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Wien
Secession
Druckgraphik 1897-1972
Die Schau umfoßte zwei Teile: einen historischen,
beginnend um die Jahrhundertwende bis zum
Ausbruch des zweiten Weltkrieges, und einen
aktuellen, der sich primär mit Arbeiten neueren und
neuesten Datums beschäftigte. Da wie dort wurde
in der Zusammenstellung allerdings an einem
qualitativen Optimum ebenso vorbeigegangen wie
an einer schwerpunktmäßigen, stilistischen oder auf
andere Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge
Rücksicht nehmenden Ordnung. Ungeschickt war es
auch, so gut wie alle Secessionsmitglieder,
unabhängig davon, wieviel oder wie wenig sich der
Betreffende innerhalb seines Gesamtwerkes mit
Druckgraphik beschäftigt hat, zum Zug kommen
zu lassen. Eher zufällig wirkten auch die Gäste-
einladungen. Warum bei einer derart repräsentati-
ven Exposition Spitzendruckgraphiker, wie Heuer,
Fuchs, Lehmden, Fritz Steinkellner, Wanke, Braun
oder Merwart, fehlten, blieb unklar. Dennoch ver-
diente die Schau Anerkennung. Die informative
Breite hatte vor allem im historischen Teil, der mit
Blättern von Jettmor, Jungnidrel, Kubin, James
McNeilI Whistler, William Nicholson, Klinger,
Slevogt, Peschka, Kubin und anderen präsentiert
wurde, ihre Berechtigung. Gleich verdienstvoll: der
umfangreiche Katalog, der als Nachschlagwerk
empfohlen werden darf (30. 5.-2. 7. 1972).
Galerie Blut asse
Karl Anton F ecklReiner Schiestl
„TaubenHunde-Auto-Menschenvßilder." So
bezeichnete der Wiener Graphiker K. A. Fleck die
Auswahl iüngst entstandener eigenwilliger
Zeichnungen, die allesamt einem engagierten
sozialkritischen Realismus verpflichtet sind (20. 3. bis
8. 4. 1972).
„Stadtlandschaften - New York" lautet der Titel
einer weiteren bemerkenswerten Ausstellung von
Zeichnungen, Radierungen und Aquarellen des
Kufsteiners Reiner Schiestl (10. 11.-29. 4. 1972).
Galerie Schottenring
Realismus heute
Obiekte, Bilder und Unikotgraphik von zwanzig
Usterreichern als Zusammenfassender, das zur
Diskussion gestellte Thema im weitesten Sinn
charakterisierender Versuch unter Ausschluß der
„Wiener Schule" und ausgesprochener Nach-
expressionisten. Teilgenommen hatten: Peter
Carer, Karl Anton Fleck, Adolf Frohner, Ulrich
Gansert, Timo Huber, Adam Jankowski, Martha
Jungwirth, Hans Krenn, Helmut Kurz Goldenstein,
Frantisek Lesak, Jürgen Messensee, Oswald
Oberhuber, Hubert Pfaffenbichler, Drago J. Frelog,
Arnulf Rainer, Peter Sengl, Maria Terzic,
Reimo S. Wukounig und Zechyr. Eine Auswahl,
die nicht zuletzt die Vielfalt der wiederholt von
Außenseitern mitbestimmten Landschaft öster-
reichischer Gegenwartskunst unterstrich (18. 5. bis
1. 7. 1972) - (Abb. 1-4).
Galerie Grünangergasse 12
Max Peintner
Die erste Exposition der betont inhaltsbezogenen
realistischen Zeichnungen des 1937 geborenen
Tirolers. Peintners Engagement an der Gesellschaft,
sein optisch-gleichnishafter Kampf für eine bessere
Zukunft, für ein rasches, doch griindlidtes Über!
denken unseres Handelns, seiner Motivationen und
Ziele, ist freilich nicht das eines kleinlichen
Moralisten und Besserwissers. Bei aller Deutlichkeit
seiner penibel und hart gezeichneten Appelle
nimmt einem der Künstler das Denken nicht ab,
provoziert nicht oberflächlich, sondern gleichsam
in Modellen und damit auch stellvertretend für
ähnliche Situationen. Wenn P., um ein Beispiel
herauszugreifen, ein Fomiliengrab als
provisorischen Swimming-pool benützen läfit,
wenn er Esoterik und Luxus heutigen Designs mit
der Armut in südamerikanischen Slums vergleicht,
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wird die Dialektik seines Denkens und sachlich
unterkiihlten Zeichnens zum allgemein verständlichen
Protest, der bei aller Relativität des Aufgezeigten
glaubhaftes gesellschaftliches und künstlerisches
Engagement erkennen läßt (Mai 1972) - (Abb. 5).
Galerie Ariadne
Antoni Topies
Die neuesten Radierungen und Prägedrucke ergänzt
durch einige Lithographien dieses bedeutenden,
nach wie vor sehr hoch im Kurs stehenden spani-
schen Malers. (Preise für Druckgraphik: S 5000.- bis
S 28.000.-). Täpies schließt mit ihnen teilweise an
frühere, die sandige Struktur betanende, überaus
sensible und dennoch spannungsreiche Arbeiten an,
bezieht iedoch andererseits, formal und assoziativ
sehr überlegtl, auch gegenständliche Motive in die
ursprünglich stärker autonome Komposition mit ein.
Die durch Effekte einer sehr freien Pop-Art
gelegentlich angereicherte Mischung läßt den Ernst
und die beinahe feierliche Distanziertheit früherer
Werke vermissen, nötigt dem Betrachter in ihrer
heiteren, reizvollen Symbiose und technischen
Raffinesse iedoch zumindest in den besten
Beispielen Respekt ab (MailJuni 1972) - (Abb. 6).
Galerie nächst St. Stephan
Oswald Oberhuber
Oswald Oberhuber, aus Tirol stammender Maler,
Plastiker, Zeichner und künstlerischer Leiter der
genannten Avantgardegolerie, präsentierte sich
knapp vor Eröffnung der 36. Biennale von Venedig,
an der als als offizieller Vertreter Österreichs neben
Hans Hollein teilnimmt, abermals von einer
unbekannten Seite. Strenggenammen waren es
sogar mehrere Seiten und Möglichkeiten, mit
denen der zu Kunstscherzen aller Art aufgelegte
Dialektiker aufwartete. O. entpuppte sich dabei vor
allem in den kleineren, zwischen 1965 und 1971
gleichsam als Randpradukt entstandenen Objekten
in gleicher Weise als Neodadoist wie als surrealer
Verfremder von Fundgegenständen. Er erwies sich
einmal mehr als geistvoller Bastler und intelligenter
lnbeziehungbringer von Geenständen, Materialien,
Fragmenten und Abfällen, die er, oft überaus
treffend und charmant formuliert, zu neuen Werken
vereint. Die Vielfalt divergierender schöpferischer
Möglichkeiten wird bei ihm zur schöpferisch anre-
genden Tugend. Ein Sancho Pansa, der in vielen
Sätteln reitet und manchmal vom Pferd muß. Sicher
aber auch ein Sancho Pansa, der sein Pferd über
schwierige Hindernisse hinweg ins künstlerisch rele-
vante Ziel steuert (MoilJuni 1972) - (Abb. 7).
Galerie Stubenbastei
Hubert PfoffenbichlerlHildegard Joos
Pfaffenbichlers neue Blätter als gleichnishatter, stark
seelisch bezogener Appell für Einsamkeit und
Außenseitertum isolierter Individuen. Die sparsam
durch Aquarell- und Temperaforben angereicherte,
sehr subtile Zeichnung schildert den
introvertierten Menschen oder charakterisiert
anhand stellvertretender Beispiele aus der trivialen
Umwelt (eine Baustelle, eine Auslage mit Kleidern,
ein Spind der Soldaten) gesellschaftsrelevante
Zusammenhänge in eher versdiliisselter Symbolik.
Qualitative Unterschiede und die spröde
Behandlung der Themen dürfen über den Ernst
dieses Anliegens nicht hinwegtäuschen. Innerhalb
der Entwicklung des iungen Malers zweifellos ein
wertvoller Aspekt mehr (Mai 1972) - (Abb. 8).
Ebenfalls neue Arbeiten zeigte Hildegard Joos,
die zuletzt 1967 in Wien zu sehen war. lm Vorwort
der Exposition charakterisierte K. Sotritfer die unter
dem Titel „Balance" gezeigten Acryltafeln u. a.
folgendermaßen: „Die Bilder führen den Blick in
Tiefen und aus ihnen wieder heraus in einem relativ
einfachen Konvex-Konkav-Spiel, das sich in
Schwarz-Weiß-Wechselwirkungen am eindeutigsten
manifestiert." Am gelungensten: die ausgewogen
komponierten Arbeiten strengerer Reduktion,
darunter das in der Auslage präsentierte beste
Bild der Ausstellung (30. 5.-15. 7. 1972) - (Abb. 9).
Galerie Blutgasse
Pierre Alechinsky
Radierungen und Lithographien des diesiähi
belgischen Biennalekandidaten als verdiens
lnitiative. Der 1927 geborene Künstler, einst
der berühmten Cobra-Gruppe (Appel, Corm
Asger Jorn), besitzt als Druckgraphiker mitr
Gesamtwerk von etwa 400 Blättern kaum ge
Bedeutung denn als kraftvoller Maler. Die l:
Wien gezeigten Blätter charakterisierten die
Motorik ihres Urhebers vollgültig und treffe
Lapidare, scheinbar Unaufwendige, leicht ur
schwungvoll Hingekritzelte seiner Formulier
steht in Verbindung zur beherrschten Druckt
Wie A. gegenständliche Themen abwondelt,
zwischen Details herstellt oder auflöst, wie 1
figurative Anklänge arabeskenhaft ausschrn
und modifiziert, besitzt Originalität und
ousstrahlenden Reiz (23. 5.-10. 6. 1972) - (Al:
Zentrolsparkosse
Spiele spielen
Unter diesem den Betrachter als Mitakteuri
fordernden Motto zeigte man im Kassenraui
Hauptgebäudes in einer von Dieter Schroge
getroffenen anregenden Auswahl Obiekte v
Marc Adrian, Josef Bauer, Otto Beckmann, 4
Ei-Ag, van Wil Frenken, Peter Gräschl, Heln
Gsöllpointner, Ernst lnsam, Martha Jungwirl
Felix Kalmar, Ruppert Klima, Hermann Kling
Renate Krätschmar, Richard Kriesche, Thomc
Moog, Hans Muhr, Hermann J. Painitz, Gen
Pock, Meina Schellander und Jörg Schwarze
berger. Sehr Unterschiedliches, aber auch se
viel Neues, frisch aus der Werkstatt Gebrac
Exerzierfeld aus Licht, Bewegung, Ballons, tv
Kunststoffen und orthodoxen Materialien bz
Bestrebungen (35. 5.-17. 6. 1972) - (Abb. 11,
Pe
Wien, 2. Verleihung der Preise des
Wiener Kunstfands
Gleichzeitig mit der 22. Verleihung von Förd
beiträgen aus dem von der Zentralsparkassi
Gemeinde Wien errichteten „Wiener Kunstfi
fand hier die 2. Verleihung der „Preise des
Wiener Kunstfonds" am 4. Juli 1972 statt. Dii
Preisträger waren für das Jahr 1972: Stella
(darstellende Kunst), Lore Heuermonn (bilde
Kunst), Dr. Theodor Sapper (Literatur), Marti
Bielik (Musik), Mansur Mahdavi (Film).
Einer Neuorientierung zufolge erfolgt entspi
der Satzung die Förderung durch den Wiene
Kunstfonds
o) durch Vergabe von Förderungsbeiträgen 1
künstlerische Proiekte auf Grund von Bewerl
eines in Wien wohnenden und tätigen Künst
b) durch Erteilung von Arbeitsaufträgen (z. E
positionsaufträge), deren Vergabe auf Gruni
eines Arbeitsausschußvorschlages durch das
Kuratorium erfolgt,
c) durch Vergabe der „Preise des Wiener Ku
fands" auf Grund von Arbeitsausschußvorsc
durch das Kuratorium.
Seit der Gründung des „Wiener Kunstfands'
Jahre 1956 wurden Ausbildungs- und Arbeits
stipendien, Förderungsbeiträge und Arbeitsa
Preise und Proiektförderungen in Höhe von i
4,300.000 Schilling vergeben; 500 Künstler bz'
Künstlergruppen konnten auf diese Weise g.
werden.
Einreichungsfrist für die 23. Verleihung: 15. J
bis 30. März 1973