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und VII ausgestellt sind, gibt am besten Aufschluss darüber, welche
Wege zur Besserung eingeschlagen und welche Fortschritte auf diesem
Wege bisher gemacht worden.
^ Die hier aufgezählten Objecte, die erfreulichen Resultate eines
' bedeutenden, vor einem Jahrzehnt noch ungeahnten Fortschrittes auf
dem Gebiete der weiblichen Handarbeit, können nicht anders als anregend
und belehrend auf die zahlreichen Besucher wirken. Jedoch keineswegs
minder lehrreich für Jene, die bei dem mühevollen Reformwerke uner
müdlich thätig sind, erwies sich die sehr grosse Menge von Arbeiten,
welche die Jury auf das Strengste zurückzuweisen gezwungen war.
Diese wahrhaft »sehenswerthen« Objecte boten das negative Bild der
übrigen Ausstellung. Sic waren darum hochinteressant, weil sie auf das
Deutlichste zeigten, wie viele ernste Arbeit noch zu verrichten, ein wie
weiter Weg noch zurückzulegen sei, bevor das angestrebte Ziel vollends
erreicht ist. Denn lange, lange noch nicht überallhin ist das richtige
Verständniss für die Aufgabe der Stickerei gedrungen, und lange noch
nicht allgemein hat ein edlerer, besserer Geschmack sich verbreitet.
Figurale Stickereien, bildliche Darstellungen in primitivsten Techniken,
in Kreuz- und Perlstich, oft sogar mit Zuhilfenahme der Glasperlen,
überdies in den grellsten Farben, fanden sich noch in grosser Zahl
vertreten, so wie die ungemein mühevollen und doch vollständig unzu
länglichen Stickereien mit schwarzen Creppfäden, welche den Kupferstich
mit wenig Glück imitiren. Wohin bildliche Stickereien, sei es für
kirchliche oder profane Zwecke, gehören und wie dieselben nur in der
kunstvollsten Technik, der Nadelmalerei, ausgeführt werden dürfen, ja
überhaupt nicht anders genügend und zulänglich auszuführen möglich
sind, dafür bringt unsere Ausstellung die sprechendsten Beispiele. Man
betrachte sich nur einmal recht genau erstens die vom Kloster der barm
herzigen Schwestern in Agram eingesendete grosse Kirchenfahne mit dem
Bilde der Madonna und den Engelsköpfchen, dann einen kleinen Kopf
des Evangelisten Mathäus in der Ausstellung der k. k. Fachschule in
Wien und das in dem ebendaselbst exponirten prachtvollen Ofenschirme
angebrachte Mittelmedaillon. Der überwiegenden Mehrzahl nach gehörten
die von der Jury zurückgewiesenen Ausstellungsobjecte in die Classe
der sogenannten Damenarbeiten, waren also von Dilettantenhänden
verfertigt. Aber es waren auch solche aus Schulen dabei, welche von
der doch schon mehr als ein Decennium währenden, umwälzenden
Reformbewegung in einer Weise unberührt geblieben sind, die man
kaum für möglich halten sollte. Viele öffentliche wie private Industrie-
und Arbeitsschulen stehen, es ist dies ein höchst bedauerliches Factum,
heute noch genau auf demselben Punkte, wo sie vor 20 und 3o Jahren
gestanden sind, ohne auch nur einen Schritt nach vorwärts gethan
zu haben. An diesen Anstalten wird nach gänzlich veralteten Principien
vorgegangen und nach Methoden unterrichtet, womit niemals auch nur