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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

Das Handwerk der Goldschmiede erfreut 
sich in der Slowakei einer alten und guten 
Tradition. Schon am Anfang des 14. jahr- 
hunderts trugen der Aufschwung des Ge- 
werbes und ein reges Marktleben zur 
Steigerung des bürgerlichen Wohlstandes 
bei. Dazu kam der Reichtum der slowa- 
kischen Bergwerke an Edelmetallen und 
die Prachtliebe der dort ansässigen Adeligen. 
Das Zusammentreffen dieser günstigen Be- 
dingungen brachte es mit sich, daß das 
Kunsthandwerk, insbesondere aber die Gold- 
schmiedekunst schon seit dem frühesten 
Mittelalter in Blüte stand. Einer der ersten 
Hinweise auf die Arbeiten der Gold- 
schmiede findet sich in der „Zipser Will- 
kür" aus dem Jahre 1370. Hier wird (las 
Verhältnis der Legierung von Silber und 
Kupfer geregelt und die Punzierung der 
fertigen Arbeiten angeordnet. Aber erst im 
16. jahrhundert wird es allgemein üblich, 
Silbergegenstände mit Meister- und Be- 
schauzeichen zu versehen; Goldiuwelen 
blieben dagegen bis ins 19. Jahrhundert 
ohne Punzen. 
Daß sich das Goldschmiedehandwerk hohen 
Ansehens erfreute, bestätigen manche Ur- 
kunden, die über den Adelsstand der Gold- 
schmiede, über ihre Tätigkeit im Stadtrat 
und andere hervorragende Stellungen be- 
richten. Im Jahre 1331 bekam zum Bei- 
spiel Magister Petrus, Vizegespan der Zips 
und Goldschmied des Königs, als Beloh- 
nung für die Verfertigung eines Siegels 
das Gut Gemnik. Viele Goldschmiede, 
z. B. der Leutschauer D. Genersich (17. jh.) 
oder j. Szilassy (18.]h.), waren angesehene 
Patrizier. 
Die Goldschmiedekunst wurde an Herr- 
scherhöfen, in Klöstern und in den Zünften 
betrieben. Fast in allen größeren Orten der 
Slowakei sind Zünfte nachweisbar; vom 
14. bis 19. jahrhundert werden insgesamt 
seehsunddreißig erwähnt. Zu den ältesten 
zählte die Kaschauer Goldschmiedezunft, 
die zur Zeit der Errichtung und Aus- 
stattung des dortigen Domes - um das 
Jahr 1376 N gegründet wurde. 
Die berühmtesten Goldschmiedeziinfte kon- 
zentrierten sich auf drei große Gebiete: 
den Raum der mittelslowakischen Berg- 
städte (Schemnitz - Banskä Stiavnica, 
Kremnitz - Kremnica und Neusohl - 
Banskä Bystrica),wo die reiche Edelmetall- 
schürfung und der Wohlstand der Bürger 
eine natürliche Basis für den Aufschwung 
dieses Handwerkes boten; 
der nordöstliche Teil des Landes mit seiner 
reichen kulturellen Vergangenheit und den 
verhältnismäßig ruhigen Entwicklungshe- 
dingungen, da diese Gebiete - die Zips 
mit Leutschau (Levoöa) an der Spitze und 
Kaschau (Kosice) 7 von den Türken- 
kriegen verschont blieben; 
Preßburg (Bratislava), das in der unmittel- 
baren Nähe Wiens nicht nur dem künstle- 
rischen EinHuß, sondern auch einer ernsten 
Konkurrenz ausgesetzt war. 
Leider fielen manche der schönsten Kunst- 
werke mittelalterlicher einheimischer Gold- 
schmiedekunst den Unruhen der Jahr- 
hunderte zum Opfer. Plünderungen der 
Tataren, Türkenkriege, religiöse Kämpfe, 
Feuersbrünste und wirtschaftliche Maß- 
nahmen bedeuteten das Ende manchen wert- 
vollen Kunstgutes. S0 befahl z. B. eine 
königliche Verordnung aus dem Jahre 1526, 
Gold- und Silbergegenstände einzuschmel- 
zen und zu Münzen zu verarbeiten, um die 
Lasten der Türkenkriege Finanzieren zu 
können. Im Jahre 1556 wurde Kaschau 
vom Feuer heimgesucht, und so verkaufte 
man alles Wertvolle, das nicht ein Opfer 
der Flammen geworden war, um die Not 
der leidenden Bevölkerung zu lindern. 
Einige Jahrzehnte später hat der aufstän- 
dische Fürst Emericus Thököly den Ka- 
schauer Domschatz beschlagnahmt, um 
daraus Münzen prägen zu lassen. 
Trotz dieser schweren Einbußen zeugt 
manches auf uns gekommene Kunstwerk 
a Tnubenpokal, Petxus w. Kccskclnd-lhy, 11. Jahrhundert, 
Kaschzu (Kulice) 
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