malereien die Gläser, um sie
fleckenweise zu einem Gesammt-
Farbenbilde zusammenzuziehen.
Je sicherer das handwerk-
liche Können bei all solchen
Fragen auftritt, desto überzeu-
gender, autoritativer wirkt der
Gedanke, der dem Kunstwerk zu-
grunde liegt. Dabei weiss er in
der Verausgabung der Mittel
Mass zu halten; ist doch immer
und überall klare, einfache Ge-
staltungsweise die erste Grund-
bedingung harmonischer Ge-
sammtwirkung.
Zuvor schon ist gesagt
worden, Grasset erstrebe die Neu-
belebung der decorativen Kunst
durch Anlehnung an die Natur H
freilich bedingter Weise. Ein-
seitigkeit liegt ihm hiebei ferne.
Dabei weiss er genau, worin die Wirkung, worin die Charakteristik
dessen beruht, was andere, frühere Zeiten geschaffen haben. Aber
nie verführt ihn dies dazu, Anleihen zu machen, die Selbständigkeit
seiner Gestaltungskraft auch nur im geringsten preiszugeben und
dafür „nach berühmten Mustern" zu empfinden. Hat er sich auch
vielfach mit Stoffgebieten der Vergangenheit - es seien nur die
„HaymonskindeW angeführt - beschäftigt, so lag es ihm doch
ferne, ins Alterthümlerische zu verfallen. Was er macht, trägt den
Stempel seiner Individualität. Ausser Viollet-le-Duc (der freilich schon
todt ist) giebt es vielleicht keinen Künstler, der so tief in das Wesen
und in die Formenkenntnis der Architektur und alles dessen, was
damit in Verbindung steht (z. B. Belagerungswesen) eingedrungen
ist. Grasset cornponirt mit der grössten Leichtigkeit für seine Figuren-
bilder umfangreiche Architekturen, Städte mit Wällen und Thoren,
Schlösser und Burgen, aber er componirt sie als Architekt, nicht als
malerischer Luftschlossbaumeister. Sie sind wahrscheinlich, denn
sie vereinigen alles, was die Wirklichkeit der Ausführung erfordern
würde. Nicht anders ist es, wenn er Interieurs darstellt. Man sehe nur
z. B. die frühromanischen Gemächer in seinen Illustrationen zu „Le
Saint Pleur", oder zu „Le comte de Maugrignon". Nicht die räumliche
Skizze