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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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Christenheit hatte das plötzliche Vordringen der Türken auf der Balkanhalbinsel in 
den höchsten Schrecken versetzt. Auf den Gefilden von Kosowa war das serbische Volk 
im Jahre 1389 nach heldenmüthigem Kampfe unterlegen, und Ungarn sah sich durch den 
Andrang der Türken unmittelbar bedroht. In dieser Bedrängniß suchte es in dem mächtigen 
Polen seine Stütze und bot im Jahre 1440 nach dem Tode Albrechts II. seine Krone dem 
jugendlichen polnischen Könige Ladislaus an. Olesnicki bestimmte ihn zur Annahme dieser 
Krone mit Zustimmung der polnischen Großen. Polen unterzog sich hiemit kühn der großen 
historischen Aufgabe, die Türken aus dem christlichen Europa zurückzudrängen. Die Blüte 
des polnischen Adels zog mit dem Könige nach Ungarn und mit ihm zusammen bis auf das 
blutige Schlachtfeld von Warna, wo im Jahre 1444 das polnisch-ungarische Heer 
vernichtet und der König getödtet wurde. 
Drei Jahre währte das Interregnum in Polen, während in Lithauen nach dem Tode 
des Großfürsten Sigmund der jüngere Bruder des Königs Ladislaus, Kazimir IV., zum 
Großfürsten erhoben wurde. In ihm trat auf den Schauplatz der polnischen Geschichte 
ein Mann, welcher berufen war, auf alle Verhältnisse bestimmend einzuwirken und dieser 
Geschichte eine neue Wendung zu geben. Vor allem besaß er ein tiefes Verständniß für die 
Nothwendigkeit eines innigeren Zusammenhanges zwischen Lithauen und Polen. Doch 
konnte dieses nur auf Grundlage vollkommener Parität durchgeführt werden. Nun aber 
bestanden zwischen den beiden Reichshälften Streitfragen, welche mit einem gewaltigen 
Bruche drohten. Das Streitobject bildeten die südlichen ruthenischen Provinzen Wolhynien 
und Podolien, welche von den Lithauern als zur Krone von Lithauen gehörend beansprucht 
wurden, während in Wirklichkeit der natürliche Schwerpunkt beider Provinzen infolge ihrer 
geographischen Lage sowohl in wirthschaftlicher Hinsicht, als auch in Bezug auf die Abwehr 
der Tataren in den rothruthenischen Fürstenthümern, beziehungsweise in Polen lag. Die 
Polen siedelten sich in diesen Provinzen, insbesondere in Podolien immer zahlreicher an, die 
Verwaltung und Vertheidigung ging immer mehr in ihre Hände über,und schließlich benützten 
sie den im Jahre 1430 erfolgten Tod Witolds, um Podolien mit Zustimmung des dortigen 
Adels unmittelbar mit der polnischen Krone zu vereinigen, während Wolhynien bei Lithauen 
blieb und in der Person des Awidrigiekto einen besonderen Lehensfürsten bekam. Während 
nun die Polen auch auf Wolhynien Anspruch erhoben, hörten die Lithauer nicht auf, 
Podolien zurückzufordern, und beide Theile verlangten vom Könige Kazimir, daß er den 
Streit nach ihrem Sinne entscheide. Nach dem Tode Ladislaus III. wollten die Polen die 
Krönung Kazimirs zum polnischen Könige von der ausdrücklichen Zuerkennung Wolhyniens 
und Podoliens abhängig machen. Deshalb zögerte Kazimir mit der Übernahme des 
polnischen Thrones, und selbst nachdem er sich hiezu im Jahre 1447 entschlossen hatte, 
fehlte es nicht an stürmischen Auftritten in der Versammlung der Großen des Reiches.
	        
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