Hummer 14
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'internationale Sammler-feitung.
Beethooens Wit3 Verböserung, hätte sich Glieber nie her
geben sollen.
Auf die Gestaltung hat der Stein bei Stammei keinen
Einflufj, mir sehen die Wolken, die Bocken, den Bart,
die tiefen Kleidfalten roie in den Holzschnitzereien ausge
arbeitet. Der Stoff der seidenartigen Alba ist roie der
steife Brokat des Pluoiales oder die Hocke, das gefältelte
festkleid St. Benedikts ganz oorziiglich charakterisiert.
In einem Relief im Giebel der St. Benediktus-Kapelle
stellt Stammei den St. flgapeithos dar, zu dem er mir
ein Thesenbild benützt zu haben scheint. Ich habe die
selbe Darstellung auf Glas gemalt mit schroarzem Grund
papier in einem Prinathause in Admont gefunden: St. Aga-
peithos und eine lAadonnenerscheinung im ITüttelgrunde
des Bildes, uorne die Reichtümer und Bockungen der Welt.
In jeder der beiden Kapellen stehen drei Hauptge
stalten, in der ITlitte der Heilige, links eine frauenligur,
rechts ein Engel. Die IlTutter mit dem halskranken Kinde
in der St. Blasius-Kapelle erinnert in Gestalt und Bewe
gung an die lllagdalena des Kleisters bei der Beroeinung
Christi. 7 Der Körper des Engels rechts gegenüber ist roohl
zu kurz und plump ausgefallen, roas auch Dr. Alfred
Schnerich bemerkt, dagegen zeichnet sich der Engel in der
Benedikt-Kapelle durch ungewöhnliche Schönheit aus.
für die nächste Zeit dürfte Stammei sein Atelier in
frauenberg aufgeschlagen haben — der mündlichen Über
lieferung nach sehr ungern —, roo Abt Anton II. 1724
das grofge Herberghaus und den Kaluarienberg aufzubauen
anfing. Rach Wichner rourde 1736 der Hochaltar dieser
Kirche errichtet. Doch irrt sich Wichner in dieser Bezie
hung, es roar dieser Altar, non dem auch einzelne Stiche
noch erhalten sind, nicht der jetzige Hochaltar, sondern der
Gnadenaltar, der dann 1786 mit einigen Umänderungen
in den Kreuzaltar oerroandelt wurde." Bei dieser Verän
derung wurden oier Reliefs, die sich auf das Beben JTlarias
beziehen, zur Ausschmückung des neuen Hochaltars oer
wendet, der seither Ho:h- und zugleich Gnadenaltar ist.
— Beim Kreuzaltar, der damals ein Kreuzbild oon Beder-
roasch erhielt, blieb das Tabernakelrelief, das wir auf dem
oben erwähnten Schmidtnerschen Stiche leicht erkennen.
Dieses Relief ist eine sehr bewegte, figurenreiche
Darstellung der Kreuzigung Christi im JTlomente des 5.
der letzten Worte Christi (Sitio).
Diese Darstellung hat Stamme! später (1740) in einer
Schnitzerei für das Stift Seitenstetten etwas gröfzer und
zum Teil in ganz erhobener Arbeit wiederholt."
Das Relief der Geburt Christi, das gleichfalls auf
dem Stiche zu sehen ist und jedenfalls auch den Gnaden
altar geschmückt hat, ist jetzt, oon seiner Übergoldung be
freit, in der Sakristei des Stiftes unter dem Kolossal
kruzifix des Reichenhauser angebracht. 1
Dieses Relief ist darum ganz besonders interessant,
weil sich eine Rötelskizze dieses Werkes erhalten hat, die
ohne Zweifel oom IReister selbst herrührt. Auf dieser
Skizze ist alles nur auf Gruppierung und auf Wirkung
des Ganzen flüchtig angedeutet. Der Vergleich lehrt, wie
der Künstler bei der Ausführung noch manches geändert
und die Komposition mit feinem Gefühle oerschönert hat.
Eine eingehendere Besprechung des Reliefs, eines der oor-
züglichsten Werke des Künstlers, wird Aufgabe des Textes
sein, der das Bilderroerk oon Stammeis Arbeiten be
gleiten soll.
7 Jetjt in der Paramentenkamnier.
8 P. Jrimbert Scherf, „SOOjähriges Jubiläum der Wallfahrts
kirche ITlaria frauenberg bei Admont“ 190J
2 Tagebuch des P. Jos. Schaukögl: „1749 Stambl, Bildhauer
in fldmant einiges gemacht.“
10 flbgebildet in der Weihnachtsnummer der leipziger
Illustrierten Zeitung 1880 als Werk oon ITlartin (!) Stammei.
Ebenso sehe ich hier oon einer Charakterisierung der
JTledaillons, des Englischen Grufjes und des Besuches
lllariens bei Elisabeth ab. In der Allee zum Kaloarien
berge stehen zwischen Kastanienbäumen Säulen mit
Heiligenfiguren aus Stein, oon denen mir zwei, St. Joachim
und St. Benedikt, oon Stammei zu sein scheinen. Die
anderen sind jedenfalls oon anderer Hand, oielleichf zur
Ergänzung angeschafft, wenn eine oder die andere Statu
ette einem Sturme zum Opfer fiel.
Ich möchte oon frauenberg nicht scheiden, ohne auch
auf die zwei Engelchen beim heiligen Grabe aufmerksam
zu machen, die Stammels nicht unwert wären.
ln die nächste Zeit fällt die Restaurierung der Kirche
in St. ITlartin bei Graz, der mutmafzlichen Heimat des
Künstlers, wodurch Stammei Gelegenheit erhielt, den Ein
fall Raphael Donners, auf den Hochaltar des Domes zu
Prefjburg eine Kolossal-Reiterstatue zu setjen, dadurch zu
übertrumpfen, dal) er gleich drei „Rösser“ anzubringen
roufzte, so dal] bei deren Anblick ein Kirchenfürst ausge
rufen haben soll: Bin ich denn in einen Rolzstall geraten?
Über diesen Altar hat Dr. Alfred Schnerich im
„Kirchenschmucke“" eine oorziigliche Studie oeröffentlicht,
auf die hier zu oerweisen mir gestattet sei!
In dem Jahre 1740 und dem folgenden ist Stammei
im Palfentale beschäftigt. In den Briefen des damaligen
Rlautener Pfarrers, P. Balduin, begegnet der Rame Stämel
einigemale, doch ist mir dort kein Werk oon ihm bekannt
geworden. Auf die Angabe des Herrn J. Graus hin sah
ich mich auch in Wald nach Werken oon der Hand Stam
meis um. Die oon J. Graus im „Kirchenschmucke“ als
oon Stammei oerfertigt angeführte Statue des Dismas (d. i.
des rechten Schächers), die er als eine „Arbeit ernstreli
giöser Auffassung“ bezeichnet, ist sicher nicht oon Stammei,
sondern oiel jüngeren Ursprungs. Ebensowenig oermag
ich das „gekrönte Haupt“ als Stammelsche Arbeit zu
erkennen.
Reich dagegen ist für den Sfammelforscher die Aus
beute in der Kirche zu Kallroang. Reizend und sehr in
teressant ist hier oor allem die Weihnachtskrippe, die,
wenn schon nicht als Skizze, so doch wohl als eine Vor
arbeit für die grät^ere Admonfer Krippendarstellung ange
sehen werden kann. 12
ferner fesseln zwei Kreuzwegstationen, Ecce homo
und die Kreuztragung, die Blicke eines Kunstfreundes.
Die Szene mit Pilatus halte ich für eine der besten und
ergreifendsten Werke Stammeis. Jn einer Ecke des Pres
byteriums fand ich dann auch die oon Wichner erwähnte
Gruppe „Illaria als fürbitterin für die armen Seelen“.
Wir sehen einen oon Hammen umziingelfen Oberkörper
eines lllannes, der die Hände, um Binderung seiner Qualen
flehend, emporsfreckf. Auf einer Wolke darüber sitzt Illaria
mit dem Jesuskinde. Diese Schnitzerei, die Krippe und
die zwei Kreuzwegstationen sind polychromiert, die
Heiligenstatuen St. Anna, Benedikt, Antonius, Josef und
Horian, alle gleichfalls unuerkennbar oon Stammeis Hand,
sind oergoldet. Eine Statue fehlt, denn für sieben Statuen
heifzt es nach Wichner in den Rechnungen habe der Künstler
91 fl. erhalten. Wohin diese gekommen und welcher
Heilige dargestellt war, ist mir nicht bekannt.
Rahe dem Ausgange des Paltentales, in St. Borenzen,
haben sich noch zwei kleinere Arbeiten Stammeis erhalten,
Hochreliefs, Szenen aus dem Beben zweier Heiliger: die
eine die Vision des heiligen Bernhard, die ein IRönch be
lauscht (ähnlich roie bei IRurillos „Engelküche“), die andere
die Begende des heiligen franz oon Assissi, wie der Ge
kreuzigte mit einem oom Kreuze losgelösten Arme den
11 1898. 29. Jahrgang llr. 4, 5. 45 ff.
12 6esamtbild und Detail im „Kirchenschinucke“ 1902. 55.
Jahrgang llr. 1.