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Das Bild der Elisabeth Bas.
ltach der Tlachtmache und den Sfaalmeesfers gilt wohl das
Bild der Elisabeth Bas, der Witwe des Admirals Joch ein Hendricks-
zaan Smartenhond fiir die köstlichste Perle der im Besik des
Reichsmuseums in Amsterdam sich befindenden Rembrandtschen
Kunst. Aus zahlreichen, weit oerbreiteten und als beliebter Zimmer
schmuck dienenden Reproduktionen kennt man die stattliche, ehr-
roiirdifle alte trau, welche in der Stadtsherberge schaltete, mit dem
oon Runzeln und Salten durchfurchten Gesicht, wie sie die Hände,
oon denen die rechte das mit kostbaren Spillen garnierte Taschen
tuch festhält, auf dem Schok übereinanderlegt, in Dotier Würde des
durch Reichtum gesteigerten Selbstbemufjtseins dasitjt und den
Beschauer förmlich zur Bewunderung ihrer eleganten, mit Pelz oer-
brämten Kleidung auffordert. Jefjt ist es kein geringerer als Dr.
Abraham ßredius, der in einem längeren Artikel in der Zeit
schrift „Oud Holland“ dieses Gemälde Rembrandf abspricht, um
es einem seiner Schüler, Ferdinand Bol, zuzuschreiben!
„Als 5rau Bas“, so meint ßredius, „auf der Rembrandt-
ausstellung in Amsterdam zu sehen war, sagte Dr. Bisen mann,
der damalige Direktor des rembrandtreichen ITluseums in Kassel,
der neben mir oor dem Bilde stand, zu mir: „lieber ßredius, die
Zeit wird einmal kommen, wo kein mansch mehr glauben wird,
daf] Rembrandf dieses Porträt gemalt hat.“ Damals lachte ich
meinen Kollegen aus, aber jeljt lache ich nicht mehr, denn . . .
er hatte recht. Aber er selbst konnte nicht sagen, welchem Kleister
das Bild zugeschrieben werden müsse, ich selbst habe danach
lange Jahre gesucht Bereits oor zehn Jahren habe ich die frage,
ob Rembrandf diese trau Bas gemalt habe, in oerneinend ein
Sinne beantwortet, aber ehe ich wufjte, wer der Schöpfer dieses
ITleisterstückes ist, habe ich mit der Veröffentlichung dessen, was
ich nunmehr mitteile, warten zu müssen geglaubt. Ilach meiner
festen Überzeugung kann ich je^t sagen, dafj Ferdinand Bol und
niemand anders der ITlaler dieses Bildes ist.“
Die Beweisführung uon ßredius ist kurz folgende: Von
keinem fragen so oiele Bilder eine falsche Rembrandt-Handzeich-
nung als oon le^terem, Bei zwei Porträts in der Pinakothek, die
so lange für echte Rembrandfs galten, sind, nachdem man sie ge
reinigt hatte, die echten Handzeichnungen oon Bol zutage gefördert
morden, dasselbe war bei einem Porträt im Besik des Herzogs
uon llewcasfle der fall, ebenso bei Captain Holford und bei
Cord Ar burton. Die im Besik des letjtgenannten befindlichen
Porträts eines lUannes und einer frau, die ebenfalls die Bezeich
nung „Rembrandt feoit 1641“ tragen, wo aber unter dem unechten
Wort Rembrandf noch das lange f oon Bois Handzeichnung sicht
bar ist, liefern, wenigstens was das frauenporträt betrifft, für
meine Behauptung einen geradezu zwingenden Beweis. Die linke
Hand ist mit ganz genau derselben Technik gemalt wie die oon
frau Bas; oor allem fällt die gleiche Behandlung der Hände, des
Kragens, der lllanschetten, der Knöpfe und des Pelzwerks auf.
HJan betrachte nur die kleinliche Behandlung des Kragens, die
seltsamen Striche in der mitte, wo er offen ist, wie sie bei Rem
brandt niemals uorkommen. ln der rechten Hand der frau Bas
ist eine grofje Steife mit einem einzigen Ton gemalt, aber wo hat
Rembrandt etwas Ähnliches getan? Und ist es nicht merkwürdig,
daf; ein so bedeutendes Bild oon Rembrandt dessen Atelier ohne
Handzeichnung oerlassen haben soll? Vergeblich wird man bei den
echten Rembrandfs aus jener Zeit, 1641 —1642, nach einem suchen,
das seine Handzeichnung nicht trägt. Einen so grünlichen, glatten,
ebenen Hintergrund, wie bei Srau Bas, hat Rembrandt überhaupt
nie gemalt.
Dr. ßredius ist sich des Binwurfs wohl bewuljt, dak in hollän
dischen Galerien oergeblich ein Gemälde gesucht wird, welches mit
dem Bilde oon frau Bas zu oergleichen wäre, aber ein einziges
Porträt oon Ferdinand Bol, welches in Haifon IJlanor, der Besitjung
oon Alfred Rothschild hängt und ungemein schwer zugänglich
ist, würde nach seiner Überzeugung bei jedem Kenner jeden Zweifel
sofort niederschlagen.
Die ßücheruersteigerungen
Unter dem Titel „Ich gebe auf“ oeröffentlicht im „Börsen
blatt für den deutschen Buchhandel“ (ür. 280 oom 2. Dezember 1911)
der Wiener Buchhändler franz llnger einen längeren Artikel, der
interessante Streiflichter auf die im Wiener k. k. Versatj- und
Verstcigerungsamf, uulgo „Dorotheum“ stattfindenden Bücher
auktionen wirft.
Wir entnehmen den Ausführungen Ungers: „Das Caden-
geschäff geht dieses Jahr im Wiener Buchhandel in einer Weise
schlecht, wie dies überhaupt noch niemals da war. Bine allge
meine tiefe Depression herrscht Dar, die Cäden stehen trok der
oorgerückten, schon bald weihnachtlichen Jahreszeit stundenlang
leer, das Publikum ist kaufunlustig und zahlungsunwillig wie
noch nie. Zu Unrecht suchen die Tadenbesiker dem andauernd
schönen Wetter, dem milden Spätherbst, der unheimlich anstei
genden Teuerung die Schuld an diesen Verhältnissen zuzuschreiben,
das Richtige treffen sie damit doch nicht. Denn gerade die warme
Witterung, die in der Konfektionsbranche das ganze Saisongeschäft
oernichtete, machte dadurch, dak Anschaffungen oon Kleidern für
den Herbstbedarf oielfach unterblieben, mittel für fuxusgegenstände,
zu denen leider bereits die Bücher zählen, frei, und dak trok der
Teuerung enorm oiel gekauft wird, lehrt ein Gang ins k. k. Ver-
steigerungsamf „Dorotheum“. Das ist der erste wunde Punkt, über
den ich sprechen will.
Im k. k. Dorotheum findet derzeit täglich die Versteigerung
im UUiener ,,Dorotheum“.
der Bibliothek des Sräulein Weishappel statt. Ich will daoon
absehen, dafj kein einziger Buchhändler daran glaubt, daf] die
alte Dame wirklich die oielen Tausende Bücher besak, die der
umfangreiche, oon einem gelernten Buchhändler zusammengestellte
Katalog oerzeichnet, darunter gewisse „Ramsch“-Hrtikel doppelt
und dreifach, weshalb wohl nicht mit Unrecht behauptet wird,
dak der llefte der Verstorbenen, ein im fl. Bezirke etablierter
Buchhändler, an dieser Versteigerung nicht unbeteiligt sei. Das
Wichtigste ist die Tatsache, dak die seinerzeit oom Dorotheum der
Wiener Buchhändler-Korporation erteilte Zusicherung, es würden
die Bücheroersteigerungen nach TTlöglichkeit eingeschränkt werden,
nicht nur nicht erfüllt, sondern ins Gegenteil oerkehrf wurde,
indem jekt, oor Weihnachten, wochenlang täglich in einem der
grökten Säle des Amtes Bücher-Versteigerungen stattfinden, zu
denen sich die teufe drängen wie in ein Theater ohne Eintritts
geld und bei denen sie gerade für minderwertige Artikel
Preise zahlen, dafj einem, wie der Wiener zu sagen liebt, „die
Augen übergehn“. Das „Versteigerungsfieber“ erfakt die guten
teute und oerführt sie dazu, sich zu unuerhältnismäfjig
hohen Preisen Bücher anzuschaffen, die sie im Schaufenster
einer Buchhandlung nie beachtet hätten, für die sie meist auch
gar keine Verwendung haben. Darauf erfolgt dann die Ernüch
terung und der feste Vorsak, überhaupt keine Bücher mehr zu
kaufen. Auker diesen täglichen Versteigerungen finden in einem