Vier bedeutenden Bildhauern, Wilhelm
Lehmbruck. Rudolf Hoflehner. Fritz
Wotruba und Andreas Urteil. hat das
Museum des 20. Jahrhunderts in der
kurzen Zeitspanne seines erfolgreichen
Bestehens bisher Einzelausstellungen
gewidmet. Es waren durchweg Kollek-
tiven ersten Ranges. doch vermittelte
keine von ihnen ein derart weitge-
spanntes Bild vieltaltigster schöpferi-
scher Begabung wie die repräsentative
Einzelausstellung Wander Bcrtonis (No-
vember bis Dezember 1964).
Bertani (geb. 1925 in Cadisolto) kam
1943 als Fremdarbeiter nach Wien.
Nach dem Krieg fand er rasch An-
schlul} an prominente Künsllerkreise.
1946 zahlte er bereits zu den Grün-
dungsmitgliedern des heute vielzitierten
nArt-Clubs".
Was Bertoni in besonderem Maße
charakterisiert. ist die Tatsache. datl er
es prinzipiell abletint. in seinem Na-
turell entsprechend ablehnen inult. sich
ausschließlich einer endgültigen oder
zumindest für längere Zeit üxierten
Formensprache zu bedienen. in der
unter Miflachtung schöpferischer Ali-
liegen f bloß variiert wird. Bertani
verzichtet bewuftt auf die ..Masche".
Und es wird daher nicht wenige geben.
die ihm. der sich nicht auf eine simple
Formel bringen lültt. den bedeutenden
Rang. den er als Künstler zweifellos
besitzt. deshalb absprechen möchten.
HANS FREILINGER
Der Bildhauer Hans Freilinger. ge-
boren am 1. Januar 1925 in St. Martin
im lnnkreis. ist in seinem Heimat
art und in Krems als angesehener
Freischaffender tätig. Sein künst-
lerischer Entwlcklungsgang führte ihn
vom Tischlerhandwerk über die Ab-
solvlerung der Meisterschule für Holz-
bearbeitung in Hallstatt nach kriegs-
bedingter Unterbrechung (1942 1946)
zunächst nach England. wo er 1951
Schüler des dort ansässigen. aus den
Sudeten stammenden Bildhauers Arthur
Fleischmann wurde. in dessen Atelier
er längere Zeit arbeitete. Damals kam
auch die Bekanntschaft mit Henry
Moore zustande. bei dem er einige
Wochen als Gast verweilte und somit
folglich dazu heraus. in ihm ..Pole"
abzustecken. Hervorhebenswerte Merk-
male. grundlegende Gestaltungsprin-
zipien. die jeweils Gruppen von zeit-
lich kurz aufeinandertolgenden Arbei-
ten eigen sind. lassen sich näher Fixieren.
Das gilt z. B. für das 1954155 entstan-
dene Hlmaginäre Alphabet" genauso
wie für die Zyklen ..Meine Totems".
..Früchte der Pomona" und ..Der
Spiegel".
Wer Bertonis Werk eingehend studiert,
wird jedoch nicht nur zwischen den
Arbeiten verschiedener Gruppen. son-
dern auch zwischen ganz frühen und
verhältnismäßig späten Skulpturen Ähn-
lichkeiten und gemeinsame geistige
Anliegen entdecken. Das Werk Ber-
tanis verpflichtet somit geradezu. von
extremen Deutungsmöglichkeiten e
eine bewußt konstruierte ..Grundten-
denz". auf die sich ein derart viel-
faltiges Oeuvre niemals befriedigend
zurückführen läßt. ist in gleicher Weise
gemeint wie eine standpunktlose ..Aller-
weltsinterpretation" Abstand zu
nehmen.
Zum Werk des Schweizers Max Bill.
zu Arbeiten von Arp. Archipcnko.
Brancusi und Bacciorii lassen sich im
Schaffen Bertonis gewisse. allerdings
nicht überhandnehmende Parallelen
hnden. Der mit allen Materialien
bestens vertraute Künstler versteht es
1edoch. seine Persönlichkeit so aus-
Gelegenheiterhielt. sich mit Gestaltungs-
problernen der abstrahierenden Bild-
hauerei auseinanderzusetzen. 1952 fin-
den wir ihn in Salzburg. wo er zwei
Jahre lang an der Wiederherstellung
der kriegszerstörten Domkuppel tätig
war. wobei er sich größte Kenntnisse
in künstlerischen Stukkoturarbeiten er-
warb. 1954 und 1955 lernte er an der
lnternatianalen Sommerakademie für
bildende Kunst bei Giacomo Manzü.
der sein Talent besonders schätzte und
ihn bis zum heutigen Tag in künstleri-
schen Gestaltungsfragen freundschaftlich
berät. Erst 1957 gelang es dem damals
schon über dreißig Jahre alten Künstler,
an der Akademie in Wien Fuß zulassen.
Er wurde Schüler von Prof. Andre und
erwarb 1960 das Diplom. Der Meister-
schutpreis und eine Belebende Aner-
EIN BEDEUTENDES BILDNIS REMBRANDTS AM SCHILLERPLATZ
ln der Gemäldegalerie der Akademie
der bildenden Künste ist von Mitte
Dezember 1964 bis Mitte März 1965
eines der bedeutendsten Bildnisse Rem-
brandts ausgestellt. Das Gemälde (80
67.1 cm) stellt wahrscheinlich den
Bruder des Malers, Adriaen Harmensz
van Rijn (15971987166263) dar und
ist bezeichnet: Rembrandt. f. 1650.
Das Bild ist in Besitz des Mauritshuis in
Den Haag und kommt als Gegenleih-
gabe für zwei Gemälde der Galerie
an die Ausstellung ..De Schilder in ziin
wereld" (Der Maler in seiner Welt).
die vom 18. Dezember 1964 bis Z4. Ja-
nuar 1965 in Delft und vom 6. Februar
bis 14. März 1965 in Antwerpen gezeigt
wird.
Charakter seiner Werke gewahrt bleibt.
Weniger überzeugend wirkt Bertoni
nur dann. wenn er sich einem zu pathe-
tischen Expressionismus zuwendet (z.B
..Conditio humana". Katalog Nr 57)
oder zu fragwürdigen Materialkambi-
nationen greift (..Spiegel lll". 1964).
Zum Schönsten der an Höhepunkten
reichen Ausstellung zählten unter ande-
rem die kompakt aufbauende, klar
akzentuierte ..Mannliche Figur lll".
der dynamische ..lkarus" (eine Skulptur
aus Stahl. die Ähnlichkeit mit zahl-
reichen größeren Auftragsarbeiten be-
sitzt). einige der kleineren. archaisch
anmutenden Sandsteinhguren (z. B. d-e
Katalognurnmern 49 bis 51). der möch-
tige. im Freien aufgestellte ..Sonnen-
anbeter" sowie eine meditativ wir-
kende. materialbetonte Rundfarm mit
dem Titel ..Spiegel l".
Rund ein Dutzend Zeichnungen sowie
Phototafeln von Auftragsarbeiten in
Österreich und Deutschland ergänzten
die in gewohnter Weise von einem
vorbildlichen Katalog begleitete Aus-
stellung (der Gesamteindruck hatte
durch Reduziercn um rund ein Viertel
der Bestände möglicherweise noch eine
Steigerung erfahren). die einmal mehr
dazu beitrug. Österreichs zeitgenössi-
scher Plastik die ihr gebührende Gel-
tung zu verschaffen (siehe Abb. 1).
Peter Baum
kennung für die gesamtkünstlerische
Leistung wurden ihm zuerkannt. Ein
mühevoller Weg vom bescheidenen
Handwerker bis zum ausgereiften Künst-
ler war zurückgelegt,
Freilinger ist kein Avantgardist. er ver-
steht es. einer mit konkreten Wünschen
auftretenden Bestellerschaft zu dienen
und dabei doch dem Gebot seines
künstlerischen Gewissens zu gehorchen.
Seine brillante handwerkliche Schulung
ermöglicht es ihm. sämtliche Techniken
und Medien zu bewältigen. ohne dabei
in leeres Virtuasentum abzusinken.
Seine Kunst ist schlicht. direkt in der
Aussage. verständlich und einprägsam.
Gäbe es nur mehrere von seinem
Schlag!
(Siehe Abb. 3)
Ernst Koller
RUDOLF SZYSZKOWITZ UND ALEXAN-
DER SILVERI STELLTEN IN GRAZ AUS.
Eine Ausstellung im Schlaf! St Martin in
Graz vermittelte einen abgerundeten Quei-
schnitt durch das Gesamtschaden 4er beiden
steirischen Kunstler Rudolf Szvszkowitz und
Alexander Silveri Ein Zyklus grciiiroiinniigsi
Holzschnitte ("iel in der Kollektive (iXpCPS-
sionistisch bestimmter Arbeiten von Szvszka-
will. in der auch das FElIglOS symbalhcfle
Ölbild Nlelimrrielfahrt". mit dem der Kiinstler
rincn Preis der ll. BtETVlGlS Christlicher Kunst
in Salzburg (1960) erringen konnte. beson-
ders auf
Die viele thematische Parallele-i zu den
RlIKÜOYFt von Siyslkawitz autweisenisen
Arbeiten des Plast-kers Alexander SllVCF
gc-zeiui wurden Modelle und Photos von
großereli kirchlichen Auflraasarbeiten
koiilroniierien auf relaiiv breiter Büsls niii
iiiini gegnelischen Anliegen des Kunsttrrs
iinci iriigc-n ebenfalls inii dazu bel. den dlEßF
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