MAK
Nr. 24 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 379 
und Schlössern verschlossen werden. Die Schlösser gehen auf 
die Zeit des Perikies zurück. Aber freilich waren diese Kasten 
ursprünglich nicht zur Reise bestimmt, und versahen im Hause 
den Dienst von Truhen oder Schränken, die dann den Besitzer 
auf seinen Fahrten als »Gepäck« begleiteten. Die praktische 
Anpassungsfähigkeit der Römer läßt sie dann diese von den 
Phöniziern und Griechen vorgebildeten Reisekisten übernehmen 
und vervollkommnen, und sie bereichern das Arsenal der Ge 
päckstücke um den »Safe«, der eine römische Erfindung ist 
und zuerst als eine Art mit Eisenplatten beschlagener Halz- 
koffer auftaucht. Aber schon zu Neros Zeiten ist mit dem Luxus 
der Reisegefährte auch der Luxus der Reisekasten hoch ent 
wickelt, reiche Leute schmücken ihre »Koffer« sogar mit Edel 
steinen und kostbaren Goldbeschlägen oder Elfenbeinschnitze 
reien. In Mitteleuropa tauchte der Reisekoffer erst zur Zeit 
Karls des Großen auf, um dann im raschen Entwicklungsgänge 
Formen anzunehmen, die bisweilen schon sehr stark an manche 
moderne Gepäckstücke gemahnen. Noch sind die Koffer aus 
Holz gearbeitet, aber sie werden zum Schutze gegen die Witte 
rung bereits mit Leder überzogen und zugleich entsteht ein 
kleiner Koffer, ein Vorläufer unserer Handtasche, der von den 
vornehmen Reisenden, insbesondere von den Damen, selbst ge 
tragen wird, weil in diesen kleinen Behältern Juwelen, Geld, 
Urkunden und manche kleine Toilettengeheirnnisse verwahrt 
werden. Uns interessiert von diesen kleinen Reisegefährten 
besonders das sogenannte »Reisefäßchen« der Renaissance: 
wir glauben eine ganz moderne elegante Hutkiste von uns zu 
sehen. Freilich, an der Stärke des verwandten Holzes und an 
den schweren, kunstvollen Schmiedearbeiten der Verschlüsse 
erkennen wir den Geist einer Zeit, die es noch nicht gelernt 
hat, die Reiseausrüstung nüchterner Zweckdienlichkeit unter 
zuordnen. Aber schon beginnt sich in diesen noch oft mit Holz 
schnitzereien geschmückten Reisefäßchen die Form unseres 
modernen Koffers anzukündigen, die scharfen Kanten werden 
abgerundet, die Deckel wölben sich und mit der Zeit der Post 
kutschen und der ersten Eisenbahnen setzt sich dann das 
Prinzip, durch, die Reiseutensilien bei möglichst großer Wider 
standsfähigkeit leichter zu gestalten. Die Bretter der Kisten 
werden dünner, man beginnt sie mit schweren Leinenstoffen 
zu überziehen, und dann taucht auch die uns aus vielen Stichen 
vertraute Reisetasche aus Großmutters Zeiten auf, die aus 
Stoff gefertigt Ist und in leuchtenden Farben ein kühn ge 
streiftes oder verwegen geblümtes Muster aufweist. 
Museen. 
(Das Dubskysche Porzellanzimmer) ist vom 
Oesterreichischen Museum in Wien erworben worden. Es ist 
dies eine der bedeutendsten Erwerbungen seit dem Bestände 
des Instituts. Das sogenannte Porzellanzimmer des Grafen 
Aibrecht D u b s k y in Brünn, das im Mai 1902 durch eine 
Publikation des Brünner Museumsdirektors Julius L e i s c h i n g 
zum erstenmal bekanntgemacht wurde, ist darauf bei der Alt 
wiener Porzellan-Ausstellung vom Jahre 1904 im Oesterreichi- 
schen Museum durch eine Anzahl von Finzelstücken und Ab 
bildungen des ganzen Raumes weiteren Kreisen vorgeführt 
worden. Das Zimmer dürfte um 1730 ausgeführt worden sein 
und ist in den reichsten Formen der österreichischen Spät 
barocke durchgebildet. Wände und Möbel sind mit gelbem 
Seidendamast bezogen, Fenster, Türen, Supraporten und 
Lambericn in Eichenholz; das Ganze ist mit prächtigen ge 
schnitzten und vergoldeten Ornamenten verziert, die auf 
Konsolen etwa 70 kleinere und größere Porzellanvasen und 
Becher tragen. Einzig in seiner Art wird dieses Zimmer durch 
eine in dieser Form beispiellos dastehende Verbindung der 
Goldverzierungen mit unzähligen Porzellanplättchen von ver 
schiedener Form und Größe, die in die Holzvertäfelungen, in alle 
Zierstäbe, in die Lämberien, Fenster- und Türenumrahmungen, in 
sämtliche Möbel, Spiegel- und Bilderrahmen eingelassen und 
zum Teil mit eigenen, höchst zierlichen Goldumrahmungen ver 
sehen sind. In einer Ecke des Zimmers befindet sich ein 
Porzellankamin mit darüber sich erhebendem, prächtig um 
rahmten Spiegel, ein ähnlicher Spiegel mit Konsoitisch schmückt 
den Fensterpfeiler. Eine Sitzgarnitur und sonstige Möbel, sämt 
lich vergoldet, bilden die übrige Einrichtung, zu der auch die 
Porträts Maria Theresias und Kaiser Josef II. sowie zwei weib 
liche Bildnisse zu zählen sind. Eine große, prächtig umrahmte 
Wanduhr, zwölf Wandarme und drei zierliche Luster aus 
Porzellan vervollständigen das Gesamtbild dieses, mit Rück 
sicht auf sein nahezu zweihundertjähriges Alter merkwürdig gut 
erhaltenen Raumes. Die Porzellane sind auf das sorgfältigste mit 
bunten Malereien, und zwar teils mit Chinoiserien, teils mit 
»deutschen Blumen« verziert. Der Charakter der Malerei weist 
auf die Frühzeit der Wiener Fabrik hin; die Porzellane sind mit 
wenigen unbedeutenden Ausnahmen, die sich als spätere Er 
gänzungen zu erkennen geben, Erzeugnisse Dupasquiers, des 
Gründers der Fabrik, und somit die umfangreichste, bedeutendste 
und in ihrer Gesamtheit glänzendste Leistung aus deren An 
fängen. Das Zimmer wurde vor einigen Wochen unter Aufsicht 
cies Vorstandes der keramischen Sammlung, Vizedirektors 
Regierungsrates F o 1 n e s i c s, durch F. Schönthaler & Söhne 
rnit größter Sorgfalt abmontiert und nach Wien gebracht. Es wird 
int ersten Stock des zu diesem Zweck einer Adaptierung unter 
zogenen Verbindungsbaues des neuen mit dem alten Hause zur 
Aufstellung gelangen und voraussichtlich um die Jahreswende 
der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht werden. 
Vom Kunstmarkt. 
(Die Auktion Bösendorfer -Haunold.) Bei der 
im Kunstsalon E. Hirschler & Co. in Wien durchgefiihrten 
Auktion Bösendorf er-Haunold wurden folgende Hauptpreise 
erzielt: Nrn. 45 und 46 Anton H a u s c h. Am Chiemsee und 
Perchtoldsdorf, je K 300; Nr. 22 E. D e 1 f o s s e, Junge 
Italienerin K 320; Nr. 23 Kopie nach Duple.ssis, Gluck am 
Spinett K. 330; Nr. 27 Thomas Ende r, Pinienhain bei Rom 
K 330; Nr. 28 Jehudo Epstein, Junge Sizilianerin K 640; 
Nr. 30 Camilla F r i e d 1 ä n d e r, Erühstücktisch K 375; Nr. 31 
Dieselbe, Geschnitzter alter Tisch K 385; Nr. 43 Remi van 
H a a n e n, Moorlandschaft K 495; Nr. 59 Eugene J e 11 e 1, Une 
ferme ä Saleneulles K 3245; Nr. 68 Ferdinand Küß, Großer 
Blumenstrauß in Steinvase I\ 475; Nr. 67 Kriehuber, Fried 
rich Kaiser K 835; Nr. 75 Friedrich L’A llemand, Oester- 
rcichische Dragoner K 750; Nr. 86 Edmund Mahlknecht, 
Almhütte K 420, Nr. 81 Viktor L e c 1 a i r e, Astern und andere 
Herbstblumen K 1100; Nr, 87 Hans Makart* Junge Römerin 
K 2695: Nr. 93 Andreas Müller, Christus als Knäblein K 1715: 
Nr. 95 L. C. Müller, Junger Berber K 375; Nr. 97 Leopold 
Mansch, Ungarischer Bauernhof K 550; Nr. 107 J. C. B. 
Püttner, Altes Gebäude und Häuser, Winter, K 240; Nr. 108 
Karl Rahl, Baronin von Feuchtersleben K 340; Nr. 109 Der 
selbe, Bildnis einer jungen Frau K 330; Nr. 115 Karl 
Reichert, Zwei Hühnerhunde K 660; Nrn. 118 u. 119 Franz 
R e i n h o 1 d, Heimkehr vom Felde — Vor der Schmiede K 495: 
Nrn. 121 und 122 Hermann R e i s z, Heimfahrt aus der Kirche 
K 320; Wochenmarkt K 430; Nr. 129 Eduard Ritter, Un 
schuldiger Uebermut K 1760; Nr. 151 Felix Schur ig, Chopin 
I( 330; Nr. 159 Georg S e i t z, Obststilleben K 440; Nr. 161 Josef 
Teltscher, Junge Dame in weißem Tüllkleid K 430, und 
Nr. 163 Louis Toussaint, Der Trödlerladen K 705. Die 
Bilder und Studien von C. Haunold erzielten Preise zwischen 
K 30 und K 110. 
(Die zweite Begas-Auktion.) Im Kunstauktious- 
haus von Gebrüder Heilbfon in Berlin wurden anläßlich der 
zweiten Begas-Auktion die Plastiken aus dem Nachlaß 
von Reinhold Begas versteigert, die bei der ersten Auktion 
zurückgesteUt worden waren. Beim. Strousberg-Sarkophag ging 
aas Angebot nur bis 32.000 Mark, während das Auktionshaus als 
Mindestpreis 40.000 Mark festgesetzt hatte. Auch die Modelle 
zum Denkmal Wilhelm und Alexander v, Humboldts, die Pro-
	        
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