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modificirtes Princip ein. Wo die Holzmöbel ein starkes Gerüst verlangen,
genügt hier dünnes Stabwerk, das sich nach Belieben jeder gewundenen
Form fügt. Diese Verschiedenartigkeit ist bei einer in ihrer Art vortreff-
w liehen Garnitur mit einem Himmelbett sehr wohl berücksichtigt und
darauf Structur und Ornamentation gegründet. Diese mit grünem Stoff
überzogene, mit applicirter Stickerei noch weiter geschmückte Garnitur
ist ebenfalls von Storck entworfen, dessen schöpferische, bahnbrechende
Ideen auf dieser Ausstellung in allen Zweigen zur Wirklichkeit gelangt sind.
F.
IX.
Zimmer decoration.
(Schmidt & Sugg. Phil. Haas und Storck. — Tapeten: Sieburger. Knepper & Schmidt.
Melcher. Spörlin & Zimmermann.)
Die Zimmerdecoration, wie sie sich auf der Ausstellung des Museums
darstellt, ist nicht blos durch ihren Gehalt, sondern auch durch die Art
der Aufstellung, des Arrangements interessant und lehrreich. Bisher war
man auf den grossen Ausstellungen gewohnt, alle Gegenstände, welche
die Wohnung zu verzieren hatten, jedes für sich, eines vom andern ge
sondert, ausgestellt zu sehen: Tapeten für sich, Vorhänge für sich, Pla
fonds, Fussboden oder Teppiche wieder an anderer Stelle. Und doch ge
hören diese Gegenstände zusammen und wenn sie vereinigt das Zimmer
bilden, dann erst ist das rechte Kunstwerk geschaffen, das der letzten und
eigentlich künstierisshen Beurtheilung unterliegt.
Es ist zudem ja auch bereits in der höheren Luxuskunst dieser Art,
wenn auch noch lange nicht genug, Sitte geworden, die Decoration eines
Zimmers als ein geschlossenes Ganzes zu betrachten, das in eine Hand
gelegt werden, aus einem Kopfe entspringen muss, um der Einheit und
der Harmonie sicher zu sein. Es lag daher der Gedanke nahe, auch die
Gegenstände so auszustellen, wie sie einmal Zusammenkommen sollen,
also nicht blos Vorhänge, nicht blos Tapeten oder Teppiche, sondern
gradezu Zimmer, fertige, künstlerisch decorirte und ausgestattete Zimmer.
Dieser Gedanke ist eigentlich nicht neu, da ja das Gefühl dafür ein
altes ist, aber die Art, wie er auf unserer Ausstellung ins Leben gesetzt
worden, ist allerdings neu. Auf der Dubliner Ausstellung schon hatte
man versucht, ihn zu verwirklichen, aber es waren, bei der Beschränkt
heit des Raumes, nur Miniaturcabinette, die geschaffen worden. Auch
fehlte ihnen die höhere künstlerische Absicht; es waren Modelle für
Wohnzimmer von gewöhnlicher moderner Art. Auch auf der letzten
Londoner Ausstellung des Jahres 1871 hatte man dem gleichen Gefühl
und Bedürfniss Rechnung zu tragen gesucht. Man hatte jedem Kasten,
Schrank oder Büffet ein Stück Teppich untergelegt, ein Stück Tapete
zum Hintergrund gegeben und darauf ein paar Oelgemälde gehängt: so