bekanntschaft mit Henry 
Moore zustande. bei dem er einige 
Wochen als Gast verweilte und somit 
folglich dazu heraus. in ihm ..Pole" 
abzustecken. Hervorhebenswerte Merk- 
male. grundlegende Gestaltungsprin- 
zipien. die jeweils Gruppen von zeit- 
lich kurz aufeinandertolgenden Arbei- 
ten eigen sind. lassen sich näher Fixieren. 
Das gilt z. B. für das 1954155 entstan- 
dene Hlmaginäre Alphabet" genauso 
wie für die Zyklen ..Meine Totems". 
..Früchte der Pomona" und ..Der 
Spiegel". 
Wer Bertonis Werk eingehend studiert, 
wird jedoch nicht nur zwischen den 
Arbeiten verschiedener Gruppen. son- 
dern auch zwischen ganz frühen und 
verhältnismäßig späten Skulpturen Ähn- 
lichkeiten und gemeinsame geistige 
Anliegen entdecken. Das Werk Ber- 
tanis verpflichtet somit geradezu. von 
extremen Deutungsmöglichkeiten e 
eine bewußt konstruierte ..Grundten- 
denz". auf die sich ein derart viel- 
faltiges Oeuvre niemals befriedigend 
zurückführen läßt. ist in gleicher Weise 
gemeint wie eine standpunktlose ..Aller- 
weltsinterpretation" Abstand zu 
nehmen. 
Zum Werk des Schweizers Max Bill. 
zu Arbeiten von Arp. Archipcnko. 
Brancusi und Bacciorii lassen sich im 
Schaffen Bertonis gewisse. allerdings 
nicht überhandnehmende Parallelen 
hnden. Der mit allen Materialien 
bestens vertraute Künstler versteht es 
1edoch. seine Persönlichkeit so aus- 
Gelegenheiterhielt. sich mit Gestaltungs- 
problernen der abstrahierenden Bild- 
hauerei auseinanderzusetzen. 1952 fin- 
den wir ihn in Salzburg. wo er zwei 
Jahre lang an der Wiederherstellung 
der kriegszerstörten Domkuppel tätig 
war. wobei er sich größte Kenntnisse 
in künstlerischen Stukkoturarbeiten er- 
warb. 1954 und 1955 lernte er an der 
lnternatianalen Sommerakademie für 
bildende Kunst bei Giacomo Manzü. 
der sein Talent besonders schätzte und 
ihn bis zum heutigen Tag in künstleri- 
schen Gestaltungsfragen freundschaftlich 
berät. Erst 1957 gelang es dem damals 
schon über dreißig Jahre alten Künstler, 
an der Akademie in Wien Fuß zulassen. 
Er wurde Schüler von Prof. Andre und 
erwarb 1960 das Diplom. Der Meister- 
schutpreis und eine Belebende Aner- 
EIN BEDEUTENDES BILDNIS REMBRANDTS AM SCHILLERPLATZ 
 
ln der Gemäldegalerie der Akademie 
der bildenden Künste ist von Mitte 
Dezember 1964 bis Mitte März 1965 
eines der bedeutendsten Bildnisse Rem- 
brandts ausgestellt. Das Gemälde (80 
67.1 cm) stellt wahrscheinlich den 
Bruder des Malers, Adriaen Harmensz 
van Rijn (15971987166263) dar und 
ist bezeichnet: Rembrandt. f. 1650. 
Das Bild ist in Besitz des Mauritshuis in 
Den Haag und kommt als Gegenleih- 
gabe für zwei Gemälde der Galerie 
an die Ausstellung ..De Schilder in ziin 
wereld" (Der Maler in seiner Welt). 
die vom 18. Dezember 1964 bis Z4. Ja- 
nuar 1965 in Delft und vom 6. Februar 
bis 14. März 1965 in Antwerpen gezeigt 
wird. 
Charakter seiner Werke gewahrt bleibt. 
Weniger überzeugend wirkt Bertoni 
nur dann. wenn er sich einem zu pathe- 
tischen Expressionismus zuwendet (z.B 
..Conditio humana". Katalog Nr 57) 
oder zu fragwürdigen Materialkambi- 
nationen greift (..Spiegel lll". 1964). 
Zum Schönsten der an Höhepunkten 
reichen Ausstellung zählten unter ande- 
rem die kompakt aufbauende, klar 
akzentuierte ..Mannliche Figur lll". 
der dynamische ..lkarus" (eine Skulptur 
aus Stahl. die Ähnlichkeit mit zahl- 
reichen größeren Auftragsarbeiten be- 
sitzt). einige der kleineren. archaisch 
anmutenden Sandsteinhguren (z. B. d-e 
Katalognurnmern 49 bis 51). der möch- 
tige. im Freien aufgestellte ..Sonnen- 
anbeter" sowie eine meditativ wir- 
kende. materialbetonte Rundfarm mit 
dem Titel ..Spiegel l". 
Rund ein Dutzend Zeichnungen sowie 
Phototafeln von Auftragsarbeiten in 
Österreich und Deutschland ergänzten 
die in gewohnter Weise von einem 
vorbildlichen Katalog begleitete Aus- 
stellung (der Gesamteindruck hatte 
durch Reduziercn um rund ein Viertel 
der Bestände möglicherweise noch eine 
Steigerung erfahren). die einmal mehr 
dazu beitrug. Österreichs zeitgenössi- 
scher Plastik die ihr gebührende Gel- 
tung zu verschaffen (siehe Abb. 1). 
Peter Baum 
kennung für die gesamtkünstlerische 
Leistung wurden ihm zuerkannt. Ein 
mühevoller Weg vom bescheidenen 
Handwerker bis zum ausgereiften Künst- 
ler war zurückgelegt, 
Freilinger ist kein Avantgardist. er ver- 
steht es. einer mit konkreten Wünschen 
auftretenden Bestellerschaft zu dienen 
und dabei doch dem Gebot seines 
künstlerischen Gewissens zu gehorchen. 
Seine brillante handwerkliche Schulung 
ermöglicht es ihm. sämtliche Techniken 
und Medien zu bewältigen. ohne dabei 
in leeres Virtuasentum abzusinken. 
Seine Kunst ist schlicht. direkt in der 
Aussage. verständlich und einprägsam. 
Gäbe es nur mehrere von seinem 
Schlag! 
(Siehe Abb. 3) 
Ernst Koller 
RUDOLF SZYSZKOWITZ UND ALEXAN- 
DER SILVERI STELLTEN IN GRAZ AUS. 
Eine Ausstellung im Schlaf! St Martin in 
Graz vermittelte einen abgerundeten Quei- 
schnitt durch das Gesamtschaden 4er beiden 
steirischen Kunstler Rudolf Szvszkowitz und 
Alexander Silveri Ein Zyklus grciiiroiinniigsi 
Holzschnitte ("iel in der Kollektive (iXpCPS- 
sionistisch bestimmter Arbeiten von Szvszka- 
will. in der auch das FElIglOS symbalhcfle 
Ölbild Nlelimrrielfahrt". mit dem der Kiinstler 
rincn Preis der ll. BtETVlGlS Christlicher Kunst 
in Salzburg (1960) erringen konnte. beson- 
ders auf 
Die viele thematische Parallele-i zu den 
RlIKÜOYFt von Siyslkawitz autweisenisen 
Arbeiten des Plast-kers Alexander SllVCF 
gc-zeiui wurden Modelle und Photos von 
großereli kirchlichen Auflraasarbeiten 
koiilroniierien auf relaiiv breiter Büsls niii 
iiiini gegnelischen Anliegen des Kunsttrrs 
iinci iriigc-n ebenfalls inii dazu bel. den dlEßF 
klelrir sciinii Strlrlgemuß und Crfulctlelcll 
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