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er, wie überhaupt für das Theatre de la Renaissance, Plakate von ausserordent-
licher Wirkung entwarf. Diese Wirkung beruhte vor allem auf dem Gegensatz zu
den tollbewegten, in Knallfarben durch einander sprühenden Plakaten Jules Cherets
und seiner Nachahmer. Muchas Plakate sind „weiss" und ruhig. Eine Hauptfigur
von persönlichem Reize, die meist etwas vom Märchen und vorn Rebus an sich
hat, ist arabeskenhaft ausgestattet. Als wäre Moriz von Schwind im modernen
Paris wiedergeboren. Gleich dem Genfer Eugene Grasset, der den anderen Pol
des Pariser Plakats bedeutet, ist auch Mucha mit einer Fülle von Behelfen aus der
Archäologie, Kostümkunde, Symbolik, Industrie und Graphik ausgerüstet, die seine
lebhafte decorative Phantasie in unerschöpflichem Reichthum, aber mit so discreter
Eleganz verwendet, dass das Hauptmotiv immer das zunächst Verständliche
bleibt. Neben diesen vornehm und poetisch wirkenden Blättern, die für Engländer
gemacht zu sein scheinen, sind die von Cheret die populären und nur-pariserischen;
aber der englische Geschmack dictirt jajetzt in Paris. Auch in der Art, wie Mucha
stilisirt, bekundet sich seineUrsprünglichkeit. So ist es für ihn ganz charakteristisch,
wie er das I-laupthaar seiner Figuren weithin in die „famosen Makkaroni" (wie
einer seiner Pariser Kritiker sagt) auszuziehen und in diesem Zustande phantastisch
zu frisiren liebt. Es sind aber keineswegs Makkaroni, sondern etwas, wovon die
Pariser Ethnographie sich nichts träumen lässt. Der Czecho-Slave Mucha hat den
„Drahtstil", wenn man so sagen darf, im Blute. Es ist die reizendste Drahtbinderei,
die er treibt, wenn er etwa die 32 Blätter zu Robert de Flers' Märchen: „Ilsee,
princesse de Tripoli" mit doppelten „lacis de cordelette" umzieht, die sich für
österreichische Augen sofort in Draht verwandeln, und augenscheinlich mit dem
Zänglein in einander gebogen und spiralisirt sind. Auch jenes I-Iaupthaar wirft und
krümmt sich drahtartig, bis es der Künstler, der ja sorgfältig in der Fläche bleibt,
flach hämmert und vergoldet, so dass es als exotisches Schnörkelwerk fixirt steht.
Auch in den zahllosen Zeichnungen, die er für Menus, Einladungskarten, Kalender,
Buchumschläge u. s. f. geliefert hat, füllt er so manche Fläche mit einem starren
Drahtornament von pikanter Willkürlichkeit. Man denkt an Albrecht Dürers aller-
dings phantasievollere und systematischere „Knoten" und noch mehr an das
Flechtornament der irischen Miniaturen. Muchas Werk umfasst bereits viele
Hundert Nummern; im Juli vorigen Jahres war es im Salon des Cent (Rue Bona-
parte) ausgestellt. Von manchen seiner Blätter wurden viele Tausend Abdrücke
verkauft. Daneben illustrirt er reichlich. Mit Rochegrosse hat er sogar ein
Geschichtswerk illustrirt („Scenes et Episodes de PHistoire d'A1lernagne" von
Seignobos) und diesem soll ein ähnliches Werk über Spanien folgen. Diese
grossen iigurenreichen Scenen mit mannigfaltiger Schwarz- und Weiss-Wirkung
lassen den Einfluss erkennen, den eine Zeit lang Jean Paul Laurens auf ihn
genommen. Auch Panneaux für Wandverzierung und grosse Glasgemälde (Jeanne
d'Arc, Roland, St. Hubertus) hat er entworfen. In der Ausstellung bei Artaria
sah man von alledem Vieles, manches sogar im Original, und dazu zahlreiche
Studien, wie denn Mucha mit der Natur auf bestem Fusse steht.
MAX SLEVOGT. Im Gebäude der Gartenbaugesellschaft veranstaltete der
Kunsthändler E. Artin zuAnfang des Winters eine Ausstellung von Arbeiten
moderner Künstler. Ein ganzer Saal voll Bilder Max Slevogts zeigte diesen gähren-