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Seite 362 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Nr. 24 
betonen - den konzessionierten Händler. Er 
muß 10 Tage vor dem Verkaufe eines Wertobjektes 
die Anzeige an die k. k. Zentralkommission für Kunst und 
historische Denkmale in Wien erstatten, die sich inner 
halb dieser Frist entscheiden soll, ob sie den Gegenstand 
erwirbt oder nicht. Nun schätzt niemand wohl mehr die 
verdienstliche Tätigkeit, die diese aus hervorragenden 
Fachmännern zusammengesetzte Korporation entfaltet, 
als wir, leider wissen wir aber auch, wie unzulänglich 
die finanziellen Mittel sind, über die die Kommission ver 
fügt. Welchen Nutzen soll sie nun aus der Anzeigepflicht 
ziehen? Man wird den Herren nur das Herz schwer ma 
chen, mehr nicht, dem Händler aber wird in der Regel das 
Geschäft verdorben sein. Denn wie selten wird sich ein 
Fremder, der auf der Durchreise hier etwas kaufen will, 
dazu verstehen, zehn Tage auf einen Gegenstand zu 
warten, den er in einem anderen, mit einer solchen Ver 
ordnung nicht gesegneten Lande auf der Stelle haben 
kann. 
Sollen wir offen sein, so denken wir uns die Sache 
in der Praxis allerdings etwas anders. Wir glauben, der 
Händler wird in der Regel nicht erst abwarten, bis sich 
der Käufer wirklich meldet: um freie Hand zu haben, 
wird er sofort beim Ankauf eines Objektes an die Zen 
tralkommission herantreten und ihr sagen: »Ich habe 
einen Käufer für den Gegenstand, er bietet so und so viel, 
ich verlange das und das, gibst du den Betrag dafür, so 
gehört er dir.« Die Herren von der Zentralkommission 
werden gewiß alle Hebel in Bewegung setzen, um das 
Geld für den Gegenstand aufzutreiben, aber wie selten 
wird der gute Wille sich lohnen. Und wenn der Verkauf 
an der zu hohen Forderung des Händlers scheitert, was 
dann? Der Händler hat das Seine getan und kann 
nun den Gegenstand verkaufen an wen und wohin er 
will, auch ins Ausland, und das sollte durch die Ver 
ordnung doch in erster Linie verhindert werden. 
Wir wollen uns diesmal an diesen Beispielen ge 
nügen lassen, um die Unhaltbarkeit der geplanten Maß 
nahmen darzutun. Aber noch hat die Verordnung die 
Amtsräume des Handelsministers nicht verlassen, noch 
ist es, will man nicht, was wohl das Klügste wäre, ganz 
auf sie verzichten, Zeit, jene Bestimmungen daraus zu 
eliminieren, die den Antiquitätenhandel in Oesterreich 
aufs schwerste schädigen würden, ohne irgend einen 
praktischen Wert zu haben. Einen Griff ins Leere zu tun, 
das sollte man denn doch vermeiden. 
Der japanische Farbenholzschnitt. 
Eigenschaften des alten Holzschnittes und seine Fälschungen, Kopien, Nach- und Neudrucke. 
Von Karl Mienzil, k. u. k. Oberst d. R. (Wien). 
(Schluß.) * 
Die Beurteilung der Farbe n ist das sicherste und 
wichtigste Mittel zur Erkennung einer Fälschung. Ueber 
dieselben wäre zu bemerken, daß sie bei Fälschungen, 
wenn sie nicht äußerst geschickt hergestellt wurden, 
nicht die feine Harmonie der alten Blätter zeigen; dies 
tritt auch zuweilen bei späteren Drucken hervor. Es 
fehlt ihnen allen der Einklang in den Farben, der den 
Kunstsinnigen bei den alten Drucken so ungemein be 
friedigt, ja entzückt. Die Farben solcher neueren Blätter 
erscheinen mehr oder weniger derb aufgetragen, sie sind 
stumpfer im Ton und häufig grell in der Farbe. Es fehlt 
ihnen auch der eigentümliche matte Glanz und die 
Transparenz der Farben, die die alten Blätter zeigen. 
Die Anilinfarben erschienen im Jahre 1866 auf dem 
europäischen Markte und dürften vor den Sechziger 
jahren in Japan kaum in Verwendung gelangt sein; in 
folgedessen ist jedes Blatt eines Künstlers, der vor dieser 
Zeit gewirkt hat, und welches Anilinfarben zeigt, ein 
späterer Druck, ein Neudruck oder eine Fälschung. 
Anilinfarben sind nicht lichtbeständig und verändern da 
her ihre Farbe, was bei der Beurteilung der Blätter auch 
berücksichtigt werden muß. So wird zum Beispiel Anilin- 
violett an der Sonne mit der Zeit grau, Karmin geht ins 
Braune über und viele Farben verschwinden zum Schluß 
fast gänzlich. Eine von der Sonne ausgesogene Anilin 
farbe ist oft schwer als solche zu erkennen. Aber auch 
die alten echten Farben verändern ihren Ton, einige 
oxydieren. So finden wir alte Biätter, auf denen das sonst 
so beständige Indigo ins Gelbliche verblaßte. Auch die 
Rosafarbe wird gelb, und zwar wird dieses Gelb so licht, 
daß es kaum bemerkbar ist, besonders dann, wenn das 
Blatt stark gebräunt ist. Diese Veränderungen treten 
4 Siehe Nr. 23 der »Internationalen Sammler-Zeitung«. 
naturgemäß zuerst an der Oberfläche des Papieres auf. 
Die von dem Papiere aufgesogene Farbe leuchtet daher 
im Innern zumeist noch hindurch, wenn sie auch auf der 
Oberfläche sich gänzlich verändert hat, sobald man das 
Blatt gegen das Licht hält. Ebenso treten die Farben mehr 
oder weniger hervor, wenn man das Blatt befeuchtet, um 
wieder beim Trockenwerden desselben zu verschwinden. 
Alte Blätter, die diese Eigenschaften in der Farbe zeigen, 
sind wohl zumeist echt. Die Farben, denen Bleiweiß zu 
gesetzt wurde, um sie undurchsichtiger zu machen, 
oxydieren leicht; es sind dies zumeist Weiß, Grau, Rosa 
und Zinnober. Das Oxydieren ist aber nicht immer das 
Zeichen des Alters; es gibt auch ganz neue Blätter mit 
künstlich oxydierten Farben, ja manche Künstler rechnen 
mit diesem Efiekt des Oxydierens, so S h u n s h o bei 
seinen Schauspielerdarstellungen. Dagegen oxydieren 
diese Farben nicht, wenn statt Bleiweiß Kalk zur 
Mischung genommen wurde. So gibt es Blätter von 
K o r i u s a i, dessen Rot oxydiert ist, und solche, die in 
leuchtenden Farben sich zeigen; zum Beispiel das Rot, 
das er in seinem schönen erotischen Kissenbuche »Sikido 
torikuni«, das heißt, der Liebesweg, anwandte. 
Bei dieser Gelegenheit will ich auch erwähnen, daß 
das Rot bei den alten Abdrücken von K i t a o Masa- 
nobus großen Joshiwarabildern (Katalog Hayashi 
Nr. 507) nicht oxydiert. Bei den späteren Abdrücken oder 
Kopien erscheint dieses Rot in dunklerer Färbung und 
oxydiert. Daher kommt es, daß Sammler gerade diese 
Nachdrucke für alte, dagegen die nicht oxydierten Blätter 
für neuere Drucke halten. Jedenfalls muß der Sammler 
viel gesehen haben, um die alten echten Farben von den 
neueren zu unterscheiden. 
Wir finden auch zuweilen dieselben Blätter mit ver 
schiedenen Farben vor; trotzdem können beide gute,
	        
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