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Nr. 23
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Internationale Sammler
Zeitung.
Bilder.
(E j n Bild von Goethes L i 1 i.) In dem literarischen
Nachlaß des alten .1 iigel sehen Verlages in Frankfurt wurde ein
schöner Fund gemacht: Die Kupferplatte der meisterlichen Ra
dierung von Lili Schönemanns Bildnis, die dem Frankfurter
Kupferstecher Ey ßenhardt zu verdanken ist und die der alte
.liigel in seinem Buche »Das Puppenhaus« (Frankfurt 1857, als
Manuskript gedruckt) wiedergegeben hat. Wie Jiigel bemerkt,
ist das Porträt, das Goethes Lili im 45. Lebensjahre darstellt,
nach einem Dosenbild radiert, das Lilis Tochter, Elise v. T ürk-
h e i m, für ihren Onkel nach der Natur gemalt hatte. Bekannt
war dieses Bildnis eben nur aus dem »Puppenhaus«. Dank der
Auffindung der Originalplatte bietet sich nun den Kennern und
Liebhabern von sichtbaren Zeugnissen aus jener Episode in
Goethes Leben eine begehrenswerte Sammlernovität. Der neue,
jetzt durch Karl Jiigels Verlag in den Buchhandel gebrachte Ab
druck der Platte enthält auch biographische Daten über Lili und
den Namen der Künstlerin, die der alte Jiigel offenbar aus Raum
rücksichten weggelassen hatte.
Numismatik.
(Preise für antike Münzen.) Man berichtet uns
aus München: Bei der Auktion griechischer, meistens siziliani-
scher Münzen bei Dr. Jakob Hirsch wurden unter anderem
folgende Preise gelöst: Eine Didrachme von Terina des Meisters
Euainetos brachte 4325 Mk„ eine Tetradrachme des Eumenes
3025 Mark, eine von Catana 3350 Mk., von Gela 3400 Mk. Ver
schiedene Dekadrachmen erzielten bis zu 50.00 bis 6000 Mk., eine
aus der Hand von K i m o n sogar 9075 Mk., eine Tetradrachme
von demselben Meister 7700 Mk. Aus dem eigentlichen Griechen
land erzielte das als das schönste bekannte Exemplar einer Tetra
drachme strengen Stils von Euboia 2100 Mk., eine Didrachme
Dekadrachme der Berenike II. von Cyrenaica mit 2925 Mk. zu
erwähnen. Merkwürdigerweise gelang es dem Leiter des Mün
chener Münzkabinetts, eine nur in drei Exemplaren bekannte
Tetradrachme von Athen aus der Zeit nach der sudanischen Er
oberung für 685 Mk. zu erstehen, nachdem früher dafür schon
von Melos 2125 Mk. Unter den afrikanischen Münzen ist eine
1200 Mk. bezahlt worden waren. Die wertvollsten Stücke gingen
an einen Händler in I J hiladelplna. Der Gesamterlös für die 634
Nummern betrug über 2 5 0.0 0 0 M a rk. Es wurden also im
Durchschnitte 400 Mk. pro Stück bezahlt, ein Preis, der wohl
noch niemals auf einer größeren Auktion erzielt worden ist.
(Eine Plakette Ger hart Hauptmanns.) Der
50. Geburtstag Gerhart Hauptmanns hat den Wiener Me
dailleur Rudolf Antön Weinberger zu einer Plakette des
Dichters angeregt, die, obzwar nicht nach der Natur modelliert,
doch an Porträttreue nichts zu wünschen übrig läßt. Fig. 23 zeigt
den Avers, auf dem unter dem Brustbilde Hauptmanns die In-
Fig. 23. Gerhart Hauptmann (Avers).
schrift »Gerhart Hauptmann« zu lesen ist; der Revers (Fig. 24)
zeigt einen Jüngling, der das Musenroß am Halfter hält. Unten
sieht man die komische und die tragische Maske. Die Inschrift
lautet: 15. Nov. 1862. 50. Geb. T. 1912. Auf beiden Seiten ist der
Name des Künstlers eingraviert. Die gelungene Plakette wird den
Verehrern Hauptmanns viele Freude machen.
Philatelie.
(Eine neue amerikanische Zwei centmarkc.)
Die Postverwaltung der Vereinigten Staaten macht jetzt schon,
3 Jahre vor der Internationalen Panama-Ausstellung, Propaganda
für diese Veranstaltung, indem sie auf allen Korrespondenzen
neben dem normalen Obliterierungsstempel mit Aufgabsort und
-Datum einen besonders ausgestatteten auffälligen Rcklame-
stempel für diese Ausstellung in San Francisco aufdrucken läßt.
Mehr noch dürfte es die Markensammler interessieren, zu er
fahren, daß lange vor der Ausstellung eine neue Z w e i c e n t-
Fig. 24. Gerhart Hauptmann (Revers).
rn arke ausgegeben werden wird, deren. Bild die von zwei
Dampfern durchfahrene Kanalschlcuse mit den Panamahügeln im
Hintergründe zeigt. Die Randfelder tragen als Embleme des Er
folges und des Friedens eine Palme und einen Oelzweig und auch
im Aufdruck erscheint neben dem Staatspostvermerk und der
Wertziffer der Aufdruck der Ausstellungspropaganda: »San Fran
cisco 1915«. Die rote Zweicentmarke ist im Verkehr die meist-
tenützte.
Museen.
(Ein musikhistorisches Museum in Rom.) ln
der Engelsburg zu Rom ist ein musikhistorisches Museum ge
schaffen worden, dessen Einweihung kürzlich stattfand. Es be
sitzt eine über 2000 Nummern umfassende Sammlung von musi
kalischen Instrumenten aller Völker und Zeiten.
(Neuerwerbungen der Berliner Museen.) Die
Bibliothek des Berliner Kunstgewerbemuseums erwarb die erste
deutsche Ausgabe des literarischen Werkes Palladios, seine vier
Bücher über Architektur, die 1570 in Venedig zum erstenmal her
auskamen. Dem Münzkabinett schenkte Generaldirektor Dr. B o d e
eine silberne Medaille des Renaissaficemeisters A. Abbondio
auf Joh. Ambr. Brassica,ms. Von Werken moderner Medaillenkunst
erhielt das Kabinett eine Porträtmedaille Benno E 1 k a n s zum
Geschenk. Unter den letzten Neuerwerbungen des Museums für
Völkerkunde sind in der indischen Abteilung javanische Stein-
skulpturen, in der ostasiatischen eine Reihe von Gegenständen
aus dem großen Arsenal in Peking hervorzuheben.
Vom Kunstmarkt.
(Die Original Zeichnungen der »Musket e«.)
Dem Beispiele der Münchener »Jugend« folgt nun auch die
Wiener satirische Zeitschrift »Muskete«, indem sie am 6. und
7. d. M. im Dorotheum in Wien die Originale ihrer Illu
strationen zur-Versteigerung bringt. Die Zeichner der »Muskete«
stehen an künstlerischer Bedeutung wohl ihren Kollegen von
der »Jugend« nicht nach, einzelne von ihnen haben sogar inter
nationalen Ruf. So Karl S c h ö n p f 1 u g, dessen österreichische
Militärtypen in Amerika genau so populär sind wie in Frank-