Nr. 23
Internationale S a m m I e r - Z e i t u n g.
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reich oder England. Auch der satirische, merkwürdig scharf
charakterisierende Stift Karl Josefs hat sich längst einen
großen Kreis von Freunden erworben, der gerne die Gelegen- !
heit wahrnehmen wird, sich eines oder das andere der sarka- \
stischen Blätter zu sichern. Josef Danilowatz und Franz •
Wacek bringen Karikaturen in Aquarell, Tusch und Feder- j
Zeichnung. Diese beiden sind vielleicht die vielseitigsten unter j
den Künstlern der »Muskete« und haben sich auch schon als |
ernsthafte Maler und Buchillustratoren hervorgetan. Wilkes
chargierte Zeichnungen sowie die graziösen, aufs erotische Ge
biet hinübergreifenden Darstellungen von Kren es und Hans j
P r i n t z werden ohne Zweifel ebenfalls zahlreiche Liebhaber |
finden. Bedauerlich ist, daß Theo Zasche nur mit drei Feder- !
Zeichnungen vertreten ist. Wer von den vielen Verehrern dieses [
mit echter Wiener Anmut begnadeten Künstlers soll da zuerst |
daran kommen? Wenn die Auktion, wie zu erwarten stellt, bei i
den Sammlern Anklang findet, so wird sie gewiß nicht ver- ]
einzelt bleiben.
(Antiquitäten und altes Spielzeug.) Am 4. j
und 5. d. M. findet in der Galerie Helbing in München eine
Auktion von Antiquitäten aus verschiedenem Privatbesitze
statt. Der Katalog verzeichnet verschiedene Keramik, dann j
Glas. Die Eisensachen enthalten eine größere Anzahl Folter
werkzeuge des 16. und 17. Jahrhunderts. Ferner sind !
Arbeiten in Zinn, Kupfer, Bronze, Messing und Silber zu |
nennen. Sehr umfassend repräsentieren sich die Waffen, die
sowohl Nah- wie Feuerwaffen in sich schließen: Dolche,
Schw'erter, Degen, Hirschfänger, orientalische Handjars,
japanische Schwerter, Hellebarden, dann Pistolen, Terzerole,
Gewehre, Rüstungen der verschiedensten Zeiten, Völker und
Konstruktionen bieten eine reiche Auswahl. Die Möbel zeigen j
Barock-, Rokoko- und Biedermeierstil. Auch einige Tiroler- j
und Vierländertruhen sind beachtenswert, ebenso hübsche I
Empire- und Biedermeierstanduhren. In größerer Anzahl finden
sich bei dieser Auktion Holzfiguren, von denen eine große An- j
zahl fränkischen Ursprunges ist; besonders einige Madonnen
figuren aus der Zeit und Richtung Riemenschneiders
ragen über den Durchschnitt empor. Neben gotischen Skulp- !
turen stehen auch zahlreiche der Renaissance, des Barocks und
Rokokos. Einzelne Gemälde. Stiche, Miniaturen und Varia
machen den Beschluß des ersten Teiles. Ihnen folgt dann eine
stattliche Kollektion von Spielzeug vergangener Zeiten:
Beschäftigungsspiele, hübsche Häuser, Kirchen, Tempel, Klöster,
Dörfer, Krippen, dann Einzelfiguren etc. Zur kommenden Weih
nachtszeit dürften sich hier manche hübsche, stilechte und doch
der kindlichen Fassungskraft entsprechende Sachen finden. Der
Katalog mit zahlreichen Textklischees ist durch Hugo Helbing
zu beziehen.
(Die Auktion im Frankfurter Kunstverein.)
Aus Frankfurt a. M. wird uns geschrieben: Die Versteige
rung von Werken Frankfurter Meister des 19. Jahrhunderts
mit den Nachlässen Otto Scholderer und Norbert
S c h r ö d 1, die der Kunstverein veranstaltete, nahm einen sehr
animierten Verlauf. Gleich im Anfang wurden die kleinen Bilder
von P. Becker und W. A. Beer recht gut bezahlt.
Bo eh 1 es Bildnis des Malers Altheim brachte 5500 Mk., die j
verschiedenen Werke von B u r n i t z schwankten zwischen j
480 und 1000 Mk., Maurers »Cronberg« ging auf 1650 Mk.,
die zwei kleinen Bilder von Karl Morgenstern ergaben
1250 und 1300 Mk., Nußbaums Odenwaldlandschaft 1100 Mk.
Das Städelsche Institut erwarb S t e i n 1 e s frühes Porträt
seines Vaters für 8100 Mk. und die »Klassische Landschaft« von
E W. P o s e. Von Scholderers Werken brachte das
»Selbstbildnis« 2800 Mk., ein frühes weibliches Porträt 2200 Mk.,
das »Lesende Mädchen« 1350 Mk., die »Schwarzwälderin«
1650 Mk. Sch rö dis Aquarelle gingen zwischen 100 und
350 Mk. fort; seine Gemälde, die zum Teil stark begehrt waren,
brachten zwischen einigen Hundert und 2000 Mk. Der Gesamt
ei lös war rund 80.000 Mk.
(Arbeiten der Münchener Schule.) Am 16. und
17. d. M. gelangt in der Galerie Helbing in München eine Kol
lektion von Oelgemälden zur Versteigerung, die Werke des ver
ewigten Professors Alois E r d t e 11 aus seinem Nachlasse ent
hält, ferner die Sammlungen Otto Bauer und Heinrich
Zeh me, beide in München, sowie eine Reihe von Bildern aus
anderem Besitz. Der größte Teil der hier vereinigten Gemälde
sind Arbeiten der Münchener Schule. Daher macht die ganze
Kollektion trotz der Mannigfaltigkeit der Sammlertypen, die
sich hier zusammenfanden, doch einen geschlossenen Eindruck.
Einige Künstler sind besonders stark vertreten. In erster Linie
Alois Erdtelt. Seine Bilder und Zeichnungen gewähren einen
guten Ueberblick über das intensive und reiche Schaffen des
Meisters. Bei dem tonigen »Selbstbildnis« erkennt man leicht
die starken Anregungen, die er von Rembrandt empfangen hat.
Aber es sind doch eben nur Anregungen, wie etwm das Bildnis
des »Hilfslehrers aus Wallgau« beweist. Der ausgezeichnete
Tiermaler Friedrich V o 11 z ist mit mehreren sehr charakteri
stischen Stücken zur Stelle. Von Ludwig Hartm an n sind
einige seiner rassigen und eleganten Pferdebilder zu nennen so-
wie landschaftliche Studien. Die Arbeiten von Julius Viktor
Carstens enthüllen die vielseitige Begabung des fein
sinnigen Künstlers. Von Wilhelm Amandus Beer, der gerne
Szenen aus dem russischen Volksleben malte, stammt unter
anderem das »Russische Einkehrhaus«. Ferner ist Otto Piltz
mit einigen koloristisch interessanten Genrebildern zu er
wähnen. Von Landschaftern sind besonders reichhaltig repräsen
tiert: August Splitgerber mit Landschaften aus Ober
bayern und der französischen 1 Schweiz, Ludwig Meixner,
Franz Hoch und Alfred Haushofer. Unter den übrigen
Landschaften der Kollektion finden sich neben einer stimmungs
vollen Landschaft von Ch. Daubigny. einem Waldinterieur mit
badenden Frauen von Diaz hervorragende Arbeiten von Josef
Wenglein »An der Tränke« (1880) und eine »Landschaft«
(1870) Karl Spit z w e g, dabei eine poetische »Mondnacht«
Karl v. Rottmann: »Solnat bei Palermo«, Eduard
Schleich d. Ae.: »Gebirgsbach bei Regenstimmung«, Adolf
Lier: »Bauernhof in Etzenhausen« aus dem Jahre 1869, Hein
rich Bürkel: »Gebirgslandschaft« und »St. Petersfriedhof in
Salzburg« und andere. Aehnlich wie in den Land
schaften spiegeln sich in den Genrebildern die verschiedenen
Richtungen der Münchener Schule. Sehr reizvoll sind die
Arbeiten von Ernst Zimmer man n: »Für das arme Kloster«,
Klaus Meyer: »Mädchen beim Nähen«, Walter F i r 1 e: »Ver
welkte Blätter«, Hans v. Bartels: »Heimkehr«, Ludwig von
Zumbusch: »Vor der Fabrik«, Angelo Jank: »Wettrennen«,
Hugo Kau ff mann: »Watendes Mädchen«, Karl v. Kron
berger: »Lesende Alte«, Josef Damberger: »Ober-
bayerische Bauernmädchen«, M. Gaißer: »Der Numismatiker«,
Max To dt: »Der Befehl«. Emil Rau: »Oberbayer. Mädchen«,
Karl Rau pp: »Erwartung«, A. Spring, L. Voll mar u. a.
Einige Porträts sind sehr beachtenswert. So das »Damenporträt«
(Pastell) Franz v. Lenbachs, dessen »Heuernte«, eine Studie
aus dem Jahre 1866 hier augeschlossen sei. Ferner ein »Damen
bildnis« von Franz v. Stuck, zwei männliche Studienköpfe
aus dem Jahre 1869 von Albert v. Kelle r, eine Zeichnung von
Franz v. Defregger, ein glänzend modellierter Studienkopf
aus der Diez-Schule sowje Arbeiten von Gabriel
Schachinger und Gustav Goldberg, Katalog mit zahl
reichen Textabbildungen und vier Tafeln ist durch Hugo Helbing,
München, zu beziehen.
Ausstellungen.
Hannover. Große Ausstellung der Allgemeinen deut
schen Kunstgenossenschaft.
Leipzig. Ausstellung von Originalradierungen des Leip
ziger Künstlerbundes.
München. Arcopalais. Moderne Galerie Th an haus er.
Gemälde des Münchener Malers Hermann V ö 1 k e r 1 i n g.