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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 100)

Krisiian Sotriffer 
NEUE ÖSTERREICHISCHE 
DRUCKGRAPHIK 
1 Rudolf Schonwold, Szenen aus König Ubu. 1965. 
Radierung und Aquuiirliu. 60x84 crn 
Z Arnulf Rainer. Jakcbiner-General. 1966. Offsei- 
Lithographie. 60x44 cm. Edihoh der SchroH-Presse 
3 Heinrich Heuer, Sladien. 1965. Radierung und 
Aqualinlu. 54x40 cm 
1A 
Der internationale Boom an druckgraphischen 
Erzeugnissen aller Art. verschiedenster Technik 
und getragen von den vielfältigsten Absichten. hat 
in den letzten Jahren mit relativ wenigen. dafür 
jedoch wesentlichen Ausläufern auch Österreich 
erfaßt. Jahrelang sah es so aus, als seien öster- 
reichische Künstler vom Wert der Beschäftigung 
mit den Techniken der Radierung, der Litho- 
graphie, des Holzschnitt: und des Siebdrucks 
kaum zu überzeugen. Nur wenige, wie etwa der 
Salzburger Slavi Soucek und eine Zeitlang auch 
Kurt Moldovan. widmeten diesen Medien eine 
kontinuierlich fortschreitende Tätigkeit, Hermann 
Ober und Herbert Breiter in Salzburg bildeten 
ebenfalls Ausnahmeerscheinungen. Nun aber be- 
ginnen sich auch Maler und Bildhauer in zunehmen- 
dem Maß für die künstlerischen und die Ver- 
breitung eines Werks begünstigenden Eigenheiten 
der druckgraphischen Techniken in zunehmendem 
Maß zu interessieren. 
Der Grund dafür ist in einem erhöhten Interesse 
an relativ billig zu erwerbenden druckgraphischen 
Blättern, in ihrer sich zusehends ausbreitenden 
Wertschätzung zu sehen, die nicht zuletzt an den 
zahlreichen internationalen Wettbewerben abzu- 
lesen ist, die nun regelmäßig nicht mehr nur in 
Lugano. Grenchen und Laibach, sondern auch in 
Biella, Krakau, Tokio und Preßburg sowie dem- 
nächst auch in Großbritannien statttinden. Druck- 
graphik hat sich in der Folge derartiger Aktivität 
auch als sehr brauchbares und rasches Ver- 
breitungsmittel neuer künstlerischer Formen und 
Ideen erwiesen. In Österreich schließllch hat eine 
Institution wie die der Schrott-Presse. welche 
Arbeiten nahezu aller relevanten Künstler edierte. 
die sich langsam mit den verschiedenen Techniken 
und Möglichkeiten vertraut zu machen suchten. 
mit dazu beigetragen. das Interesse nicht nur an 
graphischen Blättern. sondern auch an der Arbeit 
der einzelnen Künstler zu intensivieren. 
Die Druckgraphik als eine ihren immanenten 
Gesetzlichkeilen und Möglichkeiten verpflichtete 
Kunst diente freilich international einfach auch 
dazu, mehr oder weniger zu reproduzieren, was 
einer vor allem als Maler leistete. Der Siebdruck 
etwa wird von den Künstlern selten auf die ihm 
gegebenen Möglichkeiten untersucht, sondern 
relativ schematisch gehandhabt. Die sogenannte 
„Maler-Graphik", die vor allem durch das Ver- 
wenden vieler Farben einen tafelbildöhnlichen 
Effekt anstrebt, geht an den Eigentlichkeiten und 
Besonderheiten des Arbeitens auf Stein oder Metall 
in vielen Füllen ebenfalls vorbei. 
ln Österreich jedoch ist die Gefahr, daß zur 
Druckgraphik nur ündet, wer in ihr ein Propa- 
gandamittel sieht oder der den Bedarf von Ver- 
legern zu befriedigen sucht (für den dann der 
Drucker-Handwerker. französisch artisan, die 
Hauptarbeit leistet, während der Künstler 7 
artiste 7 meist nur noch signiert). sehr gering. 
Die Künstler. von denen hier die Rede ist, sind 
ausschließlich solche. die ein persönliches und 
aktives Interesse am selbsttätigen Umgang mit 
den Materialien haben, weshalb ihre Druck- 
graphik (wenn es sich um Maler oder Bildhauer 
handelt) meist auch eine eigene Sprache spricht. 
So soll es auch sein. da es die Manipulations- 
möglichkeit druckgraphischer Techniken ja mit 
sich bringt, daß aufdem Stein oder aufder Kupfer- 
platte etwas entsteht, was mit anderen Mitteln 
nicht erreichbar wäre.
	        
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